Eleazarus Senex, S. (2)

Eleazarus Senex, S. (2)

2S. Eleazarus Senex M. (1. Aug.) Antiochius Epiphanes, König von Syrien, erzürnt über das Mißlingen seines Planes, Aegypten zu erobern, schickte seinen Feldherrn Apollonius mit 22.000 Mann nach Judäa mit dem Befehl, Jerusalem zu plündern. An einem Sabbath vollzog er diesen Befehl. Nachdem er die Stadt verheert, viele Häuser verbrannt, viele Juden getödtet und die Mauern der Stadt niedergerissen, die Burg Sion aber noch mehr befestigt hatte, legte er eine Besatzung hinein, und zog mit einer Abtheilung des Heeres nach Syrien. Zu dieser Besatzung schlugen sich viele abtrünnige Juden, welche den Tempel entweihten, das tägliche Opfer abschafften und auf den verwüsteten Brandopferaltar einen heidnischen Altar setzten, wo man zu bestimmten Zeiten dem Jupiter Schweine opferte. Zu gleicher Zeit wurde auch der Tempel auf Garizini dem Jupiter geheiligt, und bald sah man aller Orten Altäre. Bildsäulen und Haine den unreinen Mysterien des Heidenthums geweiht. Man zwang die Juden unter Todesstrafe zu opfern, so daß ganz Judäa ein gräulicher Schauplatz der Abgötterei, der Unzucht und des Mordes war. Alle, die irgend eine Satzung der jüdischen Religion beobachteten, z. B. in Gewölben sich versammelten, um den Sabbath zu feiern; Alle, welche die Gesetzbücher bei sich behielten oder Abneigung gegen den Götzendienst zeigten, erlagen einem gewaltsamen Tode. Indessen gab es auch gläubige Juden von unerschütterlicher Standhaftigkeit. Als ein solcher zeichnete sich besonders Eleazar aus, einer der vornehmsten Gesetzeslehrer. Er war 90 Jahre alt, von ehrfurchtgebietendem Aeußern. Es war klug berechnet, wenigstens den Versuch zu machen, den heiligen Mann auch zum Abfalle zu bringen, weil die Untreue eines alten Lehrers des Gesetzes viele bisher Standhafte wankend gemacht hätte. Daher ging man zunächst nicht auf seinen Martertod, sondern auf seine Verführung aus, und wandte deßhalb bald Drohungen, bald freundliches Zureden an. Nachdem alle Versuche vergeblich waren, brauchte man eine lächerliche Gewaltthätigkeit und steckte ihm Schweinefleisch in den aufgesperrten Mund. Aber der edle Greis blieb unüberwindlich, zog einen ruhmvollen Tod einem lasterhaften Leben vor, und ging freiwillig zur Marter. »Erwägend, wie es seine Pflicht sei, hinzugehen, harrte er aus in Geduld und beschloß, nichts Unerlaubtes aus Liebe zum Leben zu begehen. Die aber, welche dabei standen, wurden aus alter Freundschaft zu dem Manne zu verkehrtem Mitleid bewegt, nahmen ihn heimlich bei Seite, und baten ihn, Fleisch bringen zu lassen, das ihm zu essen erlaubt wäre, und sich anzustellen, als äße er nach dem Befehle des Königs von dem Opferfleische, um auf diese Weise vom Tode errettet zu werden. Er aber dachte an die hohe Würde seines greisen Alters, an den angestammten Adel des weißen Hauptes, den reinen Wandel von Jugend auf, und antwortete schnell nach den Satzungen des heiligen, von Gott gegebenen Gesetzes; ›denn, sprach er, unsers Alters ist es nicht würdig, zu heucheln, so daß viele der Jüngern, in der Meinung, der 90jährige Eleazar sei zum Heidenthum übergegangen, um meiner Heuchelei und der kurzen Zeit eines vergänglichen Lebens willen auch verführt würden und ich so einen greulichen Schandfleck auf mein Alter brächte. Und wenn ich auch jetzt der Marter der Menschen entgehe, so kann ich doch der Hand des Allmächtigen weder lebendig noch todt entfliehen. Darum will ich starkmüthig das Leben verlassen, so werde ich meines Alters würdig erscheinen, und den Jünglingen ein heldenmüthiges Beispiel hinterlassen, wenn ich willigen Herzens und wacker für die theuersten und heiligsten Gesetze eines ehrenvollen Todes sterbe.‹ Nach diesen Worten ward er alsbald zur Marter geschleppt. Die aber, welche ihn hinführten und kurz vorher milder waren, wurden der Worte wegen, die er gesprochen, in Zorn gebracht und meinten, er habe sie aus Stolz gesagt. Als er nun unter den Schlägen dem Tode nahe war, seufzte er und sprach: ›Herr, der du die heilige Wissenschaft (die Allwissenheit) hast, du weißt und dir ist offenbar, daß, da ich mich vom Tode hätte befreien können, ich harte Schmerzen am Leibe erdulde, in der Seele aber dieses gerne aus Furcht vor dir ertrage.‹ So schied dieser aus dem Leben, und hinterließ nicht nur den Jüngern, sondern dem ganzen Volke das Andenken seines Todes, als ein Beispiel der Tugend und des Starkmuthes.« II. Mach. 6, 18–31. (I. 5.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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