- Humilitas, S.
S. Humilitas, Vid. Abbat. (22. Mai). Vom Lat. humilitas = Demuth etc. – Die hl. Humilitas, Stifterin der Vallumbrosanerinnen und Abtissin dieses Ordens, wurde im J. 1226 zu Faenza in der Romagna (Faventia in Romandiola) von angesehenen Eltern geboren. Der Vater hieß nach den Bollandisten Elimonte oder Altimonte, die Mutter Richilda, die Tochter aber nach W. W. (XI. 538) und Andern Rosane, während sie bei Bucelin den Namen Roxanes und bei den Bollandisten Rosanenfis70 hat. Von Jugend auf der Frömmigkeit ergeben, ehrte sie nach ihrem göttlichen Erlöser am meisten seine jungfräuliche Mutter und deren geistlichen Sohn, den hl. Apostel Johannes. Dabei nährte sie in sich den Wunsch, als Kloster-Jungfrau Gott dienen zu dürfen, was aber ihre Eltern, da sie deren einzige Tochter war, nicht zugaben. Nachdem sie früher einen hochadeligen Jüngling zurückgewiesen, entschloß sie sich endlich doch, aus Gehorsam gegen ihre Eltern, um das J. 1241 einen andern edlen Mann von Faënza, Namens Ugolotto, zu ehelichen, dem sie neun Jahre lang in treuer Liebe zugethan war, und zwei Kinder gebar, die aber bald nach der heil. Taufe starben. Da geschah es, daß ihr Gemahl, welcher trotz ihrer Ermahnungen bisher ein sehr weltliches Leben geführt hatte, plötzlich erkrankte, wobei ihm die Aerzte erklärten, daß er in kurzer Zeit sterben müsse, wenn er nicht in ehelicher Beziehung sich gänzlich enthalte. So lebten denn die beiden Eheleute noch einige Zeit wie Bruder und Schwester, bis endlich der Gemahl seiner Frau den Eintritt in ein Kloster gestattete, was sie längst sehnlichst gewünscht hatte. Sie ging sofort um das J. 1250 in das Kloster der hl. Perpetua bei Faënza, wo sie wegen ihrer Demuth den Namen »Schwester humilitas« erhielt, während ihr Gemahl eben dort als dienender Bruder eintrat. Doch blieb sie daselbst nicht lange, sondern zog sich, aus Liebe zu grüßerer Einsamkeit und Abtödtung, in ein Clarissen-Kloster, dann aber in eine Zelle, welche ihr ein Verwandter neben der St. Apollinariskirche bei Faënza erbaut hatte, zurück, wo sie 12 Jahre in äußerster Strengheit zubrachte. Dort war auch ein von der Vallumbrosaner-Abtei St. Crispinus abhängiges Priorat, in welches später ihr Gemahl eintrat, ohne aber seine Gemahlin jemals zu sehen. Dort starb er nach drei Jahren (um das J. 1256); die hl. Humilitas aber wurde von Mehreren und namentlich von dem damaligen Vallumbrosaner-General Plebanus aufgefordert, ihre Abgeschlossenheit zu verlassen und ein neues Kloster zu bauen. Sie that es, und so entstand bei der Stadt Faënza an einem Platze welcher Malta hieß, das erste Vallumbrosanerinnen-Kloster, Namens St. Maria novella alla Malta, dem sie als Abtissin. unter Leitung der Vallumbrosaner, mehrere Jahre lang vorstand, und welches später, da es den in damaliger Zeit nicht seltenen kriegerischen Anfällen zu sehr ausgesetzt war, durch eine Bulle des Papstes Alexander VI. vom J. 1501 in die Stadt selbst hinein und zwar an die Stelle verlegt wurde, wo in früherer Zeit das Kloster der hl. Perpetua gestanden hatte. Wenige Jahre vor ihrem Tode errichtete sie im Auftrage und zu Ehren des hl. Evangelisten Johannes noch ein anderes Haus dieses Frauenordens in Florenz, wo sie ebenfalls noch als Abtissin wirkte, dann aber am 13. December 1309 erkrankte und am 22. Mai 1310 selig verschied. Ihr Leib wurde zuerst in der Kirche des hl. Johannes neben seinem Altare begraben, im J. 1311 aber erhoben und auf einem eigenen Altare in der nämlichen Kirche feierlich beigesetzt. Als man später die Stadt Florenz befestigen wollte und einen Theil des Klosters dazu nothwendig hatte, kamen die Nonnen mit ihrer Abtissin Dianora, einer Tochter des Peter Paul Machiavelli, im J. 1524 in das Kloster des hl. Salvius bei Florenz; im J. 1529 aber, wo man das Kloster St. Johann gänzlich zerstörte, wurde der Leib der hl. Humilitas zuerst nach St. Catharina, dann nach St. Anton und endlich auch nach St. Salvius gebracht, wo ihn der Bollandist Papebroch, der ihr Leben behandelte, mit dem Bollandisten Henschenius im J. 1662 mit eigenen Augen sah. – Auf Bildern hat die hl. Humilitas ein Lammfell über den Schleier, weil sie ein solches als Abtissin in Florenz zu tragen pflegte. Ihre Lebensgeschichte ist reich an mannigfaltigen Wundern von der einfachen Heilung der verschiedensten Krankheiten bis zur Todtenerwekkung und von der Unterscheidung der Geister bis zur Prophezeiung etc. Ihr Fest wird in Florenz mit einer Octave begangen. Ihr Name findet sich zwar nicht im allgemeinen Mart. Rom., wohl aber in dem der Vallumbrosaner und zwar als »Stifterin der Klosterfrauen dieses Ordens«, welcher im J. 1039 vom hl. Johannes Gualbertus im Thal Aqua bella bei Florenz, das wegen seiner Einfassung von Pinuswäldern das »Schattenthal« (Valombrosa) genannt wurde, gestiftet worden ist. (V. 203–222.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.