Johannes de Matha, S. (21)

Johannes de Matha, S. (21)

21S. Johannes de Matha, Conf, (8. Febr., al. 17. Dec.) Dieser hl. Johannes, der Stifter der »Trinitarier« oder »des Ordens von der heil. Dreieinigkeit zur Erlösung der Gefangenen«, findet sich bei den Bollandisten nicht am 8. Febr., wohl aber wird er am 29. Sept. (VIII. 199. nr. 88) bei Gelegenheit des sel. Johannes de Monte-mirabili als »heilig« erwähnt. Der Grund hievon soll später angeführt werden. Wir wollen nun sein Leben hier nach Butler (II. 489) und W.W. (XI. 256) unter Zugrundlegung der Lectionen des römischen Breviers kurz angeben. Der hl. Johannes von Matha wurde um das J. 1160 in dem Flecken Faucon (Falco) in der Provence von frommen und vornehmen Eltern am Feste des hl. Johannes des Täufers, von welchem er dann seinen Namen erhielt, geboren. Seine Mutter weihte ihn gleich nach seiner Geburt dem Herrn. Sein Vater Euphemius wendete besondere Sorgfalt auf seine Erziehung und sandte ihn zuerst nach Aix (Aquae Sextiae). Später gab er ihm die Erlaubniß, seine Studien in Paris fortzusetzen, wo er sich so auszeichnete, daß er die theologische Doctor würde erhielt. Auch wurde er von dem Pariser Erzbischofe Mauritius von Sully zum Priester geweiht, damit er in dieser Stadt bleibe und der studirenden Jugend als ein Musterbild in Tugend und Weisheit vorleuchte. Als er in der erzbischöflichen Kapelle sein erstes heil. Meßopfer feierte, erschien ihm bei Erhebung der heil. Hostie ein Engel in Gestalt eines schönen Jünglings in glänzend weißem Gewande mit einem rothen und blauen Kreuze auf der Brust, zu seinen beiden Seiten einen mit schweren Ketten belasteten Sclaven, von denen der eine ein Christ, der andere ein Maure zu seyn schien. In diesem Gesichte erkannte der Mann Gottes sogleich, daß er dazu berufen sei Gefangene aus den Händen der ungläubigen Saracenen zu befreien, welche nach dem so unglücklich ausgefallenen fünften Kreuzzuge durch ihre Siege immer übermüthiger wurden und die in ihre Hände gefallenen Christen arg behandelten. Um den göttlichen Willen noch sicherer zu erforschen, begab sich Johannes in die Einsamkeit in einem dichten Walde, nicht weit von dem Marktflecken Gandeln, im Bisthum Meaux, wo er durch göttliche Fügung den hl. Einsiedler Felix201 von Valois (s.d.) fand, der in dieser Einöde bereits Jahre lang in strengem Bußleben zugebracht hatte. Die gleiche Gesinnung verknüpfte die beiden Priester zu inniger Freundschaft, und so dienten sie Gott drei Jahre lang durch Wachen, Fasten, Beten und Betrachten. Als sie einmal an dem Waldbrunnen sich über die unendliche Güte Gottes unterhielten, kam ein Hirsch auf sie zu, der ein Kreuz von rother und blauer Farbe zwischen den Geweihen trug. Da Felix hierüber sich wunderte, erzählte ihm Johan nes die Vision, welche er in seiner ersten heil. Messe gehabt hatte, und wie er dieselbe so gedeutet habe, daß er zur Erledigung der Gefangenen berufen sei, womit denn auch der hl. Felix übereinstimmte. Von nun an beteten sie noch mehr, und nachdem sie dreimal im Traume ermahnt worden waren, begaben sie sich zu Ende des J. 1197 nach Rom, um dem Papste ihre Sache, die sie immer mehr als Gottes Sache betrachteten, zu empfehlen. Als sie in Rom ankamen, war eben Papst Innocenz III. erwählt worden. Dieser freute sich über ihren so großen Seeleneifer, trug die Angelegenheit Gott im Gebete vor, und da er am 28. Jan. im Lateran das heil. Meßopfer feierte, erschien ihm bei Erhebung der heil. Hostie ebenfalls, wie früher dem hl. Johannes von Matha, ein Engel in weißem Kleide mit einem rothen und blauen Kreuze. Auf dieses hin nahm er nun keinen Anstand, das von den beiden Heiligen beantragte Institut zu genehmigen. Er verordnete sofort, daß der neue Orden den Namen »der allerheiligsten Dreieinigkeit zur Erlösung der Gefangenen« (Ordo SS. Trinitatis Redemptionis Captivorum) erhalte, und daß die Brüder ein weißes Kleid mit einem rothen und blauen Kreuze auf der Brust tragen sollen. Zum ersten Ordensgeneral bestimmte er den hl. Johannes von Matha und ertheilte im J. 1209 dem Orden neue Rechte. Die heil. Stifter aber begaben sich nach Frankreich zurück, wo der König Philipp August die Einführung ihres Ordens bewilligte. Der Erzbischof von Paris und der Abt von St. Victor erhielten den Auftrag zur Ausarbeitung von Satzungen für die neuen Ordensbrüder und zur Beschaffung eines Klosters. Hiezu bot Gauthier von Chatillon die Hand, indem er ihnen zum Neubau des ersten Klosters auf seinen Gütern jene Stelle anwies, wo ihnen der Hirsch erschienen war, weßhalb das neue Kloster Cerfroy, d.i. Kloster zum »Hirschbrunnen«, genannt wurde, welches nun allezeit für den Hauptort des Trinitarier-Ordens angesehen ward. Gräfin Margaretha von Burgund bedachte dasselbe mit Einkünften für 20 Ordensmitglieder; der Papst aber schenkte dem Orden das Haus des hl. Thomas della Navicella (auch de Formis oder di forma Claudia genannt) in Rom zu einer zweiten Niederlassung. Schnell wuchs nun der Orden, dem von allen Seiten viele Theilnahme bewiesen wurde. England und Frankreich lieferten gleich Anfangs viele und ausgezeichnete Mitglieder, so z.B. die berühmten Gelehrten Johann Anglic von London und Wilhelm Scok von Oxford. Diese gingen als die ersten Unterhändler nach Marokko zum Sultan Miramolin und waren so glücklich, im J. 1209 schon 186 Christen aus der Sclaverei loszukaufen. Nun suchte der hl. Johannes die Fürsten und andere Gläubige noch mehr für dieses schöne Werk zu begeistern, und es gelang ihm um so mehr, da Spanien selbst großentheils unter dem Joche der Saracenen seufzte. Später erbat er sich vom Papste als eine besondere Gnade, selbst nach Afrika überschiffen zu dürfen. Wirklich befreite er in Tunis unter unsäglichen Leiden 120 Christen, in welchen er den erloschenen Glauben wieder zu wecken bemüht war. Im J. 1210 reiste er zum zweiten Male nach Tunis, um noch andere Christen zu befreien. Dabei hatte er Schmach aller Art zu dulden und schwebte in fortwährender Lebensgefahr. Einmal fand man ihn dort von Schlägen übel zugerichtet und im Blute schwimmend. Dabei war er übrigens fröhlich und wünschte den Martyrtod zu sterben. Doch die Vorsehung half ihm auf wunderbare Weise zur Rückkehr. Er begab sich mit den von ihm erkauften 120 Sclaven auf ein Schiff, stieß vom Lande und suchte das weite Meer. Die Barbaren eilten ihm nach, zerbrachen Steuerruder und Mast, zerrissen die Segel und überließen so das Fahrzeug den tobenden Wellen zum sicheren Untergange. Da nahm Johannes seine Zuflucht zum Gebete, spannte dann die Mäntel seiner Gefährten als Segel auf und kam so unter dem Beistande Gottes glücklich in den Hafen von Ostia bei Rom. Nachdem er noch viele andere mühsame Reisen in Italien, Frankreich und Spanien in seinen Ordenszwecken gemacht hatte, wurde er vom Papste nach Rom zurückberufen, wo er seine zwei letzten Lebensjahre neben der Leitung seines Ordens auf die Besuchung der Gefangenen, auf die Sorge für die Armen und Kranken und auf die Predigt des göttlichen Wortes verwendete. Nachdem der hl. Felix201 von Valois, der Mitstifter dieses Ordens, im J. 1212 gestorben war, folgte ihm auch unser hl. Johannes bald nach. Es war am 17. (nicht 21.) Dec. 1213, daß er in einem Alter von 61 Jahren seine Seele in die Hände seines Schöpfers übergab, nachdem er vorher die Brüder zusammengerufen und das von Gott selbst angeordnete Werk der Erlösung von Gefangenen ihnen nochmal dringend empfohlen hatte. Er wurde in der Kirche des hl. Thomas beerdigt, wo man sein Grab noch sieht; später ward sein Leib nach Spanien gebracht, wie Papst Benedict XIV. in seinem Werke De Canoniz. l. 4. p. 2. c. 25. nr. 8–36 ausführlich erzählt. Nach eben diesem Werke (I. l. c. 41. nr. 11) sollen die heil. Stifter Johannes von Matha und Felix von Valois schon von Papst Urban IV. (1261 bis 1264) feierlich kanonisirt worden seyn, allein es findet sich nirgends die betreffende Urkunde, und auch der Trinitarier-Orden selbst scheint jene Angabe nicht für richtig gehalten zu haben, indem er viele Jahre nachher die Bitte stellte, es möchte der Proceß über den unfürdenklichen Cultus eingeleitet werden. In Folge dessen wurde unterm 31. Juli 1665 die Sentenz hierüber in bejahender Weise gefällt, und so dann der Name des hl. Johannes im J. 1670 in das Mart. Rom. aufgenommen, im J. 1694 aber unter Papst Innocenz XII. sein Fest auf den 8. Febr. gesetzt und auf die ganze Kirche ausgedehnt. Da nun zur Zeit, wo die Bollandisten den 1. Band des Februars bearbeiteten, hievon noch nichts bekannt seyn konnte, so konnten sie auch sein Leben nicht am 8. Febr. anführen; wahrscheinlich werden sie dasselbe am 17. Dec. als an seinem Todestage nachbringen, an welchem Tage sein Name auch im Elenchus vorkommt. Nach W.W. (XI. 259) hat der hl. Johannes von Matha im J. 1201 auch einen Frauenorden der Trinitarier in Spanien gestiftet. In Europa besaß der Orden im 18. Jahrhunderte mit Einschluß der in Spanien eingeführten Trinitarier-Barfüßer 300 Klöster. Man hat berechnet, daß in 437 Jahren (bis zum J. 1635) 30,720 Sclaven durch diesen Orden losgekauft worden sind. – Warum die Ordensmitglieder auch »Mathuriner« u.»Eselsbrüder« heißen etc., dann daß ihr Orden von dem jüngeren, vom hl. Petrus Nolascus gesiisteten ähnlichen Orden B. M. V. de Mercede verschieden sei, dieses und Aehnliches wolle nachgesehen werden bei S. Felix201. †



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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