- Jordanus, B. (1)
1B. Jordanus, (13. al. 15. Febr.), franz. B. Jourdain, der zweite General der Dominicaner, soll nach Einigen im heiligen Lande geboren und von seinen dort auf einer Wallfahrt befindlichen deutschen Eltern im Flusse Jordan getauft worden seyn, woher er auch seinen Namen erhalten habe. Dagegen wird bei den Bollandisten, welche am 13. Februar (II. 720) weitläufig über den sel. Jordanus sprechen, bemerkt, daß sein Name statt Gordianus oder Gordanus stehe und mit dem deutschen Worte »gürten« verwandt sei. Was seine Abstammung betrifft, so soll er dem deutschen Adel angehören und nach Einigen von dem Grafen von Ebernstein in der Diöcese Hildesheim oder vielmehr im Herzogthum Braunschweig, nach Andern von den Grafen de Dachia abstammen; doch läßt sich etwas Gewisses hierüber nicht angeben. Auch sein Geburtsort ist ungewiß. Es heißt zwar in einer alten Chronik (Strunck deutsch S. 168), er sei aus dem Dorfe (villa) Botergo in der Diöcese Mainz gebürtig; da aber dort ein solcher Ort sich nicht findet, so hat man an das Städtchen Badberg bei Osnabrück, oder an Borgentreich (jetzt Borrentrick) bei Marburg im Bisthume Paderborn gedacht, und da dieses einst unter dem Bisthume Mainz gestanden, so ist es nicht unwahrscheinlich, daß die Stadt Borrentrick sein Geburtsort sei. Wollte man dieses aus dem Grunde, weil Borgentreich damals schon eine Stadt war, nicht zugeben, so müßte man mit Strunck (I. 175) annehmen, Jordanus sei in einem Orte im nördlichen Theile des Bisthums Mainz geboren, dessen Name entweder ganz verschwunden oder sehr verändert ist. Wenn ferner Jordanus ein »Sachse« genannt wird, so ist zu bemerken, daß die Sachsen früher einmal in Westphalen wohnten, und man kann ihn daher zuversichtlich einen Westphalen nennen, wie ihn auch sein Zeitgenosse Thomas Cantipratanus nennt. Noch ungewisser als der Ort seiner Geburt ist die Zeit derselben. Wir finden ihn zuerst als Baccalaureus der Theologie in Paris, wohin der hl. Dominicus im J. 1219 den Reginaldus, einen seiner ersten Schüler, gesendet hatte. Durch diesen wurde er mit dem heil. Dominicus bekannt, und erhielt dann am Aschermittwoch des Jahres 1220 mit seinem Freunde Henricus22 das Ordenskleid der Predigermönche. Noch als Noviz, da er, wie er in dem von ihm verfaßten Leben des hl. Dominicus am 4. Aug. (I. 554. nr. 64) selbst erzählt, noch nicht zwei Monate im Orden war, wurde er von Paris aus mit 3 andern Brüdern auf das erste Generalkapitel nach Bologna gesandt, dann auf dem folgenden im J. 1221, dem er jedoch nicht beiwohnte, zum Provinzial der Lombardei und im J. 1222, nach dem Code des heil. Dominicus, auf dem dritten Generalkapitel zu Paris zum Magister Ordinis gewählt, als welcher er viel zur Kräftigung und Ausdehnung des Ordens beitrug. Viele Convente wurden unter ihm errichtet, namentlich in Regensburg, Constanz, Basel, Freiburg, Straßburg, Worms etc. (722. nr. 13). Von seiner Hand erhielt während jener Periode seines Lebens auch die sel. Diana1 den Schleier,124 wie in ihrem Leben am 10. Juni (II. 365. nr. 9) erzählt ist. Außer vielen Adeligen, Reichen, Gelehrten, feingebildeten und wissenschaftlich geübten jungen Leuten gewann er zu Paris (Aug. I. 605 und 606) zu gleicher Zeit auch 60 Jünglinge von so schwacher literarischer Ausstattung, daß mehrere nur mit Mühe nach mehrfältiger Wiederholung bei der Matutin eine Lection laut abzulesen vermochten. Heftig deßhalb angeklagt und zwar auf einem Generalkapitel, sprach er:, »Lasset sie, verachtet keinen von diesen Kleinen. Ich sage euch, ihr werdet viele, ja beinahe alle noch als vorzügliche Prediger erblicken« – Worte, welche der Erfolg als wahr erwies. Seine Gelehrsamkeit und Frömmigkeit setzten ihn in die Gunst des Papstes Gregorius IX. und erwarben ihm die allgemeinste Hochachtung und Verehrung. Namentlich wird er (Oct. V. 342. nr. 181) zu den eifrigsten Verehrern des heiligsten Namens Jesus gerechnet. Im Jahre 1223 ließ Jordanus den Leib des hl. Dominikus in einen neuen prächtigen Sarg legen, und war dann für die Canonisation desselbigen sehr thätig. Das kirchliche Officium, das der Dominicanerorden am Feste seines Stifters recitirt, soll den Ordensgeneral Jordanus zum Verfasser haben. Am 4. Aug. (I. 530. nr. 881–883) haben die Boll. ein von ihm verfaßtes Gebet zum hl. Dominicus, von welchem der Bollandist W. Cuper dankbar gesteht, er habe es während einer hartnäckigen Krankheit zwei Monate lang täglich gebetet und sei dann wieder so kräftig geworden, daß er den Commentar zum Leben des hl. Dominicus habe vollenden können. Im J. 1236 unternahm Jordanus eine Pilgerfahrt nach Palästina, auf der er Schiffbruch litt und ums Leben kam im J. 1237. Die Fluthen trugen aber seinen Leib an's Ufer, wo ein wunderbarer Lichtglanz sein Begräbniß zu Ptolomais bewirkte. Seinen seligen Diener verherrlichte Gott durch viele Wunder. Am 15. Febr. steht er im Mart. des Dominicanerordens. Papst Leo XII. anerkannte (nach Werfer's Legende) im J. 1828 die Verehrung, die dem Seligen in Ptolomais erwiesen wurde. (II. 720.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.