- Ladislaus, S. (1)
1S. Ladislaus, Hungariae Rex, (27. Juni). Im Slavischen Wladislaw = »rühmlicher Herrscher«, vom Slav. wladce = Herrscher und slawa = Ruhm, Ehre etc. – Der hl. König Ladislaus I., nach Butler (VIII. 424) von den Ungarn St-Lalo und in Frankreich vor Alters St-Lancelot genannt, war ein Sohn des Königs Bela I. von Ungarn und seiner Gemahlin Suentena, einer Tochter des Herzogs Mieczislaw (Miesco) II. von Polen, bei welchem die Eltern in der Verbannung lebten, als ihnen ihr Sohn Ladislaus im J. 1031, so wie auch sein älterer Bruder Geisa (Geiza) geboren wurde. Im J. 1046 wurde Andreas I. König von Ungarn; im J. 1061 folgte ihm sein Bruder Bela I., dessen Nachfolger Salomon, ein Sohn des Andreas, war. Im J. 1074 (1075) bestieg Geisa I. den Thron, und nach dessen dreijähriger Regierung wurde im J. 1077 (1078) seinem Bruder, unserm hl. Ladislaus I., die Krone des hl. Stephanus I., seines Großonkels, übertragen. Da wegen der vielen Kämpfe mit dem im J. 1074 von den Ständen zu Stuhlweissenburg (Alba Regalis) abgesetzten Könige Salomon viele Unordnungen in Ungarn entstanden waren, war seine erste Sorge auf Herstellung der Gesetze und der Ordnung gerichtet. Man bewunderte an ihm die Tugenden der Keuschheit, der Milde und der Liebe zu den Armen, so wie sein anhaltendes inniges Gebet von Kindheit an. In seinem Palaste führte er ein sehr strenges Leben; er enthielt sich des Weines und beobachtete stets die größte Mäßigkeit. Die Kirchen und die Armen lagen ihm ganz besonders am Herzen, und er war gegen sie äußerst freigebig. Seine Zeit füllte er mit Andacht und Erfüllung seiner Berufspflichten aus. Gegen die Feinde des Reiches war er großmüthig; wenn es sich aber um Aufrechthaltung der kirchlichen Rechte und um die Vertheidigung des Landes handelte, zeigte er sich voll Heldenmuth. Besonders großmüthig erwies er sich gegen seinen Vetter Salomon, den er mit seinem Bruder Geisa vielfach unterstützt hatte, der aber dann Beiden nach dem Leben trachtete. Auch während seiner Regierung hatte Ladislaus noch viel von Salomon zu dulden; doch verzieh er ihm Alles und schloß Freundschaft mit ihm. Von seiner kinderlosen Schwester, der Gemahlin des Königs Zelomirus von Croatien und Dalmatien, die er von ihren Feinden befreit, erbte er diese Königreiche, die er dann mit dem Königreiche Ungarn vereinigte. Er vertrieb die Hunnen (Chunos), besiegte die Polen, Russen und Tartaren. Um das heil. Land von den ungläubigen Saracenen zu erobern, übertrug man ihm den Oberbefehl in diesem Kriege. Allein er starb vor dem Abzuge nach Palästina am 30. Juli 1095, nach Bonfinius, dem auch Andere folgen, während der Bollandist Papebrochdas J. 1096 als sein Todesjahr bezeichnet. Zu seinem Nachfolger ernannte er seinen Neffen Almus, den jüngeren Sohn seines Bruders Geisa, den er wegen seiner größeren Milde mehr liebte als den rauheren Neffen Coloman, dem aber dann Almus die Regierung freiwillig überließ. Ladislaus selbst hatte keinen Sohn, wohl aber von seiner Gemahlin Olhait eine Tochter, Namens Pyrisca, welche mit dem Kaiser Kalo-Johannes von Constantinopel vermählt war und dort den griechischen Namen Irene erhielt. Der hl. Ladislaus wurde feierlich begraben in der von ihm um das J. 1083 gegründeten Stadt Großwardein (Varadinum), wo sein Leib noch jetzt ruht, während größere Reliquien von ihm zu Raab (Jaurinum) in Ungarn und zu Bologna in Italien, so wie kleinere auch an anderen Orten sich befinden. Zwar wurde die Stadt Großwardein von den in Ungarn eingefallenen krimmischen Tartaren im J. 1240 und wieder im J. 1285 arg verwüstet; aber doch blieb das Monument des hl. Ladislaus unversehrt, und es wurde später eine schöne Kirche über dasselbe gebaut. Allein um das J. 1631 ließ Fürst Georg Rakoczy von Siebenbürgen von seinem Gelddurfte sich verleiten, sein Grab zu öffnen, die mit ihm begrabene Krone, so wie den silbernen Sarg wegzunehmen und den heil. Leib in einen hölzernen Sarg zu legen. Dafür geschah es aber, daß, wie Papebroch S. 317. nr. 7. 8. nachweist, weder Fürst Georg, noch seine Nachkommen ruhig in ihren Gräbern belassen wurden. Im J. 1660 file die Stadt Großwardein in die Hände der Türken, und als sie am 20. Mai 1690 wieder in die Gewalt des Kaisers Leopold kam, konnte man von den Reliquien des hl. Ladislaus nichts mehr finden. Auf dem Platze, wo die Kirche stand, war übrigens schon früher eine Burg gebaut worden etc. Wegen der vielen durch die Fürbitte des hl. Ladislaus gewirkten Wunder wurde er schon von Papst Cölestin III. im J. 1192 unter die Zahl der Heiligen gesetzt und bei dieser Gelegenheit sein hl. Leib erhoben. Nach Papst Benedikt XIV. (l. 4. p. 2. c. 14. nr. 3. de Canonix.) hat ihn die Stadt Warschau zu ihrem Patron erwählt. Sein Name steht im Mart. Rom. am 27. Juni, an welchem Tage seine Reliquien erhoben wurden. Auch die Bollandisten behandeln ihn ausführlich an diesem Tage. (V. 315–327).
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.