Heribertus, S. (1)

Heribertus, S. (1)

1S. Heribertus (Herebertus), Ep. Conf. (16. März, al. 30. Aug.) Der hl. Heribertus ist einer der berühmtesten Kirchenhirten Kölns, »ewigen Andenkens würdig durch den Adel seines Geschlechtes, seine herrlichen Thaten und seine vor und nach dem Tode gewirkten Wunder«. Er wurde in der Stadt Worms am Rhein von ebenso angesehenen als tugendhaften Eltern geboren. Sein Vater Hugo war aus dem edlen Geschlechte der Kammerer von Worms, seine Mutter Tietwidis aus dem Geschlechte der Grafen von Alemannien (nach Andern Rothenburg an der Tauber). Von Kindheit an erhielt er eine vortreffliche Erziehung. Später widmete er sich mit allem Eifer den profanen und heil. Wissenschaften. Darauf ging er in das vom hl. Godegrandus gestiftete Kloster Gorze (Gorcia) in Lothringen und nahm daselbst den Habit der Benedictiner. Schon hatte er die Sorge für das Fleisch und die irdischen Dinge ganz und gar mit Füßen getreten und war im Begriffe, die Gelübde abzulegen, als sein Vater ihn nach Worms zurückrief. Hier fand Bischof Hildebold an dem frommen Jüngling solches Wohlgefallen, daß er ihn zu seinem Nachfolger im bischöflichen Amte vorbereiten wollte. Der Tod hinderte ihn aber an der Ausführung dieses Vorhabens. Er bekam jedoch zu Worms ein Kanonikat und wurde zum Priester geweiht. Kaiser Otto III. erhob ihn zu seinem Kanzler und ernannte auf seine Verwendung Heriberts jüngern Bruder Heinrich, welcher wegen seiner kleinen Statur Hezelin (Heinzelchen) genannt wurde, zum Bischofe von Wirzburg (um das Jahr 995). Der Kaiser schenkte ihm vollkommenes Vertrauen und nahm ihn öfter mit sich nach Rom. Im J. 998 starb Evergerus, der 11. Erzbischof von Köln. Der Wahlkampf nach dessen Bestattung war so heftig, daß eine Spaltung bevorstand. Da schlug der Propst Weselinus, der selbst von einem Theile, und zwar vom Klerus, gewählt worden war, den hl. Heribertus, der damals sich in Italien befand, zum Erzbischofe vor, und dieser Antrag wurde mit größtem Jubel und unter dem Rufe: »Gott sei Dank! Gott sei Lob!« aufgenommen. Eine Deputation wurde abgeschickt, um die Genehmigung des Kaisers zu erlangen, welche dieser auf der Stelle mit Freuden ertheilte. Nicht so leicht ging es aber beim hl. Heribertus selbst. Er habe nichts an sich, sagte er, was eines Bischofes würdig sei; sein Leben sei ihm schon die größte Last; er fürchte den Fall und das Aergerniß des Volkes Gottes um seinetwillen. Nach langem Weigern gab er endlich seine Einwilligung, da der Kaiser eigenhändig an ihn geschrieben hatte. Von Benevent, wo er sich im Auftrage des Kaisers befand, ging er nach Rom, um von den Händen des Papstes Sylvester II. das Pallium zu empfangen, und begab sich dann nach Köln, wo er im Winter des Jahres 999 ohne irgend ein äußeres Zeichen seiner Würde mit bloßen Füßen und unter beständigem Gebete seinen Einzug hielt und sodann am Vorabende des Weihnachtsfestes consecrirt wurde. Es ist schwer zu sagen, mit welchem Eifer er von diesem Tage an dem Predigtamte oblag, wie sehr er beflissen war, den Frieden unter seiner Heerde zu erhalten, und mit welcher Liebe und Aufopferung er den Armen und Nothleidenden hilfreich zur Seite stand Er verschmähete zwar den äußeren Glanz nicht, weil seine äußere Stellung ihn erheischte; aber unter den seinen mit Gold verbrämten Gewändern trug er ein rauhes Cilicium. Und je mehr ihn die Geschäfte mit der Welt in Verbindung brachten, desto mehr war er besorgt, im innern, gottgeweihten Leben zu wachsen. Das Vertrauen des Kaisers Ottto führte ihn mit demselben bald nach der Besitzergreifung des erzbischöflichen Stuhles wieder nach Italien. Hier starb der Kaiser durch Gift25 im Januar des Jahres 1002, und Heribert, besorgt für seinen letzten Willen, brachte seine Leiche über Augsburg (s. S. Henricus8) nach Aachen, wo sie durch ihn feierlich beigesetzt wurde. Auch die kaiserlichen Reichsinsignien brachte er mit sich; nur die heil. Lanze, welche nach der Ansicht der damaligen Zeit gerade das größte Kleinod unter jenen Zeichen der Herrscherwürde war, hatte er nach Köln vorausgeschickt. Er konnte nämlich bei den bestehenden Verhältnissen wohl voraussehen, daß die Wiederbesetzung des erledigten Königsthrons große Bewegungen veranlassen werde, und da er jedem Parteigeiste völlig fremd war, daher auch keiner Partei angehören wollte, so hielt er es für Pflicht, die Reichsinsignien, deren Bewahrung ihm anvertraut war, unter seiner Aufsicht zu behalten und sie erst dem wirklichen Könige zu übergeben. Aber Herzog Heinrich von Bayern, der nach Otto's Tode der Nächstberechtigte zum Throne war, gab diesem Betragen des frommen und friedliebenden Erzbischofs eine falsche Deutung, indem er wähnte, Heribert habe die deutsche Krone weit lieber auf dem Haupte eines Andern als auf Heinrichs Haupte zu sehen gewünscht, und so fiel er denn von diesem Augenblicke an in die Ungnade Heinrichs, die dieser, auch da er als Heinrich II. König und Kaiser geworden, den hl. Erzbischof Heribert noch mehrere Jahre merkbar fühlen ließ, obgleich dieser die Reichsinsignien dem Könige Heinrich sogleich übergab und überhaupt bei jeder Gelegenheit als einen der treuesten und dem Kaiser aufrichtig ergebensten Reichsfürsten sich zeigte. Auch blieb er noch als Kanzler thätig, wie Urkunden aus den Jahren 1007 und 1008 bezeugen. Erst gegen das Ende seiner Regierung lernte Kaiser Heinrich die Heiligkeit des großen Erzbischofs kennen und versöhnte sich aufrichtig und in der rührendsten Weise mit ihm, wozu auch der hl. Heribert gern die Hand bot.26 – Nach dem Tode des Kaisers Otto hoffte der hl. Erzbischof, von allen weltlichen Geschäften abgelöst, einzig dem Wohle seiner Heerde und den Bedürfnissen seiner Diöcese sein Leben weihen zu können. Seine Einkünfte theilte er zwischen der Kirche und den Armen, sich nur das Allernothwendigste vorbehaltend. In Demuth und Verborgenheit besuchte er oft die Armen und Kranken in ihren Wohnungen und in den Spitälern, wusch ihnen die Füße, spendete Almosen und geistlichen Trost und bewirkte durch sein Beispiel, daß auch Andere in Hungersnoth und Krankheiten Herz und Vermögen den Armen schenkten. Auch in andere Städte des Erzbisthums schickte er heimlich bestimmte Summen an bestellte vertraute Priester, um sie an die Bedürftigen vertheilen zu lassen. Das Kloster Deutz, Köln gegenüber, verdankt ihm und dem Kaiser Otto III. seine Entstehung. In öffentlichen Drangsalen nahm er seine Zuflucht zum öffentlichen Gebete und fand oft wunderbare Hilfe. Bei eingefallener großer Trockenheit hielt er einst einen Bittgang von St. Severin nach St. Pantaleon und ermahnte in eindringlicher Rede das versammelte Volk zur Buße und zum Vertrauen. Nach seinem Palaste zurückgekehrt, wiederholte sich das Wunder der hl. Scholastica. Er legte das Haupt in größter Betrübniß in seine Hände und fing an zu beten. Kaum hatte er geendet, als ein erquickender Regen fiel und das Land von Gefahr einer Hungersnoth befreite. Darum wird der Heilige (nach Hack, Bilderkreis S. 322) als Bischof gemalt, durch sein Gebet Regen auf das Land herabziehend. In St. Maria auf dem Capitol heilte er einen Geisteskranken, indem er ihn segnete. Einer blinden Frau war im Traume angezeigt worden, sie werde durch den Ablutiønswein des Bischofs nach der hl. Communion die Heilung erlangen, und sie wurde sehend, als sie wirklich davon Gebrauch gemacht hatte. Sein eigener Hauskaplan verdankte seiner Fürbitte die Befreiung von einem tödtlichen Fieber. Sein Bisthum und die heil. Orte desselben visitirte er mit größter Genauigkeit, allenthalben die zärtlichsten Beweise väterlicher Milde und Fürsorge zurücklassend. Auf einer solchen Reise ward er zu Neuß von einem gefährlichen Fieber heimgesucht, in welchem er bald seine letzte Krankheit erkannte. Er empfing also mit Andacht die heil. Oelung und die Wegzehrung des Leibes und Blutes unsers Herrn. Darauf ließ er sich nach Köln zurückbringen und im Dom des hl. Petrus zu den Füßen eines Crucifires niederlegen; hier nämlich wollte er noch einmal sich und seine Heerde dem obersten und unsichtbaren Hirten der Kirche anempfehlen. Dann brachte man ihn in seine Wohnung, wo er bestimmte, was von seinem Vermögen den Kirchen und Wohlthätigkeits-Stiftun gen zufließen, was seinen Verwandten, was der Dienerschaft, was den Armen sogleich übergeben werden solle. Als man ihn fragte, wen er zu seinem Nachfolger zu haben wünschte, gab er zur Antwort, daß von den Umstehenden keiner, sondern Pilegrinus (der Erbauer der Kirche zu den heil. Aposteln, † 1036) hiezu ausersehen sei. Bald darauf verließ seine fromme Seele die irdische Hülle und ging, von den Engeln Gottes begleitet, in die ewige Ruhe ein am 16. März 1021 (nach Andern 1022). In Deutz wurde sein heil. Leib bestattet und leuchtete bis in die spätenen Zeiten durch mancherlei Wunder. Papst Gregor IX., welcher im J. 1227 den päpstlichen Thron bestieg, erklärte ihn für »heilig«, da Alles, was durch göttliche Zeugnisse bekräftigt werde, der menschlichen zur Bekräftigung nicht mehr bedürfe, und deßhalb zieme es sich, »daß wir ihn, den der Vater im Himmel geehrt hat, auch auf Erden verehren.« Sein Name, der »berühmt ist durch Heiligkeit«, befindet sich auch im Mart. Rom. Reliquien von ihm befinden sich auch in Köln (bei den hhl. Aposteln und St. Cunibert). Seine Translation faut unter dem Erzbischofe Arnold I. am 30. Aug. 1147 statt. Ihrer gedenken zum 30. Aug. auch Grevenus und die Zugaben zu Usuardus. Die Bollandisten aber behandeln ihn am 16. März. (II. 464–490)



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