Lanfrancus, S. (1)

Lanfrancus, S. (1)

1S. Lanfrancus, (23. Juni), auch Landfrancus genannt, der 72. Bischof von Pavia (Ticinum) in der Lombardie, wird von Einigen mit dem sel. Erzbischof Lanfrancus3 von Canterbury verwechselt, welcher auch in Pavia geboren war, aber um 100 Jahre früher lebte. Die Bollandisten geben das Leben unsers hl. Lanfrancus nach der Beschreibung des Bischofs Bernardus73, welcher ihm nach einer Sedisvacanz von 4 Jahren im J. 1198 unmittelbar nachfolgte, und am 18. Sept. 1213 gottselig starb, von Einigen auch »selig« genannt wird, aber eine kirchliche Verehrung nachgewiesen nie erhalten hat. Nach dieser Lebensbeschreibung wurde unser hl. Bischof Lanfrancus geboren zu Pavia, oder vielmehr, wie Andere genauer angeben, in dem Flecken Grupello bei Pavia, wo seine Familie Beccaria begütert war. Sein Geburtsjahr ist nirgends angegeben. Schon als Knabe zeichnete er sich durch Frömmigkeit und Lernbegierde so sehr aus, daß er alle übrigen an Tugend und Wissenschaft übertraf und bald selbst als Lehrer verwendet wurde. Hierauf wendete er sich zum Studium der Theologie und trug bald hierauf als Doctor der Theologie die Wahrheiten des hl. Glaubens einer zahlreichen Zuhörerschaft mit großer Geschicklichkeit vor, während er zugleich als Diakon den Priestern demüthig und andächtig am Altare diente. Nach dem Tode des Bischofs Petrus von Pavia wurde er von Klerus und Volk zu seinem Nachfolger gewählt und dann von Papst Alexander III. als Bischof consecrirt, was nach den Bollandisten im J. 1178 oder 1179 geschah. Als Bischof glänzte er in allen Tugenden eines wahren, guten Hirten und war besonders mildreich gegen die Armen, deren er täglich mehrere ausspeiste. Die Besitzungen und Einkünfte der Kirche suchte er auf alle mögliche Weise zu vermehren, und die verlornen wieder zu gewinnen. Wegen seines unerschütterlichen Glaubens und seiner Bekämpfung und Ausrottung der Irrlehren hatte er viele Verfolgungen von Seite der Häretiker zu erdulden. Er trug sie auch mit christlicher Geduld, da er wohl wußte, »daß der kein Abel seyn kann, welchen nicht ein Kain durch seine Bosheit plagt.« Endlich aber verließ er auf einige Zeit seinen Palast und begab sich in das vor der Stadt Pavia gelegene, zu Ehren des heil. Grabes gebaute Vallumbrosaner Kloster San Sepulcro, um sich daselbst durch Gebet zu stärken und von dort aus seine Kirche in Ruhe zu leiten. Aber nicht lange dauerte die Ruhe; denn da die Stadtbehörden auf den Einfall kamen, einen großen Theil des Kirchenvermögens zur Befestigung der Stadt Pavia zu verwenden, widersetzte er sich diesem Vorhaben, und da er weder durch Schmeicheleien noch durch Drohung von seinem, gerechten Widerstande abzubringen war, gingen sie so weit, öffentlich unter Strafe zu verbieten, ihm Brod zu backen oder Speise zu verkaufen. Nun flüchtete er sich denn mit seinem ihm treu gebliebenen Klerus von einer Stadt in die andere, und erklärte nicht eher zurückkehren zu wollen, bis nicht hinreichende Satisfaction den beraubten Kirchen gegeben sei. In dieser Lage reiste er nach Rom, um sich beim Oberhaupte der Kirche Rath zu erholen. Der damalige Papst, welcher leider nicht genannt ist, nahm ihn liebevoll auf und half ihm auch in so ferne, daß er die Uebelthäter mit Strafe bedrohte. Auf die freundliche Ermahnung des Papstes entschloß sich dann der hl. Lanfrancus, auf seinen bischöflichen Stuhl zurückzukehren, was er nun um so mehr leichter thun konnte, da die Stadt Pavia inzwischen in der Person des Saracenus Salimbeni einen neuen Führer (Rector) erhalten hatte, der die Bürger zur Buße ermahnte und sie auch bewog, gehörige Genugthuung zu leisten. Nachdem so durch Gottes Gnade der Friede hergestellt war, leitete der hl. Lanfrancus den Klerus und das Volk wieder in seinem gewohnten Hirteneifer. Auch begab er sich zur Erholung öfter in das genannte Kloster San Sepulcro, und da er mit den Stadtbehörden wieder in Conflict gekommen, faßte er den Entschluß, Allem zu entsagen und ganz in das Kloster einzutreten. Wirklich begab er sich auch dahin, wurde aber am andern Tage krank, und empfing mit größter Andacht von dem dortigen Abte die heil. Wegzehrung. Dann ließ er sich sein Grab bereiten und starb einige Tage später nach Empfang der hl. Oelung unter Anrufung des hl. Syrus, des ersten Bischofs von Pavia, angethan mit der klösterlichen und bischöflichen Kleidung, am 23. Juni 1194, an einem Donnerstage. Er wurde sodann in der Klosterkirche begraben, und da er vor seinem Ende auf seine Bitte noch die Ordenskleider erhalten hatte, so wird er im Orden der Vallumbrosaner verehrt, wobei es nur auffallend ist, daß er im Mart. Rom. dieses Ordens sich nicht findet. Die Bollandisten geben S. 620 ein Brustbild von ihm, welches in lateinischer Sprache die Unterschrift hat: »Der sel. Lanfrancus, Bischof von Pavia, der demüthige Hirt, Tertiarius des Vallumbrosaner Ordens«. Bald nach seinem Tode und auch später wirkte Gott auf seine Fürbitte an verschiedenen Personen und Orten viele Wunder der verschiedensten Art, welche S. 624–630 aufgeführt und um so glaubwürdiger sind, da sein Nachfolger, der oben erwähnte Bischof Bernardus, selbst als ordentlicher Richter mit seinen Domherren die beschwornen Zeugnisse derer, welchen die Hülfe zu Theil geworden, aufgenommen hat, somit alle Autorität für sie spricht. (IV. 619–630).



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