- Godeschalcus, SS.
SS. Godeschalcus (Godscalcus) et Soc. MM. (7. Juni, al. 9. Juli). Vom Altd. schalk = Knecht, Sclav, Diener, also: Knecht Gottes etc. Hebr. Obadjah (Abdias). Arab. Abdallah. – Dieser »Diener Gottes« Gottschalk ist wohl zu unterscheiden von dem Irrlehrer Gottschalk, Fulgentius zugenannt, welcher im 9. Jahrhunderte wegen seiner Prädestinations-Lehre viele Unruhe in der Kirche Gottes verursachte. Unser hl. Gottschalk lebte im 11. Jahrhundert und wirkte viel für die Ehre Gottes und Seiner heil. Kirche. In einem alten Cölner Martyrologium wird er als Fürst (Herzog) der westlichen Vandalen bezeichnet, und dann beigesetzt, er habe wie ein zweiter Makkabäer für die Kirche Gottes gestritten etc. Nach W. W. (K.-L. IV. 629) wurden schon seit Kaiser Karl d. Gr. mehrfache Versuche angestellt, um die verschiedenen, an den nördlichen und östlichen Gränzen Deutschlands wohnenden slavischen Stämme, unter dem allgemeinen Namen Wenden bekannt, dem Christenthume zuzuführen; allein ihre Raubsucht und Wildheit, sowie auch ihr politisches Verhältniß zu den Deutschen, machten diese Versuche vergeblich. So geschah es, daß alle diese Stämme noch im Beginne des 10. Jahrhunderts heidnisch waren. Zwar stiftete Kaiser Otto I. in den unterworfenen slavischen Ländern Bisthümer, wie z. B. zu Havelberg im J. 946, zu Meissen im J. 965 etc.; aber das Christenthum drang nicht ein ins Volk, und auch die Fürsten, obwohl getauft, waren keine eifrigen Christen, wie z. B. Mistewoi (Missiwoi) und sein Sohn Uto. Doch ließ dieser Uto auf Veranlassung des gothischen Bischofs Gottschalk seinen Sohn Gottschalk im Kloster Lüneburg erziehen, wodurch der Grund gelegt wurde zu dessen späteren Wirksamkeit als eines Apostels der Wenden. Zuvor aber brachte er noch großes Unglück über die deutschen Christen. Als er nämlich die Kunde erhalten, daß sein Vater Uto von einem Sachsen getödtet worden sei, entfloh er aus dem Kloster, forderte seine Landsleute zur blutigen Rache auf und verbreitete in der Gegend von Hamburg und Holstein alle Gräuel der Verwüstung, bis er endlich durch den Herzog Bernhard von Nordsachsen gefangen genommen wurde. Von diesem auf sein Ehrenwort entlassen, begab sich Gottschalk zu Kanut dem Großen, welcher bis zum J. 1036 in Dänemark und England regierte, und ging mit ihm nach England, wo er lange Zeit verblieb und sich so viele Verdienste erwarb, daß ihm der König seine Tochter Syritha zur Frau gab. Nach Kanut's Tod kehrte er in sein Vaterland zurück, und es gelang jetzt seiner Tapferkeit und Klugheit, um das J. 1045 ein großes und mächtiges Slavenreich zu gründen. Er war nach Adam von Bremen der mächtigste unter allen regierenden Fürsten der Slaven. Dabei ließ er sich die Verbreitung des Christenthums, den Schutz der Priester und die Erbauung von Kirchen angelegen seyn. Die Freiheit der Kirche war Grundgesetz: »Sacerdotes libere agebant in iis, quae ad Deum pertinebant.« Einen so großen Eifer entwickelte der hl. Gottschalk, daß er selbst predigte oder vielmehr das, was die Bischöfe gepredigt hatten, in die Volkssprache übertrug und in allgemein faßlicher Weise wiederholte. »Unzählig,« schreibt Adam von Bremen, »war die Zahl derjenigen, welche täglich zum Herrn bekehrt wurden, so daß er für die Priester überallhin geschickt wurde. Es entstanden allerorts Klöster heiliger Männer, die sich des kanonischen Lebens beflissen, ebenso von Mönchen und Nonnen, wie jene bezeugen, welche die Klöster in Lübeck, Oldenburg, Lütjenburg, Ratzeburg und andern Städten gesehen haben. In Mecklenburg (Magnopolis), einer Stadt im ›Obotriten-Lande‹, sollen drei Congregationen von Dienern Gottes gewesen seyn. Der Erzbischof Adalbert von Hamburg, hocherfreut über diese neue Anpflanzung von Kirchen, schickte von seinen Bischöfen und Priestern weise Männer, welche das unwissende Volk im Christenthum bestärken sollten, zu dem Fürsten.« Den hl. Gottschalk munterte er, unter Hinweisung auf die Belohnungen des ewigen Lebens, zur Fortsetzung seiner Anstrengungen für die Verbreitung des Evangeliums auf. Später erstreckte sich sein Bekehrungseifer bis zu den Wagiriern, Polabingen, Kyeinern und Circipanern, d. h. bis zu den Völkern um die Pene, im heutigen Holstein, Mecklenburg und Pommern. Bischof Johann von Mecklenburg, welcher vom Erzbischof Adalbert ordinirt worden war, traf in Folge dessen mehrere Tausende Neubekehrter, denen er die heil. Taufe ertheilte. Alles dieß geschah unter des Kaisers Heinrich III. glorreicher Regierung. Als aber dieser gestorben war, empörten sich die Heiden und tödteten den eben zu Lentzen (in der heutigen preuß. Provinz Brandenburg, nahe an der Mecklenburg-Schwerin'schen Gränze) weilenden hl. Gottschalk Zugleich wurde der Priester Eppo (Ebbo, Hippo, Ibbo) am Altare stehend hingeschlachtet, am 7. Juni 1066. Mit ihnen unterlagen noch viele andere Ungenannte dem heidnischen Fanatismus und zwar nicht blos in Lentzen (Leoatium), sondern auch an andern Orten. So wurde der hl. Ansversus (Ansuerus) mit vielen Anderen bei Ratzburg am 15. Juli gesteinigt. (S. S. Ansuerus). Gottschalks Gemahlin wurde mit Schlägen überhäuft und aller Kleider entblößt fortgejagt. Alle Christen, welche nicht abfielen, wurden getödtet, die angränzenden christlichen Länder mit Feuer und Schwert verwüstet. Unter Kruko, dem Nachfolger Gottschalk's, durfte sich kein Heinrich sehen lassen, bis es endlich nach dessen Ermordung dem Sohne Gottschalk's, Namens Heinrich, mit Hilfe christlicher Fürsten gelang, im J. 1105 das Reich seines Vaters wieder herzustellen und das Christenthum wieder einzuführen. – Der Hagiolog Ferrarius nennt am 9. Juli die hhl. Godscalchus und Hippo, welche aber von den Bollandisten (Jul. II. 668) unter diesen Namen nicht erkannt wurden, während sie zum 7. Juni diese Heiligen mit großer Liebe geschildert haben. Vgl. Godscalcus. (II. 41. 42.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.