Johannes Bonus, B. (247)

Johannes Bonus, B. (247)

247B. Johannes Bonus, (23. al. 22. 24. Oct., 23. Nov. etc.), ein Eremit vom Orden des hl. Augustinus in Mantua, welcher auch Janbonus, Janibonus, Zanibonus, Zanbonus und Zambonus genannt wird, hat sich, ebenso wie der hl. Augustinus, erst in späteren Jahren zum besseren Leben bekehrt und dann zu seiner Zeit eine große, ausgedehnte Wirksamkeit entfaltet, Der Neo-Bollandist Eduard Carpentier behandelt ihn sehr ausführlich, und zwar, obwohl sein Fest eigentlich auf den 23. Octoberals seinen Todestag fällt, deßwegen am 22. October (IX 693–886), an welchem Tage ihn einige Hagiologen geben, weil sonst der 9. Band zu dünn, und der 10. Band, welcher den 23. und 24. October enthält, zu dick geworden wäre. Er gibt zuerst (693–746) einen ausgedehnten einleitenden Commentar, dann sein Leben, beschrieben vom hl. Bischof Antoninus7 von Florenz (746–748) und von dem Augustiner-Eremiten Ambrosius Calepinus, dem bekannten Lexikographen von Bergamo, welcher es nach einem alten, im 14. Jahrhunderte geschriebenen Leben umgearbeitet hat (748–767), und endlich (768–886) seinen Beatificationsproceß mit vielen nach seinem Tode auf seine Fürbitte geschehenen Wundern (856–886). Wir wollen nun das Wesentlichste hievon in möglichster Kürze hier geben: Der sel. Johannes wurde im J. 1168 zu Mantua geboren. Sein Vater hieß Johannes, seine Mutter Bona, und nach Beiden wurde er nun Johannes Bonus genannt, nicht aber, wie Einige wollen, von dem Geschlechte der Bononi, welchem er angehört haben soll, was aber nicht nachweisbar und auch aus mehreren Gründen nicht wahrscheinlich ist. Als sein Vater bereits todt war, begab sich der Jüngling, welcher damals nach einem Berichte etwa 20 Jahre alt seyn mochte, vom elterlichen Hause weg und trieb sich in verschiedenen Gegenden Italiens als Possenreißer (joculator) herum, dergleichen damals namentlich bei den Großen auf den Schlössern und Höfen willkommene Aufnahme und reiche Belohnung fanden. So war seine Lebensweise ungefähr bis in sein 40stes Lebensjahr (1208), wo er, schwer erkrankt, das Gelübde that, von der Welt sich zu trennen und Gott allein zu dienen, wenn er wieder gesund würde. Als er diese Gnade erlangt hatte, kehrte er nach Mantuaheim und legte dem dortigen Bischof eine reumüthige Beicht ab. Wie dann auch seine Mutter, die um sein Seelenheil viel gebetet und viele Thränen vergossen hatte, gestorben war, ließ er sich als Einsiedler in der Nähe der Stadt Cesena im Kirchenstaate nieder, wo er ein Leben der Buße zu führen begann, welches erstaunlich streng war, und das er bis zu seinem Tode immer noch mehr verschärfte. Die Oertlichkeit, wo er sich aufhielt und die er bis kurz vor seinem Tode bewohnte, hieß die Einöde von St. Maria de Butriola (S. Maria di Budriolo); auch findet sich dafür überhaupt der Ausdruck Eremus, italienisch l'Eremo oder l'Elmo. Anfänglich lebte er dort ganz unbekannt und zwar in einer Höhle, in deren nächster Nähe er einen Vetort, eine Kapelle, hatte. Erst um das J. 1217 scheint er dort Gefährten um sich gesammelt zu haben. Er war auch nur die erste Zeit in seiner Höhle, später war er in einem kleinen Häuschen, baute ein Kirchlein etc. Den Ordenshabit legte er aber erst etwa im J. 1225 an, und zwar war derselbe von grauer Farbe. Als Ordensregel hatte er die des hl. Augustin, und zwar war Johannes der Erste, welcher das Eremitenleben mit dem geordneten klösterlichen Gemeinsamleben (Convent) verband, nach welch' letzterer Richtung er so oft in dem bereits erwähnten Processe Gründer und Stifter (institutor et fundator) seines Ordens genannt wird. Daß der hl. Ordensstifter Franciscus12 je sein Schüler, wenigstens eine Zeit lang, gewesen sei, wie Einige behauptet haben, wird von dem Bollandisten im Commentar (S. 701 s.) als unmöglich dargethan. Von seiner Zelle aus konnte der Selige das Chorgebet der Brüder hören, weil sie nämlich nahe an der Kirche war und gegen dieselbe ein Fenster hatte. Daher pflegte er in die Horen nicht zu gehen, aber zur Anhörung der heil. Messe fand er sich allemal in der Kirche ein. Er selbst ließ sich übrigens nicht zum Priester weihen; denn er konnte nicht lesen noch schreiben, wollte auch aus Demuth es nie lernen. In der Zelle, die er höchst selten verließ, hatte er ein Crucifix und das Bild der seligsten Jungfrau; man sah auf dem Boden die Spuren von seinen Knieen und Händen eingedrückt von dem vielen Beten etc. In derselben befand sich nichts weiter, als eine hölzerne Bank, auf der er schlief. Uebrigens ließ er sich oft auch noch ein peinliches Lager aus Stechpalmen bereiten, wenn er eine besonders starke Buße thun wollte, oder er schlief in einer Grube in höchst quälender Lage. Einmal aber that er sich, als seine Gedanken sich in fleischliche Begierden hatten verirren wollen, eine besonders ausgesuchte Marter an, indem er ein Rohr in kleine Splitter zerbrach, diese dann zwischen die Nägel steckte und hierauf die Hand mit größter Heftigkeit gegen einen Stein schlug, so daß die Splitter tief durch die Finger drangen. Den dadurch verursachten entsetzlichen Schmerz ertrug er drei Tage und drei Nächte, wurde aber dann wunderbar von demselben geheilt und dann nie wieder von fleischlichen Versuchungen befallen. Uebrigens bemerkt der hl. Antoninus ausdrücklich, daß diese Handlungsweise wohl zu bewundern, aber nicht nachzuahmen sei. Er schlief immer in seinen Kleidern. Die Speisen wurden ihm, wie das Getränke, in die Zelle getragen; er aß gewöhnlich nur von einem Gerichte in erstaunlich geringem Maaße. Die Fastenzeit über ergab er sich einer noch größern Abtödtung, so daß er dieses Wenige, was er sonst genoß, noch weit mehr verminderte. Besonders streng war für ihn die Fastenzeit in den letzten Jahren seines Lebens. Oft war er die ganze Nacht in Gebet und Betrachtung versunken. Häufig, ja fast jeden Tag und manchmal auch mehrmals des Tages, beichtete er und zwar gewöhnlich dem Priester, der ihm gerade zunächst zur Hand war, seine Fehltritte. Keinen Sonntag ließ er ohne Genuß der hl. Communion vorübergehen. Beides war für damalige Zeiten ein ungewöhnlich häufiger Gebrauch dieser Gnadenmittel. Beim Empfang der heil. Communion und während der heil. Messe vergoß er Thränen in reichem Maaße. Seine Gemeinde ermahnte er oft zur treuen Anhänglichkeit an die katholische Kirche. Auch viele Irrgläubige (Patarener) wurden, wenn sie zu ihm kamen, oft zum rechten Glauben zurückgeführt, theils durch seine Ermahnungen, noch mehr aber durch das, was sie mit eigenen Augen an ihm sahen, wenn nicht der Ruf es ihnen schon glaublich genug gemacht hatte. Die Armuth hatte er sich und den Seinigen als Vorschrift auferlegt; sie lebten von den milden Gaben, die man ihnen brachte. Von seiner Demuth zeugt unter Anderm der Umstand, daß er das ihm als Begründer und Stifter seines Ordenszweiges zukommende Generalpriorat auf einen Mitbruder (Frater Matthäus) übertrug und seie nerseits auf dasselbe verzichtete. Seine Wunder wollte er in Stillschweigen gehüllt wissen. Die Augustiner-Eremiten des sel. Johannes, bei denen sich auch, wie aus dem Processe an einzelnen Stellen (z.B. S. 790 nr. 70) erhellt, Tertiare finden, verbreiteten sich in vielen neuen Stiftungen, von denen die Meisten von ihm selbst herzurühren scheinen. Der Bollandist traf im Processe 11 Convente, die er von S. 726. nr. 120 an durchgeht, und zwar sind dieselben, 1) Das Stammkloster l'Elmo (l'Eremo) oder St. Maria di Budriolo; dort war eine kleine Kirche mit einem kleinen Kloster, welches zum Convent von Cesena gehörte. Heute ist es Ruine, die Kirche wurde zerstört, vom Kloster sieht man noch einige Zellen. Noch zeigt man die Höhle, wo Johannes Buße that. Bei seiner Zelle war eine Quelle, deren Wasser Johannes trank, und an der er einst das Wunder wirkte, daß er einen Becher mit Wasser in Wein verwandelte. Man pflegt noch zu ihr zu kommen und davon zu trinken. Das Kloster des Ordens in der Stadt Cesena selbst, das im J. 1260 entstand, muß ganz und gar untergegangen seyn, denn es gibt nur mehr Benedictinerinnen und Capuciner dort. 2) Zu Bertinoro (Bertinorium, Brictinorium) im Kirchenstaate, Deleg. Forli, vom sel. Johannes Bonus selbst gegründet. Doch scheint dieses keine lange Dauer gehabt zu haben. 3) Zu Mantua bei St. Agnes; 4) zu Venedig; 5) zu Bologna; 6) zu Parma; 7) zu Ferrara; 8) zu Poggiolo (Podiolum) im Kirchenstaate; 9) zu Faenza (Faventia); 10) zu Poncelia in der Diöcese Forlimpopoli (Foropompilium) im Kirchenstaate, vielleicht später nach Forlimpopoli selbst verlegt; 11) endlich erscheint noch im Processe ein Convent zu Rimini (Ariminium), welcher schon im J. 1254 bestanden haben muß. – Schon im J. 1239 hatte Johannes gesagt, daß er nicht in Cesena sterben werde. »Dieser Leib,« sprach er, »wird sterben, wo er geboren wurde.« Da die Zeit gekommen war, wo Gott seinen treuen Knecht zu sich heimberufen wollte, soll ihm ein Engel erschienen seyn und ihn ermahnt haben, sich nach Mantua zu begeben. Ungesäumt machte sich Johannes in Begleitung des Bruders Bonaventura, dem er am öftesten zu beichten pflegte, auf den Weg, wurde aber, obwohl er unerkannt zu bleiben hoffte, vielfach erkannt und namentlich zu Mantua höchst ehrenvoll empfangen. Nur wenige Tage lebte er dort noch im Convente St. Agnes der Aeltern außerhalb der Stadt, fortwährend in tiefster Andacht der Betrachtung sich widmend. Endlich am 12. Tage starb er und zwar am 23. October 1249, in einem Alter von 81 Jahren. Am Tage vorher soll er für den nächsten Tag den Brüdern seine Auflösung vorher bezeichnet haben. In der an das Kloster angebauten Kirche wurde der Selige in seinem Sarge ausgestellt. Schon am zweiten Tage nach seinem Hinscheiden (vermuthlich so früh wegen des großen Volksandranges) wurde er in der Kirche in einer einfachen Grube begraben. Die Kirche scheint damals noch kein Pflaster gehabt zu haben. Sein Leib ist noch heut zu Tage in Mantua unversehrt zu sehen. Sein Rock wird noch aufbewahrt und in der Novenne des Seligen gezeigt, wo er auf dem Hochaltare ausgestellt ist. Er ist von grauer Farbe, während man dem Leichnam später einen schwarzen Habit anlegte, wie ihn seine Congregation nach seinem Tode erhielt. Es ereigneten sich eine Menge Wunder bei und nach seinem Tode, wie er deren viele schon, da er noch lebte, gewirkt hatte. Viele Cesee naten und Bewohner der Umgegend von Cesena begaben sich nach Mantua, ihren Seligen dort zu sehen, und Vieles hätten die Cesenaten gegeben, hätten sie den Leib des Johannes bei sich gehabt. Schon im J. 1251 begaben sich Mantuaner zu Papst Innocenz IV., um die Seligsprechung ihres theuern Verstorbenen zu erwirken, und im J. 1254 war der Proceß von Seite des Bischofs von Cesena fertig, als der Tod des Papstes eintrat. Die Bulle, worin Johannes Bonus den »Seligen« beigesetzt wird, ist von Papst Sixtus IV. (1471–1484) erlassen. Im J. 1251 wurde der Leib des Seligen erhoben und unversehrt befunden. Aber so hohe Verehrung und lebendigen Besuch er Anfangs genoß, so gerieth er doch in Vergessenheit, und zwar hatten Parteihaß und Bürgerkriege das Volk so um seine Frömmigkeit gebracht, daß man nicht einmal den Ort mehr wußte, wo der Selige begraben lag. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts brachten auffallende Wunder die Stätte wieder zur Kunde, und wurde dann das Fest der Auffindung am 1. Mai gefeiert. Am nächsten Tage, dem 2. Mai (des Jahres, wie es scheint, 1451) wurde dann die Translation gefeiert. Der Leib des Seligen wurde von der Kirche S. Agnes vetus, außer der Stadt, sin die Kirche S. Agnes nova in der Stadt übertragen. Eine zweite Uebertragung geschah im J. 1543, eine fernere im J. 1585. Im J. 1773 wurden die Jesuiten aufgehoben, ihr Collegium in Mantua nebst der Dreifaltigkeitskirche wurde den Augustiner-Eremiten im J. 1775 übergeben, während der Augustiner-Convent St. Agnes zu profanen Zwecken bestimmt wurde, bis endlich die Kirche St. Agnes in Mantua im J. 1806 gänzlich niedergerissen ward. So war also im J. 1775 eine vierte Translation nothwendig geworden und am 25. November vor sich gegangen. Eine fünfte Uebertragung geschah unter trüben Zeitläuften im J. 1798. Die Augustiner mußten in das Kloster der Oratorianer vom hl. Philippus Neri wandern, die im vorhergehenden Jahre sich der gewaltsamen Säcularisirung hatten fügen müssen. Die Augustiner mußten für ihre eigene Auflösung fürchten. Besorgt für ihr theueres Pfand baten sie am 2. August den Bischof von Mantua, den Seligen in die Kathedrale aufzunehmen. Der Bischof genehmigte zu ihrer großen Beruhigung ihre Bitte, und so erfolgte am 24. November 1798 eben wegen der düstern Zeitverhältnisse nur eine stille Uebertragung dahin durch 3 Priester. Am 25. November wurde dann diese Uebertragung und zugleich der Jahrestag jener Uebertragung vom J. 1775 in die Kathedrale festlich begangen, und eine Ehrenpredigt dem Seligen gehalten. In der Kathedrale zu Mantua ruht der Selige noch in unversehrtem Zustande, und eine Congregation, schreibt Joseph Savio, ein Canonicus der Kathedrale zu Mantua, der ein Leben des Heiligen im J. 1839 herausgab, hält als Vorbereitung zu diesem Feste neuntägige Exercitien; der Bischof wohnt am Festtage dem Hochamte bei, und es wird eine Lobpredigt auf den Seligen vorgetragen. Am 23. October und 25. November wird die Ruhestätte geöffnet, und der Leib der öffentlichen Verehrung ausgesetzt. Ein Priester ist dann beständig dabei, um Rosenkränze anzuberühren und zu weihen und andere Gegenstände, die die Andacht der Gläubigen ihm darreicht. Der sel. Johannes Bonus war von großer Statur, wie sein Leib noch heut zu Tage zeigt. Auf S. 742 ist ein Bild desselben, welches ihn liegend zeigt in seinem Sarge; man bildet ihn gern auch in der Stellung ab, wie er bei den durch die Rohrsplitter unter den Nägeln verursachten Schmerzen eine Ohnmacht bekommt, und ein Engel ihn stärkt. Der sel. Johannes Bonus ist nächst dem hl. Anselmus3, Bischof von Lucca, Patron von Mantua. Die Beatificationsbulle des Papstes Sixtus IV. enthält für den Seligen das Auszeichnende, daß die Verehrung sogleich in der ganzen Christenheit gestattet wurde, was nur noch bei der sel. (jetzt heil.) Rosa vom Lima vom Papste Clemens X, im J. 1670 indulgirt ward. Nach der dritten Uebertragung vom J. 1585 bemühte sich namentlich Vincentius I. Gonzaga, Herzog von Mantua, so sehr er nur konnte, auch die Heiligsprechung des sel. Johannes zu erwirken; aber die Sache kam nicht zu Ende. Es ward auch zu diesem Behufe ein Leben verfaßt von dem Augustiner-Eremiten Augustinus Cremensis des Convents der hl. Agnes in Mantua, nach welchem Calepinus größtentheils sich richtete, und den der Bollandist gewöhnlich nur als Cremensis angibt. Im Mart. Rom. steht sein Name am 23. Nov.; aber im Martyrologium für die Augustiner-Eremiten am 23. Oct. (IX. 693–886.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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