Honoratus, S. (4)

Honoratus, S. (4)

4S. Honoratus, Ep. Arelat. (16. al. 20. Jan. 15. Mai). Dieser hl. Honoratus ist der berühmte Stifter des Klosters Lerins (Lerinum) auf der Insel gleichen Namens, das die Mutter so vieler Heiligen geworden ist. Noch sieht man die Ruinen der herrlichen Abtei, die später seinen Namen führte. Sein Name findet sich in den meisten Martyrologien, auch im Mart. Rom. Er stammte aus einem vornehmen Geschlechte, das der Stadt Rom öfter Consuln gegeben hatte. Die Namen seiner heidnischen Eltern, welche nach Gallien gezogen waren, sind gleichwohl unbekannt. Er erhielt eine seiner Geburt angemessene Erziehung. Am Heidenthume, in welchem er geboren war, verlor er bald, nachdem er die christliche Lehre kennen gelernt hatte, alle Freude. Er verlangte als Jüngling die heil. Taufe und ließ sich von diesem Vorhaben auch durch die größten Hindernisse, welche ihm besonders der heidnische Vater in den Weg legte, nicht mehr abbringen. Auch seinen ältern Bruder Venantius bewog er, die Gnade des Heils zu ergreifen. Bald darauf gaben sie ihr ganzes Vermögen den Armen und stellten sich unter die Leitung des hl. Eremiten Caprasius3, der nach W. W. (VI. 483) die Inseln bei Marseille bewohnte, und mit welchem sie sich später nach Griechenland einschifften, in der Absicht, unbekannt in irgend einer Wüste zu leben. Venantius starb einige Zeit nachher, nämlich um das J. 374, zu Modon (Methone) in Griechenland, und Honoratus mußte wegen seiner leidenden Gesundheit nach Gallien zurückkehren. Er stellte sich dort unter den hl. Bischof Leontius von Frejus (Foro-Julium, Forum Julii), welcher ihn zum Priester weihte, nachdem er zum Zeit lang als Eremit in den Gebirgen von Frejus gelebt hatte. Im Verlangen nach größerer Vollkommenheit ging er dann mit seinem alten Lehrer Caprasius nach der benachbarten, bisher nur von Schlangen und anderm Ungethier bewohnten Inselgruppe von Lerins56. Auf einer dieser Inseln gründete er im J. 400 oder 410 ein Kloster unter der Regel des hl. Pachomius, welches er als erster Abt leitete, wahrscheinlich mit dem hl. Caprasius, der bei den Boll. (Jun. I. 77) ebenfalls Abt von Lerin genannt wird. – Bald erhielt die wüste Insel ein anderes Aussehen. »Wer zu Christus wollte, ging zu Honoratus,« sagt der hl. Hilarius von Arles, »und wer zu honoratus ging, fand Christum.« Er bildete ausgezeichnete Schüler, unter denen namentlich der hl. Hilarius18, sein Neffe und Nachfolger auf dem Bischofstuhle von Arles, hervorglänzt. Da nämlich sein Ruhm sich immer weiter verbreitete, wurde er im J. 426, trotz seiner demüthigen Weigerung, auf den bischöflichen Stuhl von Arles (Arelatum) erhoben. Wie er hier wirkte, ersieht man aus folgenden Worten seines Schülers Hilarius: »Unter seiner Leitung blühte nun die Kirche Christi, wie vordem das Kloster geblüht hatte; sie nahm zu an Gnaden und nahm ab an Schätzen« (durch seine Freigebigkeit). Die Nächstenliebe, das christliche Mitleid hatte sich in ihm gewissermaßen verkörpert. In geistlicher und leiblicher Noth war er unermüdeter Rathgeber und Helfer. Er hörte nicht auf, zu lehren, zu ermahnen, zu warnen und zu trösten, bis seine Zunge im Tode erstarrte. Denkwürdig ist seine Anrede an die Behörden der Stadt, welche ihn in seiner letzten Krankheit besuchten: »Ihr sehet an mir,« sprach er, »was für eine gebrechliche Herberge wir bewohnen. So hoch wir auch im Leben hinaufgestiegen seyn mögen, der Tod zieht uns wieder herab. Von dieser Nothwendigkeit ist Niemand frei, sei er auch in Ehren und Reichthümern; sie ist Gerechten und Ungerechten, Schwachen und Mächtigen gemeinsam. Großen Dank aber schulden wir Chrisio dafür, daß Er unsern Tod durch seine Auferstehung von den Todten belebt hat mittelst der Hoffnung auf die eigene Auferstehung. Indem er das ewige Leben brachte, hat Er den Schrecken des ewigen Todes vernichtet. Lebet daher so, daß ihr den Ausgang des Lebens nicht zu fürchten brauchet, daß ihr das, was wir Tod nennen, als eine Uebersiedlung betrachten dürfet. Wenn der Tod keine Qualen verursacht, so ist er keine Strafe. Die Trennung der Seele vom Leib ist zwar hart, aber viel härter wird das Beisammenseyn von Seele und Leib in den Flammen der Hölle seyn, wenn wir nicht, so lange wir leben, unsern geistigen Adel erkannt und dem Körper und seinen Fehlern den Krieg erklärt haben .... Dieß also thuet! Dieß Erbtheil hinterläßt euch euer Honoratus; mit seinem letzten Athemzuge ladet er euch noch ein zur Erbschaft des himmlischen Reiches.« In gleich rührender Weise nahm er Abschied von seinen Priestern. Wer nicht zu ihm kommen konnte, dem vergaß er nicht, durch die Anwesenden seinen letzten Gruß zu übersenden. So starb er am 16. Jan. um das J. 430. Uebrigens sind die Angaben des Todesjahres sehr verschieden: Baronius setzt beiläufig das J. 432; Andere haben 430 oder 435; W. W. (VI. 483) nimmt das J. 428 an, Butlerdas I. 429. Das Volk eilte schaarenweise herbei, seinen Leichnam oder wenigstens seine Bahre zu küssen. Als er in der Kirche zu St. Genesius außerhalb Arles beigesetzt wurde, waren alle Häuser leer, Niemand wollte bei seiner Bestattung fehlen. Im J. 1391 übertrug man einen großen Theil seiner Reliquien nach Lerins. Abgebildet wird er nach Migne (Iconogr. S. 278), wie er über einen Drachen hinwegschreitet, da er durch sein Gebet die Unthiere von den genannten Inseln verscheuchte, wie denn auch wohl die Cultur, die sein Kloster dort schuf, die ungesunden Ausdünstungen, die bösartigen Thiere u. s. w. dort überhaupt verminderte und eine wirthliche, wohnbare Stätte zuwegebrachte. (II. 15.)



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