Johanna Valesia, S. (1)

Johanna Valesia, S. (1)

1S. Johanna Valesia, Reg. (4. Febr.). Die hl. Johanna (franz. Jeanne) von Valois (Valesium), die Tochter des Königs Ludwig XI. von Frankreich und der Königin Karoline von Savoyen, wurde im Jahre 1465 (1464) geboren. Wegen ihrer Mißgestalt wurde sie von ihrem Vater mißachtet, mußte aber dennoch auf seinen Befehl im J. 1476 den Herzog Ludwig von Orleans heiraten. Als aber dieser nach dem Tode ihres Bruders Karl VIII. als Ludwig XII. König von Frankreich geworden war, ließ er sich von ihr, die ihm doch früher das Leben gerettet hatte, scheiden, um die Wittwe seines Vorgängers, die Erbin der Bretagne, an welche dieses Land nun fallen mußte, heiraten zu können. Ludwig betheuerte durch einen Eidschwur, er sei zur Heirat mit Johanna gezwungen worden und habe sie niemals durch Beiwohnung als seine Gemahlin anerkannt. Die Angelegenheit kam vor den Papst Alexander VI., von welchem man Bevollmächtigte verlangte, die nach den Gesetzen richten sollten. Diese entschieden nach dem Wunsche des Königs, und so wurde die Ehe für ungültig erklärt, was auf das Volk und einen Theil der Pariser Universität einen sehr üblen Eindruck machte. Johanna selbst aber empfing diese Nachricht mit gänzlicher Hingebung und bezeigte sogar viele Freude, sich dadurch in Freiheit und in einem Stande zu sehen, in dem sie Gott auf eine vollkommnere Weise dienen könnte. Der König freute sich über ihre Unterwürfigkeit und wies ihr zu ihrem Unterhalte das Herzogthum Berry. Pontoise (Pontisara) mit allen dazu gehörigen Ländereien und mehrere andere Ortschaften an. Die tugendhafte Frau zog sich nun nach Bourges (Bituricae) in fromme Einsamkeit zurück und gründete hier, im Einvernehmen mit ihrem Beichtvater, dem Karmeliter Gilbert Nicolas (mehr bekannt unter dem Namen Gabriel21 Maria), im J. 1500 den Orden »von den zehn Tugenden unserer lieben Frau«. Diese zehn Tugengen, worin die allerseligste Jungfrau an den verschiedenen Festen, welche die Kirche alljährlich begeht, als ein vollendetes Muster erscheint, sind: Keuschheit, Klugheit, Demuth, Glaube, Andacht, Gehorsam, Armuth, Geduld, Gottesfurcht, Mitleiden. An alle diese Tugenden wurden die Mitglieder des Ordens durch ihre eigenthümliche Kleidung und Einrichtung erinnert. Sie trugen nach Butler (II. 404) einen schwarzen Schleier, einen weißen Mantel, ein rothes Scapulier, eingraues Kleid, ein Kreuz und einen Strick als Gürtel, welcher zehn Knoten und drei Quasten hatte, zum Zeichen der zehn Tugenden und der drei Geißelungen Jesu. Nur ganz unbescholtene Jungfrauen wurden aufgenommen. Die Oberin nannte sich aus Demuth die »Mutter Magd«. Papst Alexander VI. gab im J. 1501 die provisorische, Leo X. aber im J. 1517 die definitive Bestätigung des neuen Ordens, welchen er unter die geistliche Leitung der Francie caner stellte. Weitere Bestätigungen erhielt der Orden durch Paul V. und Gregor XV. – Von dem ersten Geheimnisse, als dem erfreulichsten der Mutter Gottes, nannte sich der Orden »von der Verkündigung Mariä« (Annuntiationis B. M. V.), und die Nonnen selbst hießen »Annunciaden«41. Johanna nahm im J. 1504 das Ordenskleid, durfte es aber nicht lange tragen, denn sie starb schon am 4. Febr. des folgenden Jahres 1505 im Rufe der Heiligkeit.42 Gleich nach ihrem Tode wurde sie zu Bourges von dem Volke verehrt, aber erst vom Papste Clemens XII. im J. 1738 unter die Zahl der Heiligen erhoben. Ihre Verehrung wurde von Papst Benedict XIV. im J. 1742 approbirt, und am 20. April 1775 wurde von Papst Pius gestattet, daß in ganz Frankreich an ihrem Sterbtage von der hl. Johanna das Officium gebetet, und die heil. Messe gelesen werden dürfe. Bei den Bollandisten ist am 4. Febr. (I. 579–591) ihr Beatificationsproceß gegeben, in welchem viele und verschiedenartige Wunder, die Gott auf ihre Fürbitte wirkte, bezeugt sind. Ihre Reliquien sind seit dem J. 1562 nicht mehr vorhanden, da sie in demselben von den Hugenotten durch Feuer vernichtet wurden. Im Kalender des 3. Ordens steht dieselbe am 4. Febr. Sie wird dargestellt, wie ein Engel ihr einen Ring an ihren Finger steckt; oft thut dieses das Jesuskind selbst. Auf dem Haupte trägt sie eine Krone und den Schleier darüber. Oft ist auch ein Schild neben ihr, worauf ein Kelch und die fünf heil. Wunden Christi. Auch wird sie dargestellt, wie sie Armen Kleidungsstücke schenkt. (I. 574–591.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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