Johannes Duns Scotus (881)

Johannes Duns Scotus (881)

881Johannes Duns Scotus, (8. Nov.), genannt Doctor subtilis. »der scharfsinnigste Denker unter den Scholastikern,« wie ihn Döllinger bei W.W. (IX, 878) nennt, war dem Franciscanerorden angehörig. Ueber sein engeres Vaterland herrschen verschiedene Annahmen, indem ihn Einige als Schotten, Andere als Iren, wieder Andere aber als Engländer bezeichnen, je nach der Nationalität des über ihn schreibenden Schriftstellers. Nach der geläufigsten Annahme war er ein Engländer und zu Dunstan (Duns), einem kleinen Dorfe bei Alnwyk in der Grafschaft Northumberland, geboren, woher er den Beinamen Duns (Dunsius) erhielt. Den Beinamen Scotus110 führt er nach Döllinger (l. c.), weil er aus dem Norden der britischen Insel stammte. Wäre er ein Irländer gewesen, so würde er nicht mehr, gleich dem berühmten Philosophen des neunten Jahrhunderts (s. B. Johannes252), Scotus genannt worden seyn, indem die Insel, die früher diesen Namen (Scotia major) geführt, denselben damals längst verloren hatte. Ueber die Zeit seiner Geburt weiß man nichts Gewisses. Wenn er, wie bei Aschbach (IV. 871), freilich dort ohne Todesjahr, angegeben wird, über 80 Jahre alt wurde, und er im J. 1308 starb, wie fast Alle wollen, so muß er lange vor der gewöhnlichen Angabe (1274 od. 1275) geboren seyn. Gewöhnlich wird ihm eine kürzere Lebensdauer zugetheilt. Döllinger (l. c.) läßt ihn im Jahr 1266 geboren seyn, will jedoch der Meinung, die das Geburtsjahr in das Jahr 1245 setzt, ganz und gar nicht entgegentreten. Ein so kurzes, Leben wäre ja überhaupt mit der umfassenden literarischen Thätigkeit des Johannes wenig vereinbar. Johannes war bei den Minoriten in Newcastle eingetreten und wurde von dort auf die Universität Oxford gesandt, wo er im Merton-Collegium111 seine Studien machte. Nachdem sein Lehrer Wilhelm Ware (Verus) von Oxford nach Paris berufen wurde, erhielt unser Johannes die erledigte Lehrstelle. Nach Aschbach wäre dieß im Jahr 1301 geschehen. Bald verbreitete sich der Ruf seiner Vorlesungen auf dem Continente, so daß die Zahlseiner Schüler immer mehr wuchs. Im Jahre 1304 beauftragte der Minoriten General Gonsalvo, wie bei W.W. (l. c.) angegeben wird, von Ascoli aus den Quardian des Ordens in Paris, er solle den Johannes Scotus, dessen Talent und wissenschaftliche Ueberlegenheit ihm (dem General) theils durch lange Erfahrung, theils durch den allenthalben verbreiteten Ruf vollkommen bekannt sei, der Universität zur Verleihung des Baccalaureats präsentiren. In diesem Jahre 1304 erhielt also Johannes in Paris das Baccalaureat und dann den Doctorgrad. Nach Paris, glaubt Döllinger, müsse aber Scotus wohl schon im Jahre 1301 berufen worden seyn. Sein Hauptwerk, den Commentar über die Sentenzen, soll er noch in Oxford verfaßt haben; weil er aber eine Bulle des Papstes Benedict XI. darin anführt, so scheint er es in Oxford angefangen, in Paris um das Jahr 1304 vollendet zu haben. Im Jahr 1307 wurde er nach Zedler (VII. 1605) im Convente zu Toulouse Vorstand der theologischen Facultät. Im J. 1308 berief ihn ein Schreiben des Generals Gonsalvo nach Köln, wo damals die Secte der Begharden um sich griff, und die Schöffen der Stadt ihre neue Schule durch einen so ausgezeichneten Namen zu zieren wünschten. Er hatte aber in Köln nicht lange mehr zu leben; denn er starb schon am 8. Nov. dieses Jahres 1308. Seine Werke sollen fast alle unvollständig seyn, und mehrere den Anschein geben, als seien sie aus nachgeschriebenen Vorlesungen entstanden. Die Schärfe und oft auch Spitzfindigkeit seiner Untersuchungen erwarb ihm den Namen Doctor subtilis. Seine Lehransichten, welche häufig mit den bisher geltenden des hl. Thomas v. Aquino mehr oder minder in Conflict kamen, veranlaßte die Schule der Scotisten, die neben der der Thomisten sich Autorität verschaffte. Dem Johannes Duns Scotus verdankt namentlich die Lehre von der unbefleckten Empfängniß der heil. Jungfrau Maria die umständlichere Durchführung und Ausarbeitung. Was bezüglich der Namen Duns und Scotus für Ansichten in Gang gebracht wurden, sowie Näheres über seine Lehre etc. wolle man bei W.W., Aschbach, Zedler etc. nachsehen. Seine Werke hat der irische Franciscaner Wadding zu Lyon im J. 1639 in 12 Folio-Bänden herausgegeben. Bezüglich seines Grabmals findet man bei Bruzen (III. 1536) die Notiz, daß dasselbe im Bar. süßerkloster zu Köln hinter dem Hochaltare steht. Er nennt ihn Johannes Doves, sagt, daß er am 8. Nov. 1308 starb, und daß die Grabschrift so laute:


Scotia me genuit, Anglia me suscepit,

Gallia me docuit, Colonia me tenet.


Am 8. Nov. steht sein Name in Hub. Men., wo er auch Johannes Dunsius heißt, sowie im Kalender des 3. Ordens. †



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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