Hervaeus, S. (1)

Hervaeus, S. (1)

1S. Hervaeus (Huvarnus), Abb. (17. Juni). Zur Zeit des vom J. 512–558 regierenden fränkischen Königs Childebert I., eines Sohnes Chlodwigs I., welcher das Reich unter seine vier Söhne getheilt hatte, kam an den Hof des Erstern ein gelehrter, sprachenkundiger Engländer, Huvarnion mit Namen. Er war der Vater des hl. Herväus und bekleidete die Stelle eines Musikmeisters an der Hofkapelle. Er heirathete jedoch erst, nachdem er vier Jahre bei Childebert in aller Zucht Dienste geleistet und die Entlassung erhalten hatte, eine züchtige Jungfrau aus der Bretagne, Namens Rivannone, die ihm nach Verlauf eines Jahres einen blinden Sohn gebar, den sie in der heil. Taufe Herväus nannten. Der Knabe war im fünften Lebensjahre, als der Vater im Rufe großer Heiligkeit starb; der Mutter blieb die Sorge für seine Erziehung nun allein, und sie unterzog sich dieser schweren Aufgabe mit dem besten Erfolge. Die Talente ihres Sohnes müssen sehr bedeutend gewesen seyn; denn er erlernte, wiewohl blind, bei dem hl. Mönche Martinianus die lateinische Sprache sehr vollständig und überließ sich, nachdem er die Jahre der Standeswahl erreicht hatte, der Leitung des hl. Vulphroedus, über welchen indessen alle näheren Angaben fehlen. Als er indessen erfuhr, seine Mutter sei dem Tode nahe, eilte er nach Hause, um ihr die Augen zu schließen und seine letzte kindliche Liebe und Dankbarkeit zu beweisen, worauf er noch längere Zeit zu St. Paul de Leon (Leona) in der Bretagne als Priester dem Dienste der Kirche oblag und dann (man weiß nicht wann) eines gottseligen Todes starb. Hiemit haben wir den historischen Kern seiner Legende, die mit verschiedenen Fabeln untermischt ist, angegeben. Seine Verehrung unterliegt keinem Zweifel. Merkwürdig ist, daß die Gerichte gern auf seine Reliquien schwören ließen, weil hier dem Meineid, sobald ein solcher vorkam, die Strafe unmittelbar auf dem Fuße folgte. Sie befinden sich seit dem J. 1002 in Nantes, nachdem sie vorher von St. Paul de Leon im J. 878 nach Brest waren übertragen worden. (III. 365–371.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • HERVAEUS — I. HERVAEUS Atchiep. Remensis A. C. 900. Cancellatius Galliae, sub Carolo Simplice: cui non satis gratus, Robertum aemulum eius Remis coronavit, A. C. 922. triduo post Mortuus. Flodoard. l. 4. c. 11. Hist. Rem. Aimon. in supplem. l. 5. c. 42. etc …   Hofmann J. Lexicon universale

  • Hervaeus, S. (2) — 2S. Hervaeus, Abb. (9. Aug.) S. oben S. Herneus …   Vollständiges Heiligen-Lexikon

  • Hervaeus Natalis — Hervaeus Natalis[1] (c.1260, Nédellec, diocese of Tréguier, Brittany[2] 1323) was a Dominican theologian, the 14th Master of the Dominicans, and the author of a number of works on philosophy and theology. Among his many writings may be included… …   Wikipedia

  • Hervaeus Natalis — de Brito (oder auch: de Nedellec, Nédélec, Nédélek, Noël; als Vorname auch: Arveus, Erveus, Hervé) (* gegen 1260 in der Diözese Treguier; † 7. August 1323 in Narbonne) war ein französischer Dominikaner und ein Vertreter der thomistischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Hervaeus de Villa-pirosa (3) — 3Hervaeus de Villa pirosa findet sich am 30. Oct. bei Bucelin im Nomenclator und Index, jedoch nicht im Texte …   Vollständiges Heiligen-Lexikon

  • Hervé de Bourg-Dieu — [Hervé de Déols, Hervi de Bourg Dieu, Hervaeus of Bourg Dieu, Hervaeus Burgidolensis, Hervaeus of Châteauroux, Herveus of Deols.] (c. 1080, Le Mans 1150, Déols) was a French Benedictine exegete.He is known particularly for his Commentarii in… …   Wikipedia

  • Walter Burley, Peter Aureoli and Gregory of Rimini — Stephen Brown THE END OF THE GREAT ERA Immediately after the glorious age of Bonaventure and Thomas Aquinas, the University of Paris, as we have seen, had a number of outstanding teachers. Henry of Ghent, following in the path of Bonaventure, was …   History of philosophy

  • List of Latin nicknames of the Middle Ages — Doctor Acutissimus Doctor Angelicus …   Wikipedia

  • Durandus de San Porciano — Durandus von St. Pourçain OP (* ca. 1270–1275 in Saint Pourçain sur Sioule; † 10. September 1334 in Meaux) war Theologe und Philosoph; Magister, Paris (1312–13); lector sacri palatii, Avignon (1313–1317); Bischof von Limoux (26. August 1317), Le… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Hep–Her — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”