Josephus, S. (19)

Josephus, S. (19)

19S. Josephus Comes Conf. (22. Juli). Dieser hl. Joseph mit dem Titel Comes143 findet sich, wie die Bollandisten am 22. Juli (V. 245. nr. 41) bemerken, in keiner einzigen der von ihnen genau durchgesuchten hagiologischen Quellen, weder in griechischen noch lateinischen Fasten etc. außer im Mart. Rom., welches aber denselben schon in der Ausgabe vom J. 1586 hat, wenn auch nur mit wenigen Worten, und nur die Autorität dieses Mart. Rom. konnte den Bollandisten Joh. Pinius bestimmen, diesen Joseph als »Heiligen« ausführlich zu behandeln, wobei er als Quelle das Panarium (adv. Haeres. tom. 2. lib. 1) des hl. Bischofs Epiphanius3 (s.d.) benützte, welchem unser Joseph seine merkwürdige Bekehrungsgeschichte etc. selbst erzählt hat, als derselbe bei Gelegenheit der Verbannung des hl. Bischofs Eusebius24 von Vercelli, der im J. 355 bei unserm hl. Joseph in Scythopolis (Bethsan) am Jordan als Gast sich befand, diesenmit mehreren Geistlichen besuchte. Nach diesem Berichte, welchen die Bollandisten S. 247–252 vollständig geben, war dieser hl. Josephus um das J. 286 als Jude geboren zu Tiberias (dem heutigen Tabarieh), wo zu jener Zeit eine berühmte jüdische Schule oder Akademie blühte. Dort lebte damals der jüdische Kirchenvorsteher oder Hoherpriester Hillel oder Ellel, auch, »Patriarch« genannt, in dessen Hause Joseph gut bekannt war, besonders da er zu seinen »Aposteln« gehörte, d.h. zu seinen Räthen, die manchmal abgesendet wurden, um von den Synagogen Geld einzuheben etc. Dieser »Patriarch« Hillel ließ nun bei seinem Lebensende den Bischof von Tiberias rufen, um sich von ihm taufen zu lassen. Er wollte aber, daß dieses heimlich geschehe, und so hatte denn unser Joseph, der hievon auch nichts wissen durfte, den Bischof unter dem Namen eines Arztes holen müssen. Man ließ nun Wasser bringen als wie zu einem Bade, und der »Patriarch« hieß Alle hinausgehen, worauf der Bischof ihn taufte. Joseph hatte aber vielleicht Verdacht geschöpft oder sonst von der Neugierde sich erfassen lassen; denn er hatte durch eine Ritze in der Thüre heimlich den Taufact gesehen. Zwei oder drei Tage nachher starb der »Patriarch«, nachdem er zuvor dem Joseph und einem andern sehr achtbaren Manne seinen noch ganz zarten Knaben Judas empfohlen hatte, welcher, weil das Patriarchat erblich war, seinem Vater als »Patriarch« nachfolgen sollte. Als Curator des Knaben hatte er das Recht, alle Räumlichkeiten des Hauses zu sehen, und da seine Neugierde einmal aufgeregt war, wollte er auch die sogenannte »Schatzkammer« sehen, weil bezüglich derselben verschiedene Gerüchte gingen. Dort fand er nun zu seinem Erstaunen einen Schatz ganz anderer Art, als er erwartet hatte, nämlich ein Evangelium des hl. Johannes, aus dem Griechischen ins Hebräische übersetzt, nebst der Apostelgeschichte. Auch das Geschlechtsregister des Matthäus fand er und zwar in hebräischer Sprache. Die Lesung dieser Schriften wirkte nun überaus mächtig auf sein Gemüth; doch konnte er sich nicht entschließen, Christ zu werden, so sehr auch jene Taufe und der Fund dieser Bücher ihn erschütterten. Noch einen weitern und einen dritten Beweis von der Kraft und Trefflichkeit des Christenthums erlebte Joseph in der folgenden Zeit. Sein Zögling Judas war nämlich schon ziemlich herangewachsen, als er dem Umgange mit gottlosen Gesellen zum Opfer wurde, die ihn zu allerlei Schlechtigkeiten, insbesondere zur Unzucht verleiteten. Seinen Erziehern blieb nichts übrig, als ihm passende Ermahnungen beizubringen; denn sie hielten es nicht gerathen, die Dinge in die Oeffentlichkeit zu bringen. Da begaben sie sich denn einmal ins Bad nach Gadara (Gerasa), einer Stadt an der Südseite des See's Genesareth, etwa 21/2 Stunden von Tiberias, wo es berühmte warme Quellen gab. Dort fand der junge Mensch eine vornehme schöne Frau, die er für sich gewinnen wollte, die aber durch das Kreuzeszeichen seine und seiner Gesellen Verführungskünste zu nichte machte. Doch zum Christenthume ließ sich Joseph auch jetzt noch nicht bringen. Nach diesen Begebnissen erschien ihm Christus im Traume mit den Worten: »Ich bin Jesus, den deine Väter ans Kreuz geschlagen haben; glaube nun jetzt an mich.« Allein Joseph ließ sich durch dieses Alles nicht bewegen, bis er in eine schwere Krankheit fiel, welche eine äußerst bedenkliche Gestalt annahm. Da sei ihm der Herr neuerdings erschienen und habe ihn aufgefordert, an Ihn zu glauben, er werde dann die Genesung erlangen. Er versprach es zu thun und genas, hielt aber doch fest an seinem Unglauben. Er ward nochmal ebenso ernstlich krank, und da habe er einen der ältern Gesetzlehrer ihm ins Ohr flüstern hören: »Glaube, daß Jesus Christus, der unter Pontius Pilatus ans Kreuz geheftet wurde, der Sohn Gottes ist, der nachher aus Maria geboren wurde; daß Er Gottes Gesalbter (Christus) ist und von den Todten auferweckt, und daß Er kommen werde, die Todten und Lebendigen zu richten.« Auch diese auffallende Ermahnung fruchtete keineswegs so weit, daß sich Joseph bekehrt hätte. Da er nun noch an der Krankheit darniederlag, sei ihm der Herr in seiner gränzenlosen Erbarmung gegen die Menschen zum dritten Male während des Schlafes erschienen und habe gesagt: »Ich mache dich wieder gesund. Steh denn auf und glaube jetzt einmal.« Gesund geworden sei er, aber doch ungläubig geblieben. In diesem seinem gesunden Zustande habe sich ihm der Herr nochmal in einer Erscheinung gezeigt und sich über ihn beklagt, daß er noch nicht geglaubt hätte. Dann habe er ihm eine sehr große Verheißung gethan, indem er sprach: »Damit du Gewißheit habest über die Kraft des Glaubens an mich, ruf mich an, wenn du ein Wunder in meinem Namen wirken willst; ich werde dir den Erfolg sichern.« In Tiberias war nun ein Wahnsinniger, der meistens nackt herumlief; wollte man ihn das eine oder andere Mal bekleidet haben, so war das nicht lange sicher, weil er immer wieder alle Kleider in Fetzen riß. An diesem Tobsüchtigen wollte nun Joseph die im Gesicht ihm verheißene Gnadenwirkung erproben, that aber lange zurückhaltend und unentschlossen. Endlich ward er festen Willens, nahm den Unsinnigen zu sich auf sein Zimmer, schloß die Thüre, nahm etwas Wasser in die Hand, bezeichnete den Menschen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sprach: »Im Namen Jesu des Nazareners, des Gekreuzigten, geh' aus, böser Geist, aus diesem Menschen, und er soll gesund seyn.« Da habe denn jener geschrieen, sich auf den Boden geworfen, mit dem Munde geschäumt, sich gekratzt und sei dann eine geraume Zeit in regungslosem Zustande verblieben, so daß Joseph ihn bereits todt glaubte. Nach Verfluß einer Stunde habe er sich das Gesicht gerieben und sei aufgestanden. Er habe dann seine Nacktheit bemerkt und mit der Hand seine entblößten Schamtheile zugedeckt, weil es ihm sehr zuwider war, daß er sich in solchen Umständen befinde. Joseph habe dann von seinen Kleidern ihm etwas zur Bedeckung gegeben. Jener aber, der also bei vollem Bewußtsein nunmehr gewesen, habe dem Joseph lebhaft gedankt, durch den er sich geheilt erkannte, und von ihm hernach in der ganzen Stadt geredet. Die Juden aber erklärten, wie sie diese Kunde hörten, Joseph habe die Schatzkammer geöffnet und den Namen Gottes darin geschrieben gefunden; den habe er gelesen und durch diesen habe er die Macht der Wunder erhalten. Darüber jedoch stand Joseph von seiner alten Verstocktheit noch nicht ab. Um diese Zeit habe Judas, der Zögling Josephs, sein Vollalter erreicht. Dankbar gegen seinen Erzieher, habe er den Joseph zum »Apostolate« befördert. Das Amt eines »Apostels« der damaligen jüdischen Verfassung brachte es mit sich, Rundreisen zu machen, wobei die Disciplin der Kirchendiener und Geldsammlungen für religiöse Zwecke die Grundaufgabe waren. In einer Stadt habe er einst, als er dort auf seiner Reise einigen Aufenthalt genommen, in einem Hause eingekehrt, das nahe an der christlichen Kirche lag. Joseph habe einen freundlichen Verkehr mit dem Bischofe eingeleitet und von ihm ein Evangelienbuch geborgt, worin er dann manchmal las. Und weil Joseph eine gemessene würdige Haltung in seinem Amte walten ließ, verbunden mit vieler Strenge in Handhabung der kirchlichen Zucht, sei es der Fall gewesen, daß er manche bei den Synagogen Bedienstete zur Ordnung wies, Einige sogar entsetzte, dadurch aber sich Haß und Feindschaft von vielen Seiten zuzog. Lange lauerten seine Feinde auf Gelegenheit zur Rache, immer über seine Schritte und Tritte die schärfste Spähe haltend. Einmal drangen sie denn plötzlich in seine Wohnung und – ertappten ihn gerade bei der Lesung der Evangelien. Sie reißen ihm das Buch aus der Hand, zerren ihn zu Boden, stoßen ein gräßliches Geschrei mit Schimpfwörtern vermischt aus, schleppen ihn in die Synagoge und schlagen ihn allda mit Ruthen. Das war für Joseph ein erster Glaubenskampf. Der Bischof der Stadt kam hinzu und machte ihn von ihren Händen los. Später hatten sie ihn auf einer Reise getroffen und in den Kydnus, einen Fluß in Cilicien, geworfen. Sie waren hoch erfreut, daß er, wie sie meinten, vom Schwall des Strommes fortgerissen worden und in den Fluthen versunken wäre. Aber er blieb am Leben, empfing endlich um das J. 326 die heil. Taufe, gewann die Gunst und das Wohlwollen des Kaisers Constantinus des Großen, dem er seine Schicksale erzählte, wurde gegen das J. 329 Statthalter (Comes), und es äußerte bei dieser Verleihung der Kaiser den Wunsch gegen ihn, er sollte sich eine Gnade ausbitten. Joseph ersuchte nur um Ermächtigung durch ein kaiserliches schriftliches Instrument, überall in Ortschaften und Städten der Juden christliche Kirchen zu bauen. Die Juden hatten nämlich, wie Epiphanius an dieser Stelle sagt, mehrere Städte, wo sie unvermischt mit irgend welchen Heiden, Samaritanern oder Christen wohnen durften, wobei jedoch der Bollandist bemerkt, er wolle der Glaubwürdigkeit des heil. Erzählers hier nicht entgegentreten, wenn auch der Nachweis einer solchen eingeräumten Freiheit nicht möglich sei bezüglich der Zeit oder des Kaisers, da im Gegentheile die Vertreibung der Juden aus Palästina historisch sei. So sei das Verhältniß zu Nazareth, Diocäsarea (Sepphoris) und Tiberias gewesen. Mit seinen Vollmachtsbriefen habe sich nun Joseph als bald in Tiberias eingefunden und habe dort den Bau einer Kirche begonnen, wozu er einen großen alten Tempel, das Adrianäum, benützte. Zum Baue der Kirche ließ er Kalköfen um die Stadt anlegen. Die Juden sollen nun durch Zauberkünste das Feuer der Oefen so gedämpft haben, daß es zum tüchtigen Brande gar nicht mehr wirksam blieb. Joseph habe dann Wasser bringen lassen und vor den Augen der schaugierigen Menge das Kreuz über das eherne Gefäß, darin es war, gemacht, dann unter Anrufung des Namens Jesu über alle die Oefen einige Tropfen gesprengt, worauf der magische Bann schwand, und die Flamme lebendig loderte. Die Zuschauer sollen dann laut auf den Christengott gepriesen haben. Danach habe er einen Theil des Tempels für seinen Zweck geeignet bauen lassen und unter mancher Chikane von Seite der Juden eine kleine Kirche hergestellt. Hierauf habe er in Scythopolis seinen Wohnsitz genommen, wo er unter lauter Arianern der einzige rechtgläubige Katholik war, und wo ihn nur sein Ansehen als Comes gegen sie schützte. Aber er habe um diese Zeit, d.i. ungefähr um das Jahr 330, auch noch andere Kirchen gebaut. Hiemit endet sich die Erzählung des hl. Epiphanius. Der Bollandist setzt das Ableben dieses hl. Josephus etwa in das Jahr 356 n. Chr. (V. 238–253.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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