Germanus, S. (25)

Germanus, S. (25)

25S. Germanus, Ep. (31. Juli, al. 1. Juni, 1. Aug., 22. Sept., 1. Oct.) Dieser hl. Germanus, Bischof von Auxerre (Antisiodorum) in Frankreich, wurde daselbst um das Jahr 378 von reichen und angesehenen Eltern geboren. Sie hießen Rusticus und Germanilla. Auf ihren Antrieb machte der Sohn gründliche Studien, zuerst auf mehreren gelehrten Anstalten Galliens, dann auch in Rom. Anfangs widmete er sich der Rechtswissenschaft und trat bald in seiner Vaterstadt als gesuchter und geschätzter Anwalt auf, als welcher er sich mit einer vornehmen und zugleich tugendhaften Frau, Namens Eustachia, vermählte. Sein Ansehen stieg immer mehr, so daß Kaiser Honorius ihn zum Dur von Armorica und Nevidunum ernannte, d. h. ihn über das erste und zweite Aquitanien, kann über die zweite und dritte Provinz von Lugdunum und von Senoria setzte, zu welch letzterer auch die Stadt Auxerre (Antissiodorum) gehörte. Als solcher gerieth er mit dem Bischof Amator in Conflict, da er, des bischöflichen Widerspruches ungeachtet, fortfuhr, die Trophäen seiner Liebhaberei (der Jagd) nach heidnischem Gebrauche und um sich den Ruhm eines gewaltigen Jägers zu verschaffen, an die Aeste eines großen Baumes muten in der Stadt aufzuhängen. Da er hiedurch Aergerniß gab, weil die Erinnerung an den Cult der Jagdgöttin Diana den Einwohnern von Auxerre leicht eine gefährliche Versuchung werden konnte, so ließ der hl. Bischof Amator den Baum fällen. Obwohl Germanus hierüber sehr aufgebracht rar, erkannte doch der hl. Amator in ihm ein taugliches Werkzeug für die Ehre Jesu, und beschloß auf erhaltene innerliche Anregung seine Aufnahme in den Klerus. Da dieß bei kaiserlichen Beamten an die Erlaubniß des Präfecten geknüpft war, so verfehlte er nicht, bei seiner Anwesenheit in Autun sich dieselbe zu erbitten. Nachdem er sie erlangt hatte, lehrte er furchtlos nach Auxerre zurück, versummelte das Volk, ertheilte dem höchlich erstaunten und betroffenen Germanus, welcher von diesem Vorhaben durchaus keine Kenntniß hatte, die heil. Weihen und empfahl ihn ten Anwesenden zu seinem Nachfolger.57 Alljährlich am 1. Juni feiert die Kirche von Auxerre das Andenken an dieses Ereigniß. Von jetzt an war Germanus ein ganz anderer Mensch. Er führte ein Leben, so streng und enthaltsam wie die Einsiedler der ägyptischen Wüsten; er aß nur einmal des Tages, öfter nur zweimal, häufig sogar nur einmal in der Woche, schloß sich in eine enge Zelle ein, wo er unablässig dem Gebete und verschiedenen Selbstverläugnungen oblag, auf hartem, mit Asche bestreuten Lager schlief und, ein zweiter Paulus, für sein reiches apostolisches Wirken sich vorbereitete. Als der hl. Amator im J. 418 gestorben war, wurde der hl. Ger manus zur bischöflichen Würde erhoben. Was er als Kirchenhirt Großes wirkte, davon spricht am lautesten das Andenken, welches ihn bis auf den heutigen Tag segnet, und die ununterbrochene Verehrung, die ihm geschenkt wurde. Streng gegen sich, bewahrte er in seinem Herzen eine mitleidvolle, zarte Liebe gegen alle Menschen. Kein Fremdling. kein Armer betrat die Schwelle seines Hauses, an welchem er nicht das heilige Recht der Gastfreundschaft übte; Allen stand sein Haus und Tisch bereit, Allen wusch er die Füße. Die Nothleidenden und Bedrängten, die Kranken und Gefangenen hatten an ihm einen stets hilfreichen, oft wunderthätigen Beschützer. Nie wechselte er ein Kleid, nie schaffte er sich ein neues, außer bis das alte vollständig abgetragen oder an die Armen verschenkt war. Er war ein so großer Freund der Armen, daß er auf Reisen, die er immer zu Fuß machte, gern bei ihnen seine Herberge nahm. Als er einst über die Alpen reiste, traf er mehrere mit schweren Lasten beladene Arbeiter, unter ihnen einen alten und hinkenden, welcher es nicht mehr vermochte, seine Bürde über einen angeschwollenen Gebirgsbach hinüberzuschaffen. Da sah man den hl. Germanus, wie er dem Alten seine Last abnahm und sie hinübertrug, wie er dann zurückkehrte, um auch den erschöpften Alten über das Wasser zu bringen. Kirchen und Gotteshäuser zu erbauen und die erbauten mit reichlichen Einkünften zu versehen, war eines seiner liebsten Geschäfte. Eine besondere Verehrung hegte er gegen die heil. Martyrer und erhob deren eine große Zahl, unter ihnen die Leiber der hhl. Priscus und Cottus2 (Maji VI. 366.) Das Kloster Saints en Puy Saye, welches sich an diesem Orte erhob, verkündete den spätesten Jahrhunderten seine Frömmigkeit. Auf dem Auxerre gegenüberliegenden Ufer der Yonne erbaute er zu Ehren der hhl. Cosmas und Damianus ein anderes Heiligthum. Im J. 429 ging der Heilige nach Britannien, um hier im Auftrage der Synode zu Troyes (nicht zu Arles, wie Einige behauptet haben) und im Namen des Papstes Cölestin I. den Fortschritten der Pelagianischen Häresie Einhalt zu thun. Der hl. Lupus von Troyes (Tricassinus Ep.) war sein Begleiter. Wie er auf dieser Reise Nanterre berührte und die hl. Genovefa auf ihren dereinstigen Beruf vorbereitete, haben wir in ihrer Geschichte erzählt, auf die wir der Kürze halber verweisen. (S. S. Genovefa1). Einen Sturm, der die Ueberfahrt über den Canal erschwerte, legte der hl. Germanus, indem er die See mit geweihtem Wasser, nach Andern mit heil. Oel, besprengte. In Britannien fanden die heil. Bischöfe günstige Aufnahme; denn es war ihnen der Ruf ihrer Gelehrsamkeit und Heiligkeit vorangeeilt. Ost waren bei seinen Predigten die Kirchenräume zu eng, und mußte die Kanzel auf freiem Felde aufgeschlagen werden. Es wird erzählt, daß zu Verulam mit den Häuptern der Pelagianischen Secte eine mehrtägige Disputation stattgefunden habe, wobei die Versammelten in vollem Jubel die hhl. Germanus und Lupus als Sieger ausgerufen hätten. Ein blindes Mädchen, das bei einem Vortrage des hl. Germanus das Augenlicht erhielt, wurde ein lebender Beweis der Wahrheit seiner Lehre. Ein Jahr dauerte diese Mission. (So die Bollandisten.) Ehe der Heilige die Heimreife antrat, besuchte er noch das Grab des hl. Martyrers Albanus. In Auxerre erbaute er diesem Heiligen zu Ehren eine Kirche. Als eben damals die Picten einen räuberischen und verheerenden Einfall in Britannien machten, besiegte er sie ohne Schwertstreich, einzig durch den Ruf Alleluja, den auf sein Geheiß das gesammte Kriegsheer ihm dreimal nachrufen mußte. Die Gebirge ließen diesen Ruf mit fürchterlichem donnerähnlichen Getöse in die Ferne erschallen und die Barbaren ergriffen eilig die Flucht. Der Ort heißt dermalen noch Maes German oder Germansfeld. Auch für Irlands Bekehrung war der hl. Germanus thätig, indem er dem Apostel dieser Insel, dem hl. Patricius, der ihn zweimal (im j. 428 und 431) besuchte, Ermuthigung und Rath ertheilte, verschiedene Geschenke an Kelchen, priesterlichen Kleidern und heiligen Büchern machte und ihn selbst zum Priester weihte. (Mart. II. 522 ff.) Nach Auxerre zurückgekehrt, verwendete er sich für seine Bisthums-Angehörigen, die mit Abgaben hart gedrückt waren, beim Präfecten Auxiliarius in Arles und bewirkte, daß die Steuern um die Hälfte vermindert wurden. Nun setzte er seine apostolische Thätigkeit ununterbrochen fort, ohne seine eigene Heiligung zu vergessen. Ost sah man ihn innerhalb der Mauern von St. Cosmas und Damian den geistlichen Uebungen obliegen, damit nicht etwa das Licht in ihm selbst Finsterniß werde. Im J. 447 wurde der hl. Germanus aufs Neue nach Britannien gerufen. Dießmal begleitete ihn der hl. Severus, neu erwählter Erzbischof von Trier. Auch diese Missionsreise war von den schönsten Erfolgen begleitet. Schulen wurden eingerichtet und den hhl. Dubricius und Juni (über letztere sieh auch im Leben des hl. Gildas) die Bewahrung der neuen Saat übergeben. Noch bevor er die Heimreise antrat, wurde er von den Einwohnern Armoricums gebeten, sich für sie beim Kaiser zu verwenden, damit sie wegen eines Aufstandes, den sie erregt hatten, nicht gestraft würden. Diese Friedenssendung nahm der Heilige an und ging nach Ravenna. Hier wurde ihm beim Kaiser Valentinian III. eine glänzende Aufnahme; seine Bitte fand Erhörung; doch empörte sich jenes Volk bald hernach aufs Neue und wurde desto empfindlicher gestraft. Der hl. Germanus befand sich noch in Ravenna, als er ein Gesicht hatte, in welchem unser Herr ihm die Wegzehrung reichte. Dieß betrachtete er als eine Vorbedeutung des nahen Todes. In der That schloß er seine Augen dem irdischen Lichte, um sie für das himmlische zu öffnen, am 31. Juli 448. Sein Leichnam wurde aufs feierlichste nach Auxerre übertragen und dort in der St. Morizkirche beigesetzt. (Die Ankunft der kostbaren Reliquien, welche am 22. Sept. erfolgte, wird an diesem Tage zu Auxerre alle Jahre commemorirt.) Die Hugenotten, würdige Jünger der Reformation, entehrten seine Reliquien und verwüsteten das St. Germansstift zu Auxerre. Der würdigste Schüler des hl. Germanus war der hl. Ericus,1 der seine Lebensgeschichte metrisch beschrieben hat. Nach dem Mart. Rom. wird sein Andenken am 31. Juli auch zu Ravenna alljährlich gefeiert, und beigesetzt, er strahle gleichmäßig »durch den Ruhm seines Geschlechtes, seines Glaubens, seiner Lehre und seiner Wunder.« Sein Fest wurde in der frühesten Zeit am 1. Oct. begangen. Später kam der 31. Juli hinzu; beide Feste hatten ehedem zu Auxerre eine Octave. Beda's Martyrologium nennt ihn am 1. August. Unter Karl dem Kahlen fand im J. 859 Feste der Erscheinung des Herrn, eine neue Erhebung statt. Sie ist in den Kalendarien am 6. Jan. angemerkt. (VII. 184–304.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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