- Julia, S. (12)
12S. Julia V. M. (22. Mai). Diese hl. Jungfrau und Martyrin, Julia von Corsica, die von einigen Hagiologen am 21. Mai (V. 3.) angeführt wird, ist von den Bollandisten am 22. Mai (V. 167), an welchem Tage sie auch im Mart. Rom. steht, ziemlich ausführlich behandelt. Sie wurde nach der Eroberung von Karthago in die Gefangenschaft geführt; aber es läßt sich nicht gewiß angeben, ob die Eroberung durch die Vanda len unter Genserich im J. 439, wie es nach Ruinart bei Butler (VII. 52) heißt, oder die durch die Perser im J. 625 gemeint sei. Da kam nun, Julia in die Gewalt eines syrischen Kaufmanns, Namens Eusebius, der nach Einigen ein Heide, nach den Bollandisten aber eher ein Arianer oder ein Saracene war. Jedenfalls muß er ein ehrenwerther Mann gewesen seyn, da er seiner Sklavin bei Ausübung ihrer geistlichen Pflichten, nämlich bei ihrem Beten, Lesen und Fasten, kein Hinderniß in den Weg legte, sie vielmehr wegen ihrer Tugenden hoch schätzte und sie nur manchmal ermahnte, sich bezüglich des Fastens mehr zu schonen. Einmal nahm sie Eusebius mit auf die Reise nach Gallien, wohin er werthvolle Waaren aus dem Oriente bringen wollte. An der nördlichen Spitze von Corsica, dem heutigen Capo-Corso (Caput Corsicae), ließ er Anker werfen und stieg an's Land, wo die Einwohner eben zu Ehren ihrer Gottheiten Opfer darbrachten, an denen auch Eusebius Antheil nahm. Julia aber blieb. ferne und sprach ihren Abscheu an diesen Opfern aus. Als dieses dem Statthalter Felix von seinen Leuten hinterbracht wurde, machte er dem Eusebius darüber Vorhalt, und da dieser seine Sklavin wegen ihrer treuen Dienste vertheidigte, ja auf das Anerbieten des Felix, daß er ihm für diese Sklavin vier andere geben wolle, entschieden erklärte, daß er sie um keinen Preis von sich weglassen wolle, berauschte ihn Felix, ließ dann die hl. Julia vor sich führen und versprach ihr die Freiheit, wenn sie den Göttern opfern würde. Da sie sich hiezu durchaus nicht verstehen wollte, ließ er ihr Backenstreiche geben, ihr die Haare ausreißen, sie geißeln und endlich an einen Kreuzesgalgen (crucis patibulum) hängen, wo sie eben ihre Seele aushauchte, als Eusebius erwachte. Nach einem Manuscripte geschah dieses am 22. Mai, aber das Jahr ist nirgends angegeben. Ihr Leib kam zuerst auf wunderbare Weise nach Gorgona, einer kleinen toscanischen Felseninsel im tyrrhenischen Meere, wo die Mönche sie in ihrer Kirche in ein Monument legten. Im J. 763 wurde ihr Leib auf Betreiben Ansa's, der Gemahlin des Longobarden-Königs Desiderius, nach Brescia (Brixia) gebracht, wo auf ihre Fürbitte viele Wunder geschahen. Später entstand dort unter ihrem Namen ein berühmtes Nonnenkloster, in welchem ihr Leib aufbewahrt wurde (Febr. III. 65). Dargestellt wird sie gewöhnlich mit dem Kreuze, da sie den Kreuzestod erlitten hat. Die Bollandisten haben aus dem Brevier von Brescia einen langen Hymnus aufgenommen, in welchem ihr Leben besungen wird. (V. 167–170).
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.