- Angela Mericia, S. (1)
1S. Angela Mericia, Fund. Urs. V. (27. Jan. al. 21. Febr. 31. Mai). Vom Gr. Ἄγγελος = Botschafter, Engel etc. – Die hl. Angela (auch Angelica) Merici, Stifterin der »Ursulinerinnen«, wurde am 21. März 1470 zu Desenzano am Gardasee in Italien geboren, und von ihren Eltern, die mit Glücksgütern wenig versehen waren, christlich erzogen. Doch hatten sie nicht die Freude, die herrliche Entfaltung der Tugendkeime ihrer Tochter zu sehen, da sie beide bald starben, worauf die verwaiste Angela mit ihrer Schwester, die ganz gleiche Gesinnung mit ihr hatte, zu ihrem mütterlichen Oheim nach Salo kam, wo sie in Bezug auf die Uebungen der Frömmigkeit die vollste Freiheit hatte und ungetheilt Gott leben konnte. Obgleich sie aber in einem sehr geordneten Hause lebte, so verließ sie doch, im Drange nach Einsamkeit und gänzlicher Verborgenheit, mit ihrer Schwester das Haus ihres Oheims und verbarg sich in einer Höhle, einige Stunden von Salo, von wo sie aber dieser, nachdem er ihren Aufenthaltsort entdeckte hatte, wieder nach Hause zurückführte. Doch Gott der Herr hatte Angela zu einer Braut seines Sohnes auserwählt, die nicht nur ihrem Bräutigam ganz angehören, sondern auch in seinem Geiste zum Wohle der Menschheit wirken sollte. Um sie auf diese erhabene Stufe der Gottseligkeit zu bringen, führte er sie zuerst in die Schule der Leiden, indem er ihre geliebte Schwester zu sich nahm, was ihr große Schmerzen verursachte. Doch tröstete sie die Ueberzeugung von der Seligkeit ihrer heimgegangenen Schwester. Noch zu Salo ließ sie sich in den dritten Orden des hl. Franciscus aufnehmen und zog mit dem Ordensgewande auch den Geist des demüthigen Stifters an, besonders in Bezug auf die vollkommene Lostrennung von allen irdischen Dingen. Nach dem Tode ihres Oheims begab sie sich wieder nach Desenzano zurück, wo sie, durch ein himmlisches Gesicht bestärkt, den Entschluß faßte, eine Gesellschaft von Jungfrauen zu gründen, die sich zur Aufgabe machte, Kinder im christlichen Glauben zu unterrichten. Sie machte den Anfang damit, daß sie in Verbindung mit einigen Ordensschwestern, die zu Desenzano wohnten, die kleinsten Mädchen des Ortes im christlichen Glauben unterrichtete, und dieser Anfang war von so guten Früchten begleitet, daß sich bald Angela's Ruf außerhalb Desenzano verbreitete und sie nach Brescia, der Hauptstadt der Provinz, berufen wurde. Nachdem sie einige Zeit dort zugebracht, fühlte sie ein großes Verlangen, eine Wallfahrt nach Jerusalem zu machen, welche sie auch ausführte, ohne jedoch das Glück zu haben, die hhl. Orte zu sehen, indem sie vor ihrer Ankunft daselbst ihr Gesicht verlor und erst nach ihrer Rückkehr wieder geheilt wurde. Später reiste sie auch nach Rom, um den im J. 1525 ausgeschriebenen Jubiläums-Ablaß zu gewinnen, und wurde dort von Papst Clemens VII. überaus huldreich aufgenommen. Bald darauf nöthigten die damals in Italien ausgebrochenen Kriegsunruhen sie neuerdings, Brescia zu verlassen. Endlich, nach wiederhergestelltem Frieden, legte sie in Brescia den Grund zu dem berühmten Orden, der sie als ihre Stifterin anerkennt. Am 25. Nov. 1535 gesellte sie sich nämlich 12 Gefährtinnen bei, gab ihnen Verhaltungsvorschriften und stellte die neue Anstalt unter den Schutz der hl. Ursula, deren Namen sie fortan erhielt. Um diese Gesellschaft dauerhaft zu machen, kam es noch darauf an, die Gutheißung der kirchlichen Obern zu erhalten. Es war aber nicht nur der Diözesanbischof von Brescia vollkommen damit einverstanden, sondern auch der römische Stuhl gab seine Bestätigung, indem Paul III., der damals die Kirche regierte, dieselbe durch eine Bulle vom Jahre 1544 als eine rechtmäßig errichtete Congregation erklärte und sie unter dem Namen »der Gesellschaft der hl. Ursula« bestätigte. Angela wurde von ihren Mitschwestern zur ersten Oberin erwählt und konnte nur durch Gehorsam zur Annahme und Fortführung dieses Amtes bestimmt werden. Allein nicht lange sollte ihr Gehorsam auf die Probe gestellt werden; denn zu Anfang Januars 1540 befiel sie eine Kankheit, die ihr den nahen Tod ankündigte. Sie empfing die hl. Sterb sacramente und hörte nicht auf, die drei göttlichen Tugenden zu erwecken, bis sie am 27. Januar 1540 ihre Seele, mit allen Tugenden geschmückt, in die Hände ihres Schöpfers zurückgab. Nach Einigen, wie aus den Bollandisten (III. vol. ad 21. Mart.) zu ersehen, soll sie am 21. März desselben Jahres gestorben seyn; allein der 27. Januar ist der eigentliche Todestag, wie auch daraus hervorgeht, daß ihr Name an diesem Tage im röm. Martyrologium steht, wobei noch bemerkt wird, daß Pius VII. ihr Fest am 31. Mai, an welchem Tag ihr Name im Mart. Rom. für die Conventualen und die Kapuziner steht, zu feiern erlaubt habe. Im Mart. Rom. für den seraphischen Orden überhaupt wird beim 21. Febr. ausdrücklich bemerkt, die hl. Angela sei am 27. Januar gestorben. Ihr Tod erregte in der Stadt Brescia allgemeine Trauer. Auf ihr ausdrückliches Verlangen wurde ihr Leib in der Kirche der hl. Afra, und zwar neben dem Hochaltar unter einer schwarzen Marmorplatte, begraben. Die Gläubigen nahmen bald ihre Zuflucht zur Fürbitte der hl. Stifterin und hatten sich ihres Schutzes zu erfreuen. Der hl. Karl Borromäus leitete ihren Seligsprechungsproceß ein; allein wegen seines ihn bald überraschenden Todes konnte er ihn nicht verfolgen. Nach verschiedenen Unterhandlungen und Prüfungen, die mehrmal unterbrochen wurden, ward Angela von Clemens XIII. am 30. Apr. 1768 unter die Zahl der »Seligen«, und nachdem noch drei durch ihre Fürsprache gewirkte Wunder nachgewiesen worden, von Pius VII. am 28. Mai 1807 nebst vier Andern unter die »Heiligen« gesetzt. Die Anstalt der »Ursulinerinnen« verbreitete sich nach Angela's Tode in Italien, Deutschland, Frankreich etc. und wirkte überall mit Segen. Auch in Bayern gibt es einige Klöster dieses Ordens. (But.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.