Johannes Scotus (869)

Johannes Scotus (869)

869Johannes Scotus wird am 28. Oct. mit Candidus26 bei Bucelin im Nomenclator als ein Schüler des sel. Abtes Marianus (s.d.) angegeben, aber im Texte selbst sind dieselben an diesem Tage nicht zu finden. Nach einer alten Lebensbeschreibung des sel. Marianus107, welche bei den Boll. am 9. Febr. (II. 365 ff.) steht, wäre derselbe im 11. Jahrh. (um d. J. 1068) aus Schottland oder Irland (denn Scotia bedeutete damals Beides) nach Deutschland zu dem Bischofe Otto108 von Bamberg gekommen, dort einige Zeit im Kloster St. Michael geblieben und dann nach Regensburg gereist, wo er (jedenfalls nicht nach dem J. 1075) von der Abtissin Hemma (nach Andern Willa) im Kloster Obermünster wohl aufgenommen worden sei und dann sowohl in Obermünster als auch in Niedermünster eine Menge Bücher (namentlich die hl. Schriften des A. u. N. T.) abgeschrieben habe, während die Gefährten das Pergament ihm zubereiteten oder selbst auch Bücher abschrieben. Als seine Gefährten werden dort angegeben unser Johannes, von welchem mehrere Handschriften in Regensburg sind, wohin er aber nicht vor 1076 kam, und Candidus26. Bei Aventin und Andern werden auch noch andere Gefährten genannt, nämlich Clemens, Isacius, Donatus, Magnaldus und Murcheridachus (Murcheratus), welcher indessen vor Marianus nach Regensburg kam. Später wollte der sel. Marianus mit seinen Gefährten (Schülern) eine Wallfahrt nach Rom machen, kam aber nur bis zu der außerhalb Regensburg befindlichen Kirche »Weih St. Peter« (ad S. Petrum Consceratum), wo er wunderbarer Weise aufgehalten wurde und dann, nachdem er diesen Platz von der Abtissin Hemma als Geschenk erhalten (Febr. II. 368. nr. 13), ein kleines Kloster baute, in welches nach und nach viele Landsleute des sel. Marianus kamen, und in welchem dieser auch begraben wurde.109 Nach Raderus (II. 222) bestandes bis zum Jahr 1552, wo es wegen Kriegsunruhen abgebrochen wurde. Bucelin sagt dagegen am 27. Juli unrichtig, der sel. Marianus sei als Inclusus am Kloster Obermünster gestorben. Die Schicksale seiner Gefährten sind ziemlich unbekannt. Candidus, Donatus und Magnaldus werden nicht mehr erwähnt. Von Clemens heißt es bei den Bollandisten (364 nr. 22. und 368 nr. 15), er habe eine Wallfahrt nach Jerusalem gemacht und sei dort gestorben; Isacius sei 120 Jahre alt geworden. Von Murcheridachus wird am betreffenden Orte eigens gesprochen werden. Von unserm Johannes aber muß noch erwähnt werden, daß er nach den Bollandisten (Febr. II. 368 nr. 15; dann Aug. II. 376 nr. 39; 387 nr 51) nach Göttweih (Cottovicum) in Oesterreich gekommen und dort Inclusus geworden sei. Der sel. Bischof Altmannus von Paßau, welcher ihn wegen seines frommen Lebens sehr geliebt hatte, starb inzwischen, und die Augustiner-Chorherrn in Göttweih, früher unter dem sel. Bischofe noch einer guten heiligen Zucht pflegend, arteten durch Neuaufgenommene ungemein aus. Da erschien der sel. Bischof Altmannus dem Inclusen Johannes mit dem Bedeuten, er solleden Schmutz von dem Gotteshause entfernen. Dieser verstand das Gesicht u. besprach sich darüber mit dem Propste; die Schuldigen wurden ausgestoßen, die Verführten bekamen Buße. Schwer gekränkt, wollten nun Alle das Stift verlassen. Doch unser Inclus Johannes rieth ihnen, ihr Ordenskleid zu ändern, und so wurden denn Alle mit Gutheißung des Apostolischen Stuhles im J. 1093 Benedictinermönche. Hartmann aus dem Augustiner-Chorherrn-Stifte St. Nikolaus bei Paßau, der aber nachher zu St. Blasien im Schwarzwalde Benedictinerprior war, wurde ihr Abt. Wann unser Johannes Scotus starb, und was er sonst noch erlebte, ist nicht angegeben. – Schließlich wollen wir bemerken, daß es mehrere Johannes Scotus gibt, nämlich außer unserem Johannes noch S. Johannes152, dann B. Johannes252, welcher nach Einigen jener bekannte Scotus Erigena wäre; endlich Johannes881 Duns Scotus, jener berühmte Scholastiker. †



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