Joachimus, B. (3)

Joachimus, B. (3)

3B. Joachimus, Abb. Florensis (29. al. 19. 24. Mai). Dieser hl. Joachim, welcher auch Johannes Joachim, sowie Joacchim und Joacchinus, gewöhnlich aber »Joachim von Floris« (Fiore) heißt, der Stifter des »Florenser-Ordens«, wurde um das J. 1130 (al. 1145) zu Celico (Coelicum) unweit Cosenza in Calabrien geboren, von frommen Eltern wohl erzogen und studirte bis in sein 14. Jahr die Grammatik. Später stand er einige Zeit in Diensten am Hofe zu Cosenza, den er aber bald verließ, um in das heil. Land zu pilgern, wo er außer den heil. Stätten auch die Mönche und Einsiedler besuchte und die 40 tägige Fasten auf dem Berge Thabor machte. Nach seiner Rückkehr hielt er sich einige Zeit in Sicilien, dann am Flusse Busento (Bazentinus oder Basentius) bei Cosenza37 in Calabrien auf, verweilte hierauf einige Zeit, jedoch ohne sich einkleiden zu lassen, im Cistercienser-Kloster Sambucina und predigte in der Gegend von Rende. Um nicht unberufen im Weinberge des Herrn zu arbeiten, nahm er später im Cistercienser-Kloster Corace (Corazzo, lat. Curatium) in der Diöcese Martorano bei Cosenza das Ordenskleid und die heil. Weihen. Nach Lechner (S. 215) wurde er bald zum Prior gewählt und nach des Abtes Tode zu dessen Nachfolger. Als Abt. wirkte er mit großem Segen zumeist durch sein frommes Beispiel, durch seine Milde und Demuth, sowie durch seinen Eifer im Ordensleben. Immer mehr fühlte er sich jedoch von dem Drange ergriffen, die Wahrheiten und Geheimnisse des Glaubens noch tiefer zu erforschen und namentlich in das Verständniß der heil. Schriften recht einzudringen. Hiezu erhielt ervom Papste Lucius III. im J. 1183 die Erlaubniß und von den Päpsten Urban III. und Clemens III. eine besondere Aufmunterung, von Letzterem auch die Gewährung seiner Bitte, das Amt eines Klostervorstandes niederlegen zu dürfen. Er begab sich nun mit Bruder Rainerius in die Einsamkeit und ließ sich zu Fiore (in loco floris), dem heutigen San-Giovanni-in-Fiore (in Calabria citeriore im Königreiche Neapel), nieder. Dort oblag er der Abfassung mehrerer Schriften und sammelte nebenbei immer mehrere Schüler um sich, und so entstand dort im J. 1189 ein Kloster, dessen erster Abt er wurde, und aus welchem bis 1196 zwei andere Klöster hervorgingen. Joachim verfaßte für sie eigene Constitutionen, ließ sie von Papst Cölestin III. approbiren und ward sonach der Gründer der Congregation der »Floriacenser«38 (Ordinis Florensis), welche sich von den Cisterciensern fast nur durch eine größere Strenge unterschieden und nach und nach im Neapolitanischen noch weiter ausbreiteten. Der sel. Joachim starb am 30. März 1202 (nach dem Annus Cisterc. im J. 1211) zu S. Martino-di-Giove (di Canale), unweit Pietrafitta gelegen, wo er auch begraben wurde, und von wo später sein Leichnam nach Fiore übertragen ward. Ein Zahn von ihm kam in das Kloster zum heil. Stephanus de Bosco in der Diöcese Squillace (Scillacium), und sein Kinn nach Celico, wo auch sein Geburtshaus in eine Kirche verwandelt wurde. Das alte Heiligen-Lexikon, dem Vorstehendes großentheils entnommen ist, setzt ihn auf den 24. Mai und zählt ihn unter die »Seligen«. Das Cistercienser Martyrologium enthält seinen Namen nicht. Dagegen steht nach W.W. (V. 689) die Heiligkeit seines Lebens außer allem Zweifel. »Man verehrte ihn«, heißt es dort weiter, »als Propheten, und er stand bei dem Volke, den Päpsten und Fürsten, besonders bei Kaiser Heinrich VI. in hohem Ansehen.« Als dieser im J. 1190 erschien, um seine Ansprüche auf das Land Apulien geltend zu machen, sagte ihm Joachim ohne Scheu, er solle abstehen von seinem Verheerungszüge; werde er dieß nicht thun, so werde Schmach auf ihn fallen; werde er aber abstehen, so warte der ungestörte Besitz des Landes nach wenigen Jahren auf ihn. Heinrich glaubte ihm, zog ab und ward wirklich nach drei Jahren unangefochtener Herr des Landes. Seine Gemahlin Constantia ließ einmal den seligen Diener Gottes zu sich rufen, ihm zu beichten. Da sie auf einem erhöhten Sitze saß, gab ihr Joachim zu verstehen, er vertrete hier die Stelle Christi, sie müsse daher Magdalenen gleich zu seinen Füßen ihr Bekenntniß ablegen. Sie gehorchte demüthig und beichtete auf dem Boden sitzend. – »Seine Schriften beurkunden einen hohen und tiefen Geist, große Innigkeit des Gemüthes, tiefes Schmerzgefühl über das in der Kirche wuchernde Unkraut, furchtlosen Eifer gegen das in die geistlichen Stände eingedrungene Verderben und gegen die Bedrückungen der Kirche von Seite der Fürsten.« – Was seinem Namen und Ansehen besonders schadete, war nebst Anderem der Umstand, daß ein seinen Namen tragender Tractat über die Trinität gegen Petrus Lombardus von der im J. 1215 gehaltenen lateranensischen Synode verdammt wurde, obwohl diese Synode selbst, und nachher auch Papst Honorius III. seine orthodoxe persönliche Gesinnung durch die Erklärung anerkannten, er habe alle seine Schriften dem Urtheile der römischen Kirche unterworfen. Von seinen Ansichten ist besonders jene zum Chiliasmus zu zählende eigenthümlich, wonach er drei Zeitalter der Offenbarungs-Perioden angenommen hat, nämlich die des Vaters, die des Sohnes und die des heil. Geistes etc. Doch muß man sagen, daß seine Lehre von seinen Nachbetern, die sich Joachimiten nannten, vielfach entstellt und verdreht worden sei, wie auch der Bollandist Papebroch sogleich im Eingange seiner Abhandlung ihm die gebührende Ehre kräftigst vindicirt, und ebenso bei W.W. an verschiedenen Orten, besonders aber in dem Artikel »Ewiges Evangelium« (XII. 335) zu seinen Gunsten gesprochen wird. – Seine ächten Schriften sind ein Commentar über die Apokalypse, eine Concordantia V. et N. Testamenti, das Psalterium decem chordarum, die Commentare über Isaias und Jeremias, dann Briefe und Anderes. Dieselben sind bei den Bollandisten aufgezählt. In allen zeigt sich eine starke mystische Richtung, so daß mystische Schwärmer an ihnen mit Vorliebe festhielten. Doch sind ihm auch viele Schriften irrig beigelegt, und seine ächten mit fremden Zusätzen versehen worden. Von seinen Weissagungen sind mehrere in Erfüllung gegangen, wie z.B. die Entstehung zweier neuer Orden (der Franciscaner und Dominicaner), und die Besitznahme Griechenlands durch die Türken etc. – Auf seinem Grabe ist er nach den Bollandisten dargestellt mit einem Stabe in der Rechten und einem Buche in der Linken etc. – Die Bollandisten haben ihn unter den »Uebergangenen« am 30. März (III. 796) und 19. Mai (IV. 295); ausführlich aber sprechen sie von ihm an dem Tage, an welchem er – wahrscheinlich wegen einer Translation – auch bei Bucelin und Andern sich findet, nämlich am 29. Mai. (VII. 89–143.)



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