- Justinianus, S. (3)
3S. Justinianus. (23. Aug.), ein Einsiedler und Martyrer auf der Insel Ramsey (Lemeneia) in England, stammte nach dervon Johannes Capgravius gesammelten Legende der Englischen Heiligen, von einem vornehmen Geschlechte in der Bretagne (Britannia minor) ab, und ward schon als Knabe in den Wissenschaften unterrichtet, so daß er bald unter den berühmtesten Lehrern seines Volkes glänzte. Nach Empfang der Priesterweihe war er so treu in der Erfüllung seiner Pflichten, daß er verdiente, den himmlischen Befehl zu vernehmen: »Wandere aus deinem Lande, hinweg von deiner Verwandtschaft und von deines Vaters Hause.« Auf diese Stimme hin nahm er einige Gefährten zu sich und bestieg ein leichtes Schifflein, Gott bittend, er möge ihn nach einem Lande hin leiten, wo er ein Einsiedlerleben führen könne. Er landete endlich bei Cormer193, wo er aber nur kurze Zeit verweilte; denn alsbald eilten Viele, die nach seinem Beispiele die Welt verlassen hatten, zu ihm, um des hl. Mannes Unterricht zu genießen; worauf er wieder sein Schifflein bestieg und sich dem Meere und den Winden anvertraute. Auf diese Weise kam er nach England zu einer Insel, die bei Ptolomäus Limnus, bei den alten Britannen Lymen (Lemeneia) hieß, heute aber Ramsey (Ramseia) heißt, und im Fürstenthume Wales (Wallia) in der Nähe von St. Davids (s. S. David1) liegt. Dort lebte, zurückgezogen von der Welt, ein frommer Mann, Namens Honorius194, welcher den hl. Priester gastfreundlich aufnahm und ihm sein ganzes Besitzthum überlassen wollte. Justinianus fand den Ort ganz tauglich zu einem zurückgezogenen Leben, wollte aber bei Honorius nur bleiben, wenn er seine Schwester und ihre Dienerin entfernte, was dieser dann auch that. Die Schwester bat um den Segen der hhl. Männer und begab sich in eine ferne Gegend. Auch auf diese Insel kamen nach und nach viele Leute und kehrten dann, von den hhl. Männern im Glauben und Sitten gestärkt, nach ihrer Heimath zurück. Der Ruf eines solchen Mannes gelangte endlich auch zum hl. Erzbischof David1 von Menevia in Wales, der ihn zu sich rief und zu seinem Beichtvater erwählte, zugleich auch ihm gestattete, daß er mit den Brüdern, die sich zu ihm gesellten, sowohl auf der Insel als außerhalb derselben überall nach ihrer eigenen Wahl wohnen durften. Uebrigens fehlte es dem hl. Justinianus auch nicht an Prüfungen. Eines Tages kamen auf einem kleinen Nachen (lembus) Männer zu ihm, die ihm die Nachricht brachten, der hl. Erzbischof David sei krank und wünsche ihn zu sprechen. Der hl. Justinianus fuhr auch sogleich mit ihnen; doch auf der Ueberfahrt bemerkte er eine auffallende Mißgestalt der Männer und nahm daher seine Zuflucht zum Gebete. Da sollen nun diese Männer als schwarze Raben davon geflogen seyn, während er dann den hl. Erzbischof David ganz wohl getroffen habe. Später einmal geschah es dann, daß drei »Brüder« (wahrscheinlich dienende Laienbrüder), die seine Ermahnungen und Aufmunterungen zu einem arbeitsamen und gottseligen Leben verachteten, sich nicht scheuten, ihn zu Boden zu werfen und auf grausame Weise ihm das Haupt abzuschneiden. Auf dem Platze, wo das Haupt zur Erde fiel, entsprang eine Quelle, dessen Wasser vielen Kranken, die daraus tranken, die volle Gesundheit hergestellt haben soll. Seine Mörder wurden vom Aussatze befallen und flüchteten sich dann auf einen Felsen, der deßwegen den Namen »Felsen der Aussätzigen« erhielt, wo sie endlich ihre Schandthat bereuten und so durch die Verdienste des hl. Justinianus Verzeihung ihrer Sünden erhielten. Noch wird in der Legende bemerkt, daß der Heilige sein Haupt bis zum Ufer des Meeres und auch noch übers Meer bis zu einem Hafen getragen habe, der dann von ihm den Namen erhalten. Später ließ der hl. Erzbischof David den heil. Leib nach Menevia bringen und dort in der Kathedralkirche unter Lobgesängen und Psalmen beerdigen. Da der hl. David1 im J. 544 starb, so muß der hl. Justinianus früher – also wahrscheinlich zwischen 530–540 – gestorben seyn. (IV. 633–636).
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.