- Henricus, S. (8)
8S. Henricus (Heinricus, Heinrichus), Imper. Conf. (14. al. 13. 15. 18. Juli). Der hl. Kaiser Heinrich II., mit dem Beinamen »der Fromme«, »der Heilige«, auch der »Lahme« oder »Hinkende« (s. weiter unten), ist nicht minder groß in der Weltgeschichte als in der Geschichte der Heiligen, indem er die Ehre und Blüthe des Neiches Gottes der Art beförderte, daß er das Beispiel aller königlichen und christlichen Tugenden darstellte und so der Welt das glänzende Schauspiel einer von christlicher Weisheit durchdrungenen und getragenen Regierung eröffnete. Er wurde geboren in Abbach (Abudiacum) an der Donau, einem in Niederbayern gelegenen, zum Decanate Kelheim in der Diöcese Regensburg gehörigen Marktflecken, welcher heute noch von den Trümmern der »Heinrichsburg«, die als seine Geburtsstätte bezeichnet ist, überragt wird. Er war der Urenkel des deutschen Kaisers (Königs) Heinrich I. »des Finklers«, dessen älterer Sohn Kaiser Otto I. war, indeß der jüngere durch diesen seinen Bruder im J. 940 als Heinrich I. Herzog von Bayern wurde und der Vater des Herzogs Heinrich II. »des Zänkers« war, dem seine Gemahlin Gisela, eine Tochter des Herzogs Konrad von Burgund, unsern hl. Heinrich am 6. Mai 97215 gebar. Der Prinz erhielt mit seiner Schwester Gisela (s. d.), welche im J. 1004 mit dem nachmals heil. Könige Stephan von Ungarn vermählt ward, eine vortreffliche Erziehung, die von dem hl. Bischof Wolfgang von Regensburg geleitet wurde. Leider ging dieser große Mann schon im J. 994 ins bessere Leben hinüber, als sein Zögling erst im 22. Lebensjahre stand; doch hatte er seine Aufgabe in der Art vollenden können, daß die Eindrücke seiner Lehren und Beispiele ihn durch das ganze Leben begleiteten. (Wenn einige Schriftsteller sagen, der hl. Heinrich sei in Hildesheim erzogen worden, so ist dieß ein Irrthum). Seine wissenschaftliche Bildung wird von den Chronographen als »nicht gering« bezeichnet. Als sein Vater im J. 995 starb, wurde er von den bayerischen Ständen als Heinrich III, oder, wenn man den Hezilo einrechnet, als Heinrich IV. zum Herzog von Bayern gewählt, als welcher er auch viel für Gott und Seine heil. Kirche wirkte. (Vgl. S. Godehardus, Gisela etc.) Auch den Uebungen der Frömmigkeit widmete er sich eifrig und namentlich besuchte er gern das Grab seines ehemaligen Lehrers und Freundes, des hl. Bischofs Wolfgang in Regensburg. Als er dort eines Abends im J. 996 betend kniete, hörte er eine Stimme, welch ihm zurief: »Lies die über dem Grabe geschriebenen Worte.« Er sah hin und las die Worte: »Post sex«, d. i. »nach Sechs«. Der fromme Herzog, dessen Gedanken immer am Ziele seines Wirkens weilten, sah hierin anfänglich die Ankündigung seines Todes. Er erwartete ihn voll Ergebung in den Willen Gottes zuerst nach sechs Tagen, dann nach sechs Wochen, hierauf nach sechs Monaten und endlich nach sechs Jahren. Als diese vergangen waren, zeigte sich die wahre Bedeutung dieser verhängnißvollen Zahl. Sie hatte nicht die Zeit seines Todes, sondern seiner Erhebung zum deutschen Könige anzeigen sollen.16 Es war nämlich Kaiser Otto III. am 24. Januar 1002 in der Blüthe seiner Jahre zu Paterno gestorben. Seine Begleiter, unter welchen der Erzbischof von Köln und der Bi schof von Augsburg sich befanden, brachten seine Leiche über Verona nach Bayern. Hier erwartete sie Herzog Heinrich in Muneberg17 und geleitete sie von da nach Augsburg, wo dann nach den Bollandisten (II. 746) bei St. Afra seine Eingeweide neben dem Grabe des hl. Ulrich versenkt wurden, während der Leichnam selbst nach Aachen kam. Bei der hierauf stattfindenden Wahl eines neuen Königs fielen die Stimmen der Wähler besonders durch den Einfluß des Erzbischofes Willigis von Mainz auf den jungen Herzeg von Bayern. Er war, weil von dem Mannsstamme des sächsischen Kaiserhauses entiprossen, auch der Nächstberechtigte (nach der Erblichkeit), nachdem Otto von Kärnthen, aus der weiblichen Linie der Ottonen und um einen Grad näher verwandt, auf seine etwaigen Rechte verzichtet hatte. Eine förmliche Königswahl hat übrigens nicht stattgesunden; erst nach des hl. Heinrich Tode kam in Deutschland zum Erstenmale eine eigentliche Wahl zu Stande. (Leo, Gesch. d. M.-A. S. 146). Doch hatte er nach W. W. (K.-L. V. 3) zwei nicht unbedeutende Mitbewerber an dem Herzog Hermann von Alemannien und dem Markgrafen Ekkehard von Meißen zu überwinden. Am 6. Juni18 1002 wurde er von den versammelten Ständen zu Aachen zum deutschen Könige erwählt und gekrönt. Schon früher (das Jahr wird verschieden angegeben) hatte er die hl. Cunigundis, eine Tochter des Grafen Sigfried von Luxemburg, zur Gemahlin erhalten. Sie lebten jedoch mit beiderseitiger Einwilligung in beständiger Enthaltsamkeit, »als hätten sie nicht geheirathet«. Eben hieraus erwuchsen aber dem hl. Heinrich später viele Leiden und Kämpfe, weil, wie es bei W. W. (K.-L. V. 3) heißt, im Hinblicke auf seine Kinderlosigkeit nicht blos seine Brüder Bruno und Arnulf, sondern auch die fünf Brüder seiner Gemahlin schon bei Lebzeiten nach dessen Erbschaft trachteten und sich von allen Seiten gegen ihn verschworen. (Uebrigens versöhnten sich, besonders durch die Bemühungen seiner Schwester Gisela, die Brüder mit ihm, und Bruno wurde Bischof von Augsburg, Arnulf aber Erzbischof von Ravenna.) – Wie nun von dem Augenblicke seiner Erhebung auf den deutschen Kaiserthron sein Pflichtenkreis sich erweiterte, so wuchs auch sein Bestreben, in allen Dingen die göttliche Gerechtigkeit und Weisheit, den Anfang und das Ziel seiner Unternehmungen, zum Wohl der ihm untergebenen Völker, zur Erhöhung der Kirche und zur Ehre Gottes nachzuahmen. Wir finden ihn daher bis an das Ende seines Lebens unermüdet thätig. Nie weilte er lange Zeit an einem Orte; nie hielt er sich irgendwo nur zum Vergnügen auf. Er lebte nicht sich, sondern Gott und seinen Völkern. Aus diesem Grunde treffen wir ihn beinahe immer auf Reisen. Wo er hinkam, unterdrückte er Mißbräuche und Unordnungen, handhabte er Recht und Gerechtigkeit, unterstützte er die Armen, beschenkte er fromme Anstalten, Kirchen und Klöster. Er hatte nach Butler (IX. 351) eine so große Selbstbeherrschung, daß man zu sagen eine pflegte, es sei unter dem Purpur noch nie eine so große Demuth gesehen worden. Jene, die ihm seine Fehler vorhielten, liebte er am meisten. Unter die Zahl seiner Freunde gehörten daher vor Allen der hl. Abt Odilo zu Clugny, der hl. Bischof Burchard von Worms, der hl. Erzbischof Heribert von Köln. Mit Letzterem zwar stand er eine Zeit lang auf gespanntem Fuße, doch kam eine vollständige Versöhnung zu Stande. (S. S. Heribertus.) Wir haben es zunächst mit dem Heiligen zu thun, weßhalb uns seine Geschichte als Kaiser nur in so weit von besonderm Intreffe ist, als er in dieser erhabenen Stellung die höchste Stufe christlicher Vollkommenheit erstieg. Gleich am Anfange seiner Regierung hatte er Empörungen zu dämpfen, die zunächst durch den beleidigten Ehr- und Geldgeiz seiner Schwäger ausbrachen. Er that es, verfolgte aber den Sieg nicht weiter, als es nothwendig war, und gewann die gedemüthigten Gegner durch seine Milde. Eine ähnliche Veranlassung rief ihn nach Italien; hier hatten die Lombarden unter der Führung des Markgrafen Arduin oder Hardwig19 von Ivrea, den sie sich nach Otto's III. Tod zum Könige gewählt hatten, ihm die Anerkennung verweigert. Nachdem er sie besiegt und unterworfen hatte, begnadigte er den Usurpator und empfing in Pavia am 15. Mai 1004 die Huldigung der Lombardischen Großen und die eiserne Krone. Doch noch in der Nacht, welche auf die Krönung folgte, stürmten sie eidbrüchig das Schloß, welches der König bewohnte. Dießmal kannten aber die Deutschen keine Gnade und sie hätten die treulose Stadt bis auf den Grund niedergebrannt, hätte nicht Heinrich mit Mühe die Krieger zur Schonung vermocht. Ehe jedoch der hl. Heinrich seine Herrschaft jenseits der Alpen recht befestigt hatte, kehrte er nach Deutschland zurück, um den Herzog Boleslaus von Polen zu züchtigen. Auch dieser unterlag; dennoch dauerten die Feindseligkeiten bis ins J. 1006. Mitten in seinen Kriegszügen war aber der hl. Heinrich bedacht, wo und wie er konnte, seinen Völkern die Segnungen des Friedens zu verschaffen. Weil er dieses ernstlich wollte, war er der Kirche kindlich treu und ehrte sie wie seine Mutter. Er veranlaßte sehr oft größere und kleinere Synoden und verherrlichte sie durch seine Gegenwart. So noch im J. 1005 das Provincial-Concil zu Dortmund. Im folgenden Jahre finden wir ihn im Westen beschäftigt, um die störrische Unzufriedenheit seiner Schwäger zu beschwichtigen. Diese gab die äußere Veranlassung zur Stiftung des Bisthums Bamberg. Kaiser Otto II. hatte nämlich nach W. W. (K.-L. V. 3 f.) den Strich Landes zwischen dem Wirzburger Stifte und der böhmischen Gränze im J. 973 an den Vater des hl. t Heinrich als freies Eigenthum geschenkt, und der Heilige es bei seiner Vermählung seiner Gemahlin Cunigundis als Morgengabe verschrieben. Seit er aber das Herzogthum Bayern seinem Schwager Heinrich übergeben hatte, bemühten sich sowohl sein Bruder Bruno als seine übrigen Schwäger, diesen Nest des Eigenthums des kinderlosen Königs an sich zu bringen. Dagegen wollte der hl. Heinrich aus demselben ein neues Bisthum schaffen. Aber da das Bamberger Gebiet zum Wirzburger Sprengel gehörte, so mußte der Heilige vor Allem der Einwilligung des dortigen Bischofs zur Theilung seiner Diöcese sich versichern. Aber obwohl er dem Bischofe gegen die zwei Gaue, mit welchen das Bamberger Bisthum ausgestattet werden sollte, eine Strecke Landes im Meiningischen abzutreten sich verbindlich machte, so verlangte doch der Wirzburger außerdem noch die Erhebung seines Bisthums zum Erzbisthum und die Unterordnung der neuen Diöcese unter seinen Erzstuhl. In diese Bedingung willigte der hl. Heinrich nicht, sondern wendete sich an den Papst, welcher die Errichtung des neuen Bisthums zugestand und es unter den unmittelbaren Schutz des römischen Stuhles stellte. Nun berief der König gegen Ende November 1007 eine Synode nach Frankfurt am Main. Eine Menge deutscher Bischöfe, ja sogar zwei italienische, mehrere burgundische und ein ungarischer, erschienen daselbst; der Wirzburger Bischof ließ sich nur durch seinen Kaplan Berniger vertreten. Die päpstliche Bulle wurde verlesen, und Heinrich II. bat die Versammlung fußfällig um Gutheißung seiner Stiftung: »Ich rufe,« sprach er, »eure erhabene Frömmigkeit an, der Ausführung meines Willens nicht hinderlich zu seyn; denn jener (der Bischof von Wirzburg) wollte durch seine Weigerung von mir nur erlangen, was ich ihm ohne Sünde nicht geben durfte.« Umsonst suchte Berniger die Verkleinerung des Bisthums Wirzburg als einen der ganzen Kirche zugefügten Schaden darzustellen; alle Anwesenden stimmten dem Verlangen des Königs bei und unterzeichneten den Beschluß. Eberhard, des Königs Kanzler, wurde zum ersten Bischof von Bamberg geweiht. Die Stiftung wurde im folgenden Jahre durch eine neue Synode von 35 Bischöfen bestätigt. Im J. 1009 feierte er Weihnachten in Salzburg, Ostern zu Augsburg. Dieses Jahr war durch verhängnißvolle, düstere Zeichen, ungeheure Regengüsse, Brände und große Sterblichkeit ein allgemeines Trauer- und Bußjahr geworden. Dennoch erfolgten schon in der nächsten Zeit wieder neue Unruhen in Metz, angestiftet durch den Bischof Theodorich, welchen es nämlich verdroß, daß der König Heinrich die Mitgift seiner Gemahlin Kunigunde, welche eine Schwester eben dieses Bischofs Theodorich war, der Bamberger Kirbe zugewiesen hatte. Zu gleicher Zeit wurde neuerdings gegen den Polenherzog Boleslaus und die Slaven gestritten. Als der hl. Heinrich bei Merseburg kämpfte, rief er die hll. Georgius, Laurentius und Adrianus um Hilfe, und sieh, sie gingen den Deutsbeu in den Lüften voran, den fliehenden Feind vor sich herjagend, so daß ein vollständiger Sieg errungen wurde. Zur Danksagung stellte er das Bisthum Merseburg wieder her und beschenkte es reichlich. Dennoch nahm dieser Feldzug, nicht in Folge der Schwäche des Königs (wie neben Andern auch Leo a. a. O. sagt), sondern in Folge abermaliger Verräthereien der deutschen Markgrafen, ein ziemlich unglückliches Ende. Der abgeschlossene Friede war gleichwohl ehrenvoll genug. Im folgenden Jahre (1012) geschah die Einweihung des neuen Doms zu Bamberg, nicht wie Einige irrthümlich behauptet haben, durch den Papst Benedictus VIII., sondern, wie die Bollandisten (III. 738) ausdrücklich bemerken, durch den Patriarchen Johann von Aquileja in Gegenwart von 30 oder 36 Bischöfen. Dann reiste der König wieder in seinen Ländern umher, allenthalben Recht sprechend und Hilfe spendend, wo man seiner bedurfte, so daß es keine bedeutende Stadt in Deutschland gab, die nicht ruhmvolle Beispiele seiner Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Regentensorgsalt gesehen hatte. Um Weihnachten dieses Jahres 1012 war nach W. W. (K.-L. V. 4) Gregorius, der Gegenpast Benedicts VII., zu ihm nach Pölten (Pöhlde) gekommen, um seine Hilfe anzurufen. Heinrich II. nahm ihm aber sein Kreuz ab, jedoch mit dem Versprechen, wenn er nach Rom käme, den Streit nach römischem Gesetze zu entscheiden. Ende Octobers 1013 zog et mit einem Heere nach Italien, in Begleitung seiner Gemahlin Cunigundis. Da machte ihm Harduin von Ivrea, welcher sich inzwischen wieder zum Könige der Lombardei aufgeworfen hatte, das Anerbieten, daß er bereit sei, auf die Krone zu verzichten, wenn man ihm eine Grafschaft einräumen würde. Er wies aber dieses mit Unwillen zurück und zog nach Ravenna, wo er mit Einwilligung des Papstes eine Synode hielt, und seinen Bruder Arnulf, den er schon früher auf den dortigen Erzstuhl erhoben hatte, in sein Amt einsetzte. Am 14. Febr. 1014 wurde er in Rom sammt seiner Gemahlin von Papst Benedict VIII. feierlich gekrönt. Ehe Heinrich in die Basilica des hl. Petrus eintrat, fragte ihn der Papst, ob er der römischen Kirche getreuer Patron und Schutzherr seyn wolle, ihm und seinen Nachfolgern ergeben in Allem. Demuthsvoll sprach der Kaiser ein feierliches »Ja« und zog unter dem Jubelrufe des Volkes in den erhabenen Dom ein. Darauf empfing er die Salbung und die Kaiserkrone, sowie zum Zeichen seiner Herrschaft über die ganze Welt den goldenen Reichsapfel, welcher von nun an immer neben Krone, Scepter und Schwert der kaiserlichen Würde eigenthümlich verblieb. Auf dem Rückzug erhob er das Stift Bobbio zum Bisthum und sah in Verona den hl. Nomualdns. Der fromme Kaiser begrüßte den Heiligen mit den demüthigen Worten: »O daß meine Seele in deinem Leibe wohnte!« Diese Zusammenkunft bewirkte überhaupt in dem Kaiser eine noch tiefere Hingabe an Gott. Mitten im Prunk des Hoflebens schälte er seine Seele los von aller Eitelkeit des Erdenlebens und hätte gern den Palast mit der Mönchszelle vertauscht, wenn es so Gottes Wille gewesen wäre. Schon im J. 1012 soll er dies zu Straßburg und später noch einmal zu Verdun geäußert, im J. 1019 aber wirklich um das geistliche Kleid gebeten haben. (»Rem non impugno«, sagt der Bollandist rollerius (III. 746), während bei Butler die Sache ganz bestimmt hingestellt und beigesetzt wird, der Kaiser sei nur durch die Vorstellungen der Großen seines Hofes, insbesondere aber durch den Bischof Werner von Straßburg abgehalten worden, diesen Vorsatz auszuführen.) Selbst die Vermählung seiner Schwester Gisela mit dem hl. König Stephan von Ungarn bringen Einige (cf. Febr. I. 134) mit dieser Zusammenkunft in Verbindung. Am Feste Peter und Paul war der Kaiser schon wieder in Mainz, Ostern hatte er noch in Pavia gehalten. Der dreifache Feldzug, den Heinrich II. jetzt abermals gegen Polen unternahm, endete unglücklich; es mußten etliche Provinzen zwischen der Elbe und der Oder abgetreten werden. Dafür war aber der Kaiser bedacht, Burgund mit dem deutschen Reiche dauernd zu vereinigen. Im J. 1016 brachte er auch den Schattenkönig Rudolf bei einer Zusammenkunft zu Straßburg dahin, daß er ihm die längst verheißene Nachfolge feierlich bestätigte. Dieses Versprechen wurde zwei Jahre später eidlich erneuert, aber gleichwohl kam es jetzt noch nicht zur Erfüllung. Es war aber dem Nachfolger Heinrichs II. der Weg zur Erwerbung Burgunds gebahnt. Er selbst ward an der Ausführung des Planes zunächst durch einen neuen Römerzug gehindert. Der Papst Benedict VIII. war nämlich im J. 1019 (W. W. K.-L. nennt das J. 1020) nach Bamberg gekommen, um die Hilfe des Kaisers gegen die Griechen, welche bereits Capua erobert hatten, anzurufen. Nachdem also ein inzwischen nöthig gewordener Kriegszug gegen Flandern und den aufrührerischen Grafen Otto, welchen er in Hammerstein einschloß, beendigt war, brach Heinrich im J. 1022 mit einem Heere von 60,000 Mann nach Italien auf, schlug die Griechen, stellte die Herrschaft des Papstes wieder her und bestätigte die von Letzterem den gleichfalls Hilfe gegen die Griechen leistenden Normannen abgelassenen Lehen. Auf diesem Zuge besuchte der Heilige das Kloster Monte Cassino, wo er nach Surius auf wunderbare Weise von seinem Steinleiden geheilt wurde. Er sah nämlich im Schlafe den hl. Benedictus mit einem scharfen Messer ihm die Haut öffnen, den Stein herausnehmen und die verursachte Wunde wieder zuheilen. Als er erwachte, hatte er den Stein, an welchem er gelitten hatte, in seiner Hand. Doch blieb er von dieser Zeit an hinkend20. Letzteres wird von Andern einer Erscheinung des hl. Erzengels Michael, der seine Hüfte berührte, zugeschrieben; diese nennen deßhalb den Kaiser mit Bezugnahme auf ein ähnliches Wunder, das dem Patriarchen Jakob begegnete, einen »Kämpfer Gottes«, einen zweiten »Israel«. Nachdem er dem Kloster Monte Cassino reichliche Geschenke gespendet, eilte er über Rom der Heimath zu. Ob er bei dieser Gelegenheit in Person nach Clugny gekommen sei und die unten zu erwähnenden Geschenke selbst überbracht habe, ist nicht hergestellt. Gewiß ist aber eine Zusammenkunft, welche im April des Jahres 1023 zu Ivoy (Ivoy-le-Pré) mit dem König Robert von Frankreich stattfand. Nicht nur weltliche Fragen, welche wir an diesem Orte nur im Vorbeigehen berühren, sondern auch geistliche Angelegenheiten wurden daselbst besprochen; eine Versöhnung beider Kronen kam zu Stande, mit großem Eifer berathschlagte man über das Wohl der Kirche, und es erfolgte der Beschluß, daß beide Herrscher demnächst mit dem Papst in Pavia zusammenkommen und eine große Versammlung von Bischöfen sowohl Italiens als diesseits der Alpen veranlassen sollten. Nochmal wollte der Kaiser einen italienischen Feldzug unternehmen; aber er starb schon im folgenden Jahre, nämlich am 13. Juli 1024 zu Grona bei Halberstadt, auf der Rückreise von Goslar, im 52. Jahre seines Alters, nachdem er etwas mehr als 22 Jahre regiert hatte. So kurz diese Skizze seines Lebens ist, so ist doch aus derselben ersichtlich, wie dieser heil. Kaiser, weil er gerecht war, stets nur den Führungen Gottes vertraute, und wie Gott seinen Diener von Stufe zu Stufe führte, um ihn vom irdischen ins himmlische Reich zu übersetzen. So viel die Regierungsgeschäfte seine Zeit nicht in Anspruch nahmen, verwendete er sie zum Gebete. Mit inniger Andacht hörte er die heil. Messe und empfing sehr oft die heil. Communion. Er verehrte die Mutter Gottes als seine Patronin und betete (nach Butler) besonders gern in den nach ihr benannten Kirchen. So besuchte er zu Rom vorzugsweise die Kirche St. Maria Maggiore. Ebenso trug er eine zarte Verehrung zu den heiligen Schutzengeln und zu allen Heiligen Gottes. Der hl. Heinrich war aber nicht blos eine Zierde, sondern auch ein Hort der Kirche Christi. Niemand wird an diesem Orte eine vollständige Aufzählung seiner Stiftungen erwarten. Wir greifen aus der großen Zahl derselben nur einige der zunächst liegenden und bedeutendsten heraus. Dem Benedictinerkloster von St. Afra in Augsburg schenkte er fünf Dörfer, bei St. Moriz daselbst errichtete er ein Canonicat und erbaute die Kirche; auch in der Stadt Regensburg er. eichtete er ein Chorstift. Weihenstephan in Bayern, Göß in Steyermark, sowie viele andere Klöster beschenkte er reichlich. In Straßburg machte er eine Stiftung für einen Kanoniker, der an seiner Stelle die Tagzeiten verrichten sollte, weßhalb diese Präbende die des Chorkönigs genannt wurde. (Sie bestand fort bis zum Ausbruche der französischen Revolution.) Dem Bisthum Bamberg, seiner Lieblingsstiftung, überließ er nicht nur das ganze Bamberger Territorium, sondern auch seinen ganzen Nachlaß an Landgütern, fahrender Habe und vielen Kostbarkeiten. Auch seinen Geburtsort Abbach etc. überwies er schon im J. 1007 dieser Stiftung. In der Abteikirche zu St. Michael in Bamberg war lange Zeit das goldene griechische Kreuz von hohem Alterthum zu sehen, von welchem sich bei den Bollandisten eine Abbildung befindet; der Kaiser hatte dasselbe seiner Gemahlin als Morgengabe zugebracht. Dem Kloster zu Clugny gab er den Reichsapfel, Krone und Scepter, ein Geschenk des Papstes Benedict VIII. »Aber kein Abt,« bemerkt Gfrörer, »war dankbarer als Odilo von Clugny.« In dem Erlasse, kraft dessen dieser Abt die Begehung des Allerseelentages anordnet, sagt er: »Insbesondere soll bei den Gebeten unsers theuern Kaisers Heinrich gedacht werden, der uns mit Schätzen reichlich bedachte.« Auch bemerkt man, nach der sinnigen Bemerkung desselben Geschichtsforschers, in der Weihung der kaiserlichen Kleinodien an diese Kirche leicht die Gesinnung des Kaisers, »das Reich zur Ehre Gottes und der Kirche zu verwalten.« Es gibt über dem kaum einen deutschen Bischofsstuhl, welcher der Gnade Heinrichs nicht einen bedeutenden Zuwachs an Gütern, Rechten und Privilegien verdankte. So z. B. die Bisthümer Brixen, Freising, Salzburg, welche er mit neuen Einkünften bedaätt Das Bisthum Straßburg erhielt so gloot Geschenke, daß die Geschichtschreiber den hl. Heinrich dessen »Wiederhersteller« nennea, Besonders begünstigte er den hl. Bischof Meinwerk von Paderborn und erbaute den Dom dieser Stadt aufs Neue. Ebenso im J. 1021 den schönen Dom von Basel, in welchem leider nun schon so lange das heil. Opfer nicht mehr gefeiert wird. Nur die Steine haben den erhabenen Gründer noch nicht vergessen; denn neben andern Sculpturen ist noch das Bildniß des Kaisers Heinrich und seiner Gemahlin an der Vorderseite des Doms zu sehen. Dem Bisthum Merseburg schenkte er zwei Familien von allen Hofmarken, die er in Thüringen und Sachsen besaß, außerdem ein in Elfenbein und Gold gebundenes Evangelium, einen goldenen, mit Edelsteinen geschmückten Kelch mit Patena und Fistula (so hieß die Nöhre, welche zum Genusse des heil. Blutes diente), zwei silberne Kreuze etc. (Mart. I. 271). Auch der Dom u Merseburg ist sein Werk (erbaut in den Jahren 1015– 1021). Noch jetzt steht er über dem Portal der Kirche, das Modell in den Händen, obgleich auch hier die Verehrung eines Namens erloschen ist. Mehr noch als durch alle diese kostbaren Geschenke wirkte er jedoch für die Wohlfahrt der Kirche durch den ausgezeichneten Schutz, welchen er dem apostolischen Stuhle verlieh, durch das weithin leuchtende Beispiel seiner Frömmigkeit und durch die Berufung vorzüglicher Bischöfe auf die erledigten Stühle. Unter letztern nennen wir beispielshalber den Bischof Wolbodo von Lüttich, Bischof Meinwerk von Paderdorn, Bischof Godehard von Hildesheim. Einen solchen Mann durfte die Kirche in ihren Heiligenverzeichnissen nicht übergehen. Der Ruhm seiner Tugenden strahlte in der ganzen Welt. Doch betete man in Bamberg längere Zeit in einem eigenen Meßformulare für die Ruhe seiner Seele, eine Uebung, die allmälig seiner Verehrung und Anrufung Platz machte. Am 14. März 1145 (nicht 1152, wie Einige haben) ward er von Papst Eugen III. canonisirt. Seine Reliquien ruhen im Dom zu Bamberg neben denen seiner heil. Gemahlin. Doch ist der jetzige Dom nicht mehr der ursprüngliche Bau des hl. Heinrich; denn im J. 1081 brannte er ab und wurde durch Bischof Otto im J. 1111 neu erbaut, durch König Ludwig I. aber in den Jahren 1830–1840 restaurirt. Nur der St. Georgen-Chor scheint zum Theil noch der Zeit des hl. Heinrich anzugehören. Er ist Patron der Bisthümer Bamberg und Basel. Abgebildet et wird er gewöhnlich im kaiserlichen Ornate mit dem Modelle einer Kirche in den Händen. In Bamberg sind mehrere Translationen vorgenommen worden. Sein Hauptfest wird am 13. Juli als an seinem Todestage gefeiert. Die Bollandisten handeln von ihm am 14. Juli, weil sie ihn, wie sie sagen, in fast allen neueren Heiligen-Verzeichnissen etc. an diesem Tage gefunden haben, wobei sie bemerken, daß er vielleicht in der Nacht vom 13. bis 14. Juli gestorben sei (III. 714). Im Mart. Rom. steht er (wegen des auf den 14. Juli fallenden Festes des hl. Bonaventura) als Kaiser Heinrich I. am 15. Juli, an welchem Tage sein Fest auch im römischen Brevier sub ritu semid. sich findet. In der Diöcese Augsburg wird sein Fest sub ritu dupl. am 18. Juli gefeiert. Bei den Bollandisten (III. 764–769) sind viele Wunder aufgezählt, die auf seine Fürbitte gewirkt wurden, sowie sich dort auch Abbildungen von mehreren Heiligthümern, Reliquien etc. des hl. Heinrich finden, welche in Bamberg aufbewahrt werden, während auch noch mehrere andere Orte kleinere Reliquien von ihm besitzen. (III. 711–793.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.