Gualfardus, S.

Gualfardus, S.

S. Gualfardus, Erem. Conf. (30. April, al. 27. Oct.) Dieser hl. Gualfardus war aus Augsburg110 gebürtig und wird daher im Propr. aug. auch ein »Augsburger Bürger« (civis augustanus) genannt. Er war ein Sattler (ephippiarius) von Profession und kam mit einigen Augsburger Kaufleuten in Begleitung eines Mitgesellen, welcher nach Butler (XIX. 479) Sieghard, nach Khamm (Hier. Aug. II. 242) aber Licko oder Ziaso hieß, auf seiner Wanderschaft um das J. 1096 nach Verona, wo er sein erlerntes Handwerk ausübte. Was er sich durch seine Handarbeit über seine Nothdurft verdiente, gab er den Armen. Da er auch sonst ein sehr frommes Leben führte und dadurch so großes Aufsehen erregte, daß das Volk ihn laut als einen Heiligen pries, suchte er die Einsamkeit und begab sich in ein nicht neit von Verona entlegenes, von der Etsch Athesis) durchschnittenes Gehölz, wo er eine Hütte mit einem Gärtchen anlegte und durch Beten, Fasten, Nachtwachen etc. Gott diente, sewie durch verschiedene Bußwerke, namentlich durch ein Panzerhemd (thorax), welches er auf bloßem Leibe trug, sein Fleisch kreuzigte (1. Kor. 9, 27). Nachdem er, allen Menschen unbekannt, 20 Jahre dort gelebt hatte, wurde er endlich nach Khamm (l. c.) von Schiffern, welche am Ufer der Etsch nahe bei seiner Hütte aus Land stiegen, entdeckt und witer seinen Willen nach Verona zurückgeführt, wo seine dort befindlichen Landsleute ihn erkannten und ihm in einem Kloster nächst der Peterskirche eine Wohnung verschafften. Da jedoch im J. 1117 eine gewaltige Ueberschwemmung über Verona hereinbrach, begab sich der hl. Gualfardus in das Kloster zur allerheiligsten Dreifaltigkeit, welches außerhalb der Stadt auf einer Anhöhe lag. Nachdem die Gefahr vorüber war, kehrte er auf die Bitten seiner Verehrer wieder in die Stadt zurück, wo er in einer neben der Kirche von St. Salvator ihm erbauten Zelle noch 10 Jahre heiligmäßig lebte als ein Mann des Gebetes, dem Gott auch die Wunderkraft verlieh. Vor seinem Tode machte er in seiner Demuth die Anordnung, daß er nicht in der Kirche, wie es damals üblich war, begraben werde, sondern draußen vor der Thürschwelle der Kirche, so daß die Vorübergehenden über sein Grab hinschreiten sollten. Da er aber am 30. April 1127 wirklich starb, wurde er von den Bürgern in einen prachtvollen Marmorsarg, der unter seltsamen, fast wunderbaren Umständen nach Verona gebracht wurde, gelegt und in der Kirche zu St. Salvator neben dem Hochaltare in einer eigens erbauten Gruft beigesetzt. Die Wunderkraft, welche ihn im Leben begleitete, ruhte auch auf seinem Grabe noch. Khamm führt aus den Bollandisten mehrere Wunder an, die durch seine Fürbitte bei seinen Lebzeiten und nach seinem Tode gewirkt wurden; namentlich erhielten viele Blinde durch ihn das Augenlicht wieder. Das zog eine Menge von Pilgern an, die oft aus weiter Ferne zu seinem Grabe kamen und viele Gnaden von Gott erlangten. In vielen Städten Italiens feiern die Sattler am 30. April oder 1. Mai sein Fest als das ihres Zunftpatrons. Am 25. Dec. 1507 wurden seine Reliquien feierlich erhoben und auf einem von dieser Zunft erbauten Altare dem gläubigen Volke zur Verehrung ausgesetzt. Von da kamen nun Reliquien des hl. Gualfardus auch nach Augsburg. Durch Verwendung des Augsburger Stadtpflegers Marx Welser schickte nämlich der Bischof Johannes Valerius von Verona, Cardinal der heil. römischen Kirche, im J. 1602 an den Bischof Heinrich V. von Augsburg mehrere größere Reliquien, nämlich ein Stück eines Schienbeines, 3 Stücke von der Hirnschale nebst noch 3 anderen Stücken, und bestätigte ihre Aechtheit durch eine eigene Urkunde. Um diese Zeit hatten die Grafen Fugger den Caducinern in Augsburg eben eine neue Kirche sammt Kloster gebaut, und Bischof Heinrich nahm die Einweihung vor am 27. Oct. 1602. Am nämlichen Tage ließ er nun auch die Reliquien des hl. Gualfardus, sowie die des hl. Lucius, welche er um die nämliche Zeit vom Bischof Johannes von Chur erhalten hatte, in feierlicher Procession unter großem Zulaufe des Volkes in die neue Capucinerkirche bringen und setzte sie auf dem Hochaltare zu beiden Seiten des Tabernakels bei. Zur Erinnerung daran wird das Fest des hl. Gualsardus in der Diöcese Augsburg am 27. Oct. sub ritu dupl. gefeiert. Als im Anfange dieses Jahrhunderts auch das Capucinerkloster in Augsburg aufgehoben wurde, wanderte der letzte Provincial, P. Florinus, mit den heil. Reliquien und den betreffenden Urkunden in das Centralkloster nach Dilingen und legte sie in der dortigen Capucinerkirche nieder. Auf seinem Todbette empfahl er dieselben dringend seinem Beichtvater und gab ihm den schriftlichen Auftrag, daß er sie, wenn etwa auch das Kloster in Dilingen aufgehoben werden sollte, an das hohe Domstift nach Augsburg übersende. Dieses Kloster wurde zwar nicht aufgehoben; aber da im J. 1843 auch nach Augsburg ein Capuciner-Hospitium kam, so gelang es den frommen Bemühungen seiner ehrwürdigen Bewohner, daß sie die bezeichneten heil. Reliquien wieder erhielten. Am 5. Sept. 1858 wurden dieselben unter großem Zulaufe des Volkes in die Klosterlirche zu St. Sebastian feierlich übertragen von dem hochw. Herrn Bischofe Michael, jetzigem Erzbischofe von Bamberg, welcher nach der Predigt111 auch ein feierliches Pontificalamt hielt. – Die Bollandisten behandeln den hl. Gualfardus an seinem Todestage, nämlich am 30. April, an welchem Tage auch heute noch sein Fest in Verona feierlich begangen wird. (III. 827.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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