Gervinus, S. (1)

Gervinus, S. (1)

1S. Gervinus, Abb. (3. März). Vom Altd. = Speerkämpfer, siegreicher Krieger etc. -– Dieser hl. Gervinus, frz. St-Gervin, der 24. Abt von St. Riquier (Richarius), lebte zur Zeit der Könige Heinrich I. und Philipp I. von Frankreich, um die Mitte des 11. Jahrhunderts. Er war zu Laon geboren und muß von Hause sehr reich gewesen seyn, da seine Schwester Roselina sich mit einem sehr vornehmen Herrn, Namens Haymo, verheirathete. Ohne Zweifel hat er eine sorgfältige Erziehung genossen; denn er wird als sehr beredt und in den Wissenschaften wohl bewandert geschildert. Noch sehr jung erhielt er ein Canonicat in Rheims, das er jedoch wieder verließ, um in Verdun unter dem Abte Richard in das Stift St. Vito einzutreten. Mit diesem reiste er, als sein Caplan, um das J. 1020 nach Jerusalem. Nach seiner Rückkehr ward er zum Abt von St. Niquier erwählt. Als solcher wirkte er mit gleichem Eifer für die Erhaltung der abteilichen Güter und Liegenschaften wie für die Erneuerung der klösterlichen Zucht. Streng gegen sich selbst, oblag er Tag und Nacht dem Gebete, trank nur Wasser, schlief wenig und auf hartem Holze, war aber dennoch jederzeit heiter und aufgeräumt. Er wohnte dem Rheimser Concil im J. 1049 bei und unterschrieb (unter den Aebten der siebente) dessen Beschlüsse. Er erbaute und restaurirte außerordentlich viele Kirchen und Kapellen. Auch mit der Wundergabe ward er schon bei Lebzeiten begnadigt. Vier Jahre vor seinem Tode prüfte ihn der Herr durch eine schwere, eckelhafte Krankheit, den Aussatz. Er konnte weder essen, noch trinken, noch schlafen; kaum daß er noch der Sprache mächtig blieb. Doch konnte er am Lichtmeßtage des Jahres 1073 noch einmal die heil. Messe lesen. Am darauffolgenden Aschermittwoche verkündete er seinen Pinbrüdern, daß die heil. Jungfrau ihm die Erlaubniß, »zum Herrn hinüberzugehen«, ertheilt habe. Wirklich verlor er bereits in der ersten Fastenwoche, nachdem er kurz zuvor ein öffentliches Bekenntniß seiner Sünden abgelegt hatte, die Sprache. Man ertheilte ihm die heil. Oelung, nach deren Empfang er wieder zu sich kam und auf einige Zeit auch sprechen konnte. Bald aber verschlimmerte sich das Uebel neuerdings, und man trug ihn, wie er dieß zuvor gewünscht hatte, in die Kirche, wo er vor dem Hochaltare unter dem Gebete seiner Mitbrüder im Herrn verschied, am 3. März 1073 (nach Migne und Lechner 1075). An dem Todten fand man keinen Aussatz mehr; die Haut an seinen Knieen aber war von dem vielen Beten ganz dick geworden. (I. 282–288.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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