Hugo, S. (11)

Hugo, S. (11)

11S. Hugo, Ep. Lincoln. (17. Nov.) Dieser hl. Hugo, engl. St-Hugh, Bischof von Lincoln in England, nach Zedler der sechste des Sitzes (1186–1200), stammte aus einem der ersten Häuser in Burgund und erblickte um das J. 1140 das Licht dieser Welt.

Sein Vater hatte mit Ruhm im Kriege gedient; seine Mutter verlor er als ein Knabe von acht Jahren. Seine Erziehung erhielt er in einem Kloster regulirter Chorherren, in welchem auch sein Vater die letzten Jahre seines Lebens zugebracht hatte. Hier wuchs Hugo zu einem frommen, hoffnungsvollen Jünglinge heran. Noch hatte er das 19. Jahr nicht erreicht, als er (wie es hie und da, wenn auch mißbräuchlich, zu geschehen pflegte), wiewohl er erst Diakon war, die Führung einer Pfarrei bekam, die er übrigens mit großem Lobe verwaltete. Einige Zeit nachher sah er die große Carthause (bei Grenoble) und bewunderte das abgetödtete, in Gott verborgene Leben der dortigen Mönche. Obwohl er nun auf Andringen seines Klosters geschworen hatte, die Gemeinde nicht zu verlassen, so trat er doch, da er seinen innern Drang nicht bewältigen konnte und die Kirchengesetze, welche den Eintritt in einen strengern Orden gestatten, für sich hatte, in den Carthäuser-Orden, indem er aus seinem früheren Kloster heimlich entfloh. Dagegen wurde er nun mit Versuchungen des Fleisches geplagt, die er jedoch durch fortgesetzte Abtödtungen und Gebet überwand. Bei diesen Prüfungen erhielt er auch oft fühlbare himmlische Tröstungen, welche ihn erkennen ließen, daß er seinen Beruf nicht verfehlt habe. Im Carthäuser-Orden zum Priester geweiht, zeichnete er sich auch in der Verwaltung des Hauses, die man ihm 10 Jahre nach seinem Eintritte übergab, so vortheilhaft aus, daß sein Ruf sich über die Gränzen Frankreichs hinaus verbreitete. Darum ward ihm auf Ansuchen des engl. Königs Heinrich II. die neu gestiftete Carthause Witham (Uvictamia) in Somerset zur Einrichtung und Leitung übertragen. Umsonst erklärte der Heilige, unter allen Brüdern der am mindesten befähigte zu seyn; er mußte gehorsamen und ung also mit Bischof Renald von Bath über den Kanal. In England angelandet, schlug er sogleich den Weg nach Witham ein und brachte der dort bestehenden kleinen Carthäuser-Genossenschaft Muth und Freude. Vom Könige, der ihn seiner besondern Gunst versicherte, bekam er Alles, was zur Vollendung des Klosters erforderlich war. Die Genossenschaft blühte kräftig empor; hugo genoß die, die und das Zutrauen aller ihrer Glieder. Nach einigen Jahren segensreicher Wirksamkeit in der klösterlichen Familie eröffnete sich dem hl. Hugo ein weiteres Feld. Der bischöfliche Stuhl von Lincoln, schon gegen 18 Jahre verwaist, harrte eines neuen Hirten. Da der König dem Domkapitel das lange vorenthaltene freie Wahlrecht zurückgab, fielen die Stimmen der Wählenden einmüthig auf unsern Heiligen. Ungeachtet seiner Weigerung wurde er am 21. Sept. 1186 vom Erzbischofe Balduin von Canterbury geweiht. Der Lebensbeschreiber reiht hier eine artige Begebenheit an, die der Sage nach am Tage seines Einzuges in Lincoln sich ereignete. In einem Schlosse in der Nähe habe sich ein Schwan eingefunden, größer als die übrigen, den man dort noch nie gesehen. Dieser habe die ganze Menge dortiger Schwäne umgebracht, bis auf ein Weibchen; Niemandem habe er sich freundlich gezeigt, als blos dem Bischofe, aus dessen Hand er, sowie er nur hinkam, sogleich das Brodstückchen u. dgl. nahm. Er sei immer um ihn geblieben, wie zur Wache und zur Schutzwehr. Wenn der Bischof sich wieder wegbegeben, sei der Schwan wieder in seinen Weiher gegangen. Des Bischofs Kommen habe er immer durch Ruf und Flügelschlag drei bis vier Tage vorher angezeigt. Hierauf bezieht sich Menzel's Angabe (Symb. II. 352), ein Schwan habe sich dem hl. Hugo dienstbar zugesellt, oder, was bei Migne (Dict. iconogr. S. 281) zu lesen ist, den hl. Hugo finde man dargestellt »mit dem Bischofstabe, zu den Füßen eine Gans oder einen andern Vogel dieser Art.« Das Wirken des hl. Hugo als Bischof stand unter dem besondern Einflusse der göttlichen Gnade, und diese wuchs in ihm um so mehr, als er seine eigene Schwäche und Unwürdigkeit fühlte und bekannte. Ein Zug in dieser Hinsicht macht alle übrigen Bemerkungen überflüssig. Er war ein Freund der Aussätzigen, besuchte sie oft und küßte ihre Wunden. Als ihm Jemand scherzweise bemerkte, der hl. Martinus habe freilich einen Aussätzigen durch einen Kuß geheilt, er aber heile die Wunden nicht, die er küsse, gab er zur Antwort: »Der Kuß des hl. Martinus heilte den Aussätzigen; der Kuß aber, den ich einem Aussätzigen gebe, heilet meine Seele.« Im Breviergebete war er so genau und gewissenhaft, daß er's sich nicht nehmen ließ, es einmal sogar in einer höchst unsichern Gegend zu verrichten, wo er gegen den Rath seiner Freunde, welche schon früh Morgens noch vor Tags aufbrechen wollten, um bei der Nacht unentdeckt zu bleiben, die Herberge nicht eher verließ, als bis er dieser Pflicht genügt hatte. Durch diese Pflichttreue erwarb er sich die nothwendige Unerschrockenheit, auch dem Könige gegenüber der Wahrheit unverholen Zeugniß zu geben. So namentlich unter den Königen Richard I. und Johann. Um in der Sorge für die Rettung seiner Heerde sich selbst nicht zu vergessen, zog er sich alljährlich wenigstens einmal in die von ihm so innig geliebte Carthause zu Witham zurück, um daselbst der Betrachtung der ewigen Wahrheiten zu obliegen. Dieser war er in dem Grade ergeben, daß er selbst auf Reisen sich so vertiefte, daß er kaum die Mähne seines Pferdes sah. Darum ließ er immer vor sich einen Diener reiten, hinter dem er als seinem Führer herritt. Geschah es, daß jemand Anderer zufällig oder geflissentlich vor ihn kam, so folgte er diesem, ohne zu merken, daß er Wegweiser und Richtung verloren. So traf es sich einige Male, daß sein wegeweisender Bediente, wenn er gemeint hatte, daß sein Herr sogleich hinter ihm drein komme, große Noth hatte, ihn unter dem Gefolge irgendwo wieder zu finden. Mit allem Eifer beförderte der hl. Hugo die kirchliche Zucht und Ordnung. Es bestand die anderwärts eingeführte Anordnung der Kirchenstrafen in Geld auch in seinem Bisthume. Da jedoch der hl. Hugo erkannte, daß diese Bestimmung einerseits dem Mißbrauche, andererseits Lügen und Verleumdungen gegen den Klerus die Thüre öffne, so hob er sie auf. Dafür verordnete er Strafen geistlicher Natur, die dem Zwecke der Religion besser entsprachen. Ebenso sorgte er für die Würde des Gottesdienstes und vollendete den Bau seiner Kathedrale. Sie steht noch und ist eines der schönsten Denkmäler aus der katholischen Zeit. Unter dem Könige Johann mußte der hl. Hugo eine politische Gesandtschaft übernehmen, um nämlich am Hofe des Königs Philipp August von Frankreich zwischen beiden Mächten den Frieden zu vermitteln. Als er zurückkam, befiel ihn ein sehr heftiges Fieber, so daß er dem Concil, das in seiner bischöflichen Stadt abgehalten wurde, nicht anwohnen konnte. Er mußte in London bleiben und sah getrost und freudig, im Vertrauen auf die göttliche Gnade, welche er stets anrief, seinem Ende entgegen. Am Feste des hl. Matthäus empfing er die heil. Sterbsacramente. Auf dem mit Asche bestreuten Boden liegend, starb er endlich am 17. Nov. 120062 unter den Worten: »Nun entlässet du, o Herr! deinen Diener im Frieden.« Er wurde zu Lincoln in seiner Kathedrale beigesetzt. Drei an Gicht Leidende und einige andere Kranke fanden Genesung an seinem Grabe. Das Mart. Rom. gedenkt seiner am 17. Nov. Seine Canonisation erfolgte nach den Bollandisten (Mart. II. 255) durch Papst Honorius III. (But. XVII. 74.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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