- Leo (35)
35Leo, (6. Febr. al. 26. Jan.), auch Leonius, zuerst Abt von Lobbes, dann von St. Bertin bei St. Omer, steht bei den Bollandisten am 6. Febr. (J. 764) unter den Prätermissen mit dem Bemerken, daß er von einigen Hagiologen »selig«, von andern, »heilig« genannt werde, im Kloster von St. Bertin selbst aber keine öffentliche Verehrung genieße. Nach Laplane (J. 211 ff.), wo er auch »selig« heißt, stammte er aus einer edlen Familie von Furnes und wurde am Hofe des Grafen von Flandern erzogen. Mit 24 Jahren erhielt er das geistliche Benedictiner-Kleid aus den Händen des damaligen Abtes von Anchin (Aquiscinctum) und nachmaligen Bischofs von Arras (Atrebatum), Namens Alvisus (s.d.), und wurde bald Prior, dann Abt von Lobbes (Lobium, Laubium). Nachdem die Mönche von St. Bertin (Sithiense monasterium) bei St. Omer wieder die seit dem Streite mit der Abtei Cluny ihnen entzogene Erlaubniß erhalten hatten, ihren Abt selbst zu wählen, wählten sie endlich, nachdem Abt Simon I. von Gent im J. 1136 abgesetzt worden war, unsern Leo, welcher nun im J. 1138 nach einem Zwischenreiche von fast 2 Jahren die Regierung des Klosters als 43. Abt antrat. Kaum war dieß geschehen, begab er sich mit dem neuerwählten Bischofe Alvisus von Arras nach Rom, um die Privilegien seines Hauses gegen die Prätensionen der Abtei Cluny zu vertheidigen. Am 26. April 1139 erließ wirklich Papst Innocenz II. zu Gunsten des Klosters St. Bertin einen Urtheilsspruch, der dann auch von den Päpsten Cölestin II., Leo II., Eugen II. und Adrian IV. bestätiget wurde. Im J. 1147 begleitete er mit dem Bischofe Alvisus von Arras den König Ludwig VII. von Frankreich auf dem zweiten Kreuzzuge, der jedoch nicht günstig ausfiel. Im J. 1152 brannte das Kloster ab, wurde aber von ihm in zwei Jahren wieder hergestellt, so daß die Mönche am 1. Nov. 1154 wieder einziehen konnten. Nachdem er noch viel zur Ehre Gottes gethan und gelitten, verlor er im J. 1161 das Gesicht und starb endlich nach 25jähriger Regierung am 26. Jan. 1163, während Andere den 6. oder 26. Febr. als seinen Todestag angeben. Erwurde begraben vor dem Altar der Kapelle von U. L. Fr., die er nach dem Brande wieder hergestellt hatte. Man legte in seinen Sarg einen Hirtenstab und einen Palmzweig, den er mit vielen andern Sachen vom heil. Lande zurückgebracht hatte. Nachdem man sein Grab in den Jahren 1508 und 1615 untersucht und seine Reliquien unverletzt gefunden hatte, wurden dieselben am 30. April 1739 in die Kapelle von Mariä Himmelfahrt übertragen. Er war sehr befreundet mit dem hl. Bernardus, von welchem mehrere Briefe an ihn sich finden bei Laplane (I. 222).
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.