- Gunthramnus, S.
S. Gunthramnus, auch Guntramnus, Gunthramus, Guntherannus, Guntegramnus, Rex Conf. (28. März). Vom Altd. Gund = Kampf, und ram = stark, also: stark in der Schlacht, ein starker Kämpfer etc. – Der hl. Guntram, frz. St-Gontran genannt, König von Burgund, geboren um das J. 525, war der Enkel des Königs Chlodwig I. und der hl. Clotilde, deren Sohn Chlotar I. auf seinem Todbette un J. 561 das Frankenreich unter seine vier Söhne vertheilte. An Siegbert fiel Austrasien mit der Residenz Rheims, Charibert erhielt Neustrien mit der Residenz Paris, Chilperich Soissons, und unser hl. Guntram bekam Burgund und einen Theil von Aquitänien mit der Residenz in Orleans. Als er zur Regierung kam, war er 36 Jahre alt. Leider hat er in seiner Jugend, umgeben von bösen Beispielen, manche Blößen gegeben und manche Sünden begangen, die er jedoch später sehr bereute und büßte. Was seine Frauen betrifft, so werden sie von Verschiedenen verschieden angegeben. Nach der bei den Bollandisten enthaltenen Geschichte des hl. Gregorius von Tours lebte er zuerst mit einer gewissen Veneranda, welche ihm einen Sohn, Namens Gundobald, gebar, der aber bald starb. Dann nahm er die Marcatrudis zur Frau, welche jedoch, wie auch ihr Sohn, ebenfalls nicht lange lebte. Nach ihrem Tode vermählte er sich mit der Austri gildis, mit dem Beinamen Bobila, deren Söhne Chlotar und Chlodomir hießen. Auch hatte er zwei Töchter, Namens Clodebergis und Clodehildis, welche den Schleier nahmen. Nachdem seine letzte Gemahlin im J. 581 gestorben war, blieb er 12 Jahre lang Wittwer und enthaltsam. Leider hatte er manche Streitigkeiten mit seinen Brüdern durchzumachen, zuerst mit seinem Bruder Charibert wegen der beiderseitigen Gränzen. Nachdem dieser im J. 567 gestorben war, begannen die furchtbarsten Kämpfe über sein Erbe. Den unseligen Bruderzwist schürten Siegberts Gemahlin Brunehilde und Fredegunde, die Gemahlin Chilperich's, welcher aus Liebe zu Fredegunde seine Gemahlin Gaisvinde (Galeswintha), die Schwester der Brunehilde, hatte erdrosseln lassen. Umsonst war Guntram's Bemühen, die Brüder zu versöhnen. Er wird selbst von ihnen angegriffen, besiegt sie jedoch und gibt ihnen dann die eroberten Städte wieder zurück. Endlich fällt Siegbert im J. 575 bei Cambrai unter den Dolchen von Mördern, welche Fredegunde gegen ihn ausgeschickt hatte. Auch gegen unsern Guntram schickte sie Mörder ab; aber Gott schützte ihn wunderbar. Im J. 584 fiel auch Chilperich bei Chelles durch Meuchelmord, und für den hl. Guntram wäre es nun nach dem Tode seiner Brüder ein Leichtes gewesen, sich zum einzigen Herrn des ganzen Frankenreiches zu machen. Aber er haßte die Ungerechtigkeit und war großmüthig genug, das Böse mit Gutem zu vergelten, indem er sich der Söhne seiner Brüder nach Kräften annahm und ihnen das väterliche Erbe zu erhalten suchte. Ja, selbst seine Schwägerin Fredegunde schützte er gegen ihre Feinde und da seine Söhne Chlotar und Chlodomir frühzeitig starben, so adoptirte er seinen Neffen Childebert, den Sohn seines Bruders Siegbert von der Brunehilde, und überließ ihm sein Reich als Erbgut. Da der arianische Gothenkönig Leovigildus in Spanien seinen Sohn, den hl. Hermenegildus, wegen seines katholischen Glaubens hatte tödten lassen, bekriegte ihn der hl. Guntram, konnte aber wegen der Sünden seines Heeres den Sieg nicht erlangen. Doch schloß er keinen Frieden mit den Gothen, nicht einmal mit dem Reccaredus, dem Sohne des Leovigildus, dessen Gemahlin Goisintha die Mutter der Königin Brunehilde war. Mit der Liebe für Gerechtigkeit verband er die innigste Theilnahme für Arme und Leidende. Diese zeigte er besonders bei einer ansteckenden Seuche, welche im J. 582 von Marseille bis Lyon wüthete. Nicht blos in körperlicher Beziehung sorgte er aufs Beste für die Unglücklichen, sondern auch in geistiger Hinsicht suchte er auf alle Weise zu helfen, indem er die Kranken zur Buße und zum Gottvertrauen ermunterte und selbst durch Fasten und Beten die göttliche Gerechtigkeit zu versöhnen sich bemühte, was ihm auch gelang, indem die Seuche verschwand, und Wohlstand neuerdings das Land segnete. Ueberall nahm er die verfolgte Unschuld in Schutz und hielt mit Kraft auf Zucht und Sitte, besonders auch unter seinen Beamten. Da er Gott aufrichtig liebte, so ehrte er auch seine Diener, die Bischöfe und Priester, die er als die Väter des Reiches und als die Lehrmeister des Heiles betrachtete. Unter seinem Einflusse wurden in seinem Reiche mehrere Synoden (zu Chalon, Lyon, Macon) gehalten, deren Beschlüsse er eifrig durchführte, namentlich bezüglich der strengeren Feier der Sonn- und Festtage. Auch erbaute er mehrere Kirchen und stiftete Klöster. Besonders nennt man St. Benignus in Dijon und St. Marcellus in Chalon-sur-Saone (Cabillonum ad ripam Araris sive Sancounae). Wie er überall Gerechtigkeit übte und beförderte, so war er auch bereit, den Reuigen zu verzeihen, sobald sie Besserung versprachen. Man nannte ihn daher gewöhnlich »den Guten«. Endlich starb er nach Wjähriger Regierung am 28. März 593 in einem Alter von 68 Jahren und fand seine Ruhestätte bei St. Marcellus in Chalon-sur-Saone. Der hl. Gregorius von Tours bezeugt, daß an seinem Grabe viele Wunder geschahen, weßwegen sein Name auch im Mart. Rom. vorkommt. Nach Butler (IV. 269) und Migne wurden seine heiligen Ueberreste von den Calvinisten im 16. Jahrhunderte entweiht, und es ist nichts mehr gerettet wor den als seine Hirnschale, welche in einer silbernen Kapsel aufbewahrt wird. (III. 718–731.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.