M. Magdalena, S. (2)

M. Magdalena, S. (2)

2S. M. Magdalena (22. Juli al. 10. März). Die hl. Maria Magdalena ist aus der heiligen Geschichte hinreichend bekannt. Gleichwohl ist es eben sie, welche große und unlösbare Fragen veranlaßt hat. »Unlösbare«; denn bis in die neueste Zeit haben die Schriftforscher im Vereine mit den bedeutendsten Kennern des christlichen Alterthums alle ihre Gelehrsamkeit aufgeboten, sie zu lösen, aber keiner von ihnen hat ein Resultat erzielt, dem nicht von irgend einer Seite erheblicher und wohlbegründeter Widerspruch begegnete. Es kann uns nicht einfallen, einen neuen Lösungsversuch zu machen. Neues ist über diesen Gegenstand kaum noch zu sagen. Auch wäre zu eingängigen exegetischen und biblisch-historischen Erörterungen hier nicht der Ort. Was wir versuchen wollen, ist nur einfache Analyse der streitigen Fragen u. der versuchten Lösungen13. Unbestritten ist, daß diese hl. Magdalena es sei, von welcher das Evangelium (Luc. 8,2) erzählt, daß sie von dem Herrn von »sieben Teufeln« war befreit worden und ihn (zum Dank dafür) auf seiner Reise durch die galiläischen Städte begleitete. Jesus gestattete, daß sie, wie die andern Frauen, Ihm »mit ihrem Vermögen« diente. Alles, was sie hatte, gehörte von dem Tage ihrer Bekehrung an für Jesus. Diese Begleitung hatte bei den Juden in der Gewohnheit aller öffentlichen Lehrer ihre Rechtfertigung. Später bedienten sich auch die Apostel, mit Ausnahme des hl. Paulus, des Dienstes frommer Frauen. Unbestritten ist ferner, daß ihr eigentlicher Name Maria war, und Magdalena so viel heißt als die Magdalenerin, d.h. sie war aus dem Galiläischen Städtchen Magdalum oder Magdala, an der mittleren westlichen Bucht des See's Genesareth. Ebenso unbestritten, weil auf den klaren Text des hl. Marcus (16,1) sich gründend, ist ferner, daß unsere Heilige sich bei den frommen Frauen befand, die am Auferstehungsmorgen zum Grabe hinausgingen, um den Leichnam Jesu zu salben. Eben so, daß Jesus nach seiner Auferstehung ihr zuerst (Marc. 16,9) erschien, und zwar in der Weise, wie der hl. Johannes (20, 1–16) erzählt. Sie war auch in seinem schwersten Leiden nicht von seiner Seite gewichen (Matth. 27,56. Marc. 15,40. Joh. 19,25). Wie später in seiner Verherrlichung, nur in anderer Meinung, wird sie auch unter dem Kreuze unablässig geseufzt haben: »Rabboni«, d.i. mein lieber Meister. Ebenso ist sie (Matth. 27,61. 28, 1. Marc. 15,47. 16, 1. 9. Luc. 24,10. Joh. 20,1. 18) mit den Frauen aufgeführt, welche zusahen, wohin Jesu Leichnam gelegt wurde, mit Specereien zum Grabe kamen etc. Darüber aber kann man verschiedener Ansicht seyn, ob Maria Magdalena jene öffentliche Sünderin sei, von welcher der hl. Lucas (7, 36–50) erzählt, daß Jesus nach vollzogener Salbung, während welcher sie mit ihren Thränen seine Füße benetzte, von ihr sagte: »Ihr sind viele Sünden vergeben, denn sie hat viel geliebt.« Ferner, ob Maria Magdalena die Schwester des Lazarus und der Martha war, die in Bethanien bei Jerusalem ein Haus besaßen, wo Jesus öfter einzukehren und zu übernachten pflegte. Beide Fragen werden jedoch in Uebereinstimmung mit der Tradition der meisten abendländischen, insonderheit der römischen und gallischen Kirchen, und mit dem kirchlichen Officium am sichersten mit Ja beantwortet, obwohl es an bedeutenden Autoritäten, auch des Abendlandes, nicht fehlt, welche beide Fragen verneinen. Die Gründe, welche diese Autoren anführen, sind hauptsächlich folgende: Bei Lucas 7,50 heißt es, Jesus habe die »Sünderin« entlassen: »Geh' hin in Frieden«; Maria Magdalena hingegen sei beständig bei Jesus, in seiner nächsten Nähe, verblieben. In der Geschichte bei Lucas 10,37 ff. deutet durchaus nichts darauf hin, daß die hier genannte Maria, Schwester der Martha, früher jene »Sünderin« gewesen sei oder den Herrn auf seinen Reisen in Galiläa begleitet habe, vielmehr scheint sie in Bethanien ihre feste Behausung, ihren ständigen Wohnsitz gehabt zu haben, denn sie kam dem Herrn von da entgegen, als er aus Galiläa nach Judäa reisend in Bethanien ankam, um ihren Bruder vom Tode zu erwecken. Weiter kann diese Maria jene große Sünderin schon deßhalb nicht gewesen seyn, weil sie bei den Juden, und zwar den vornehmsten unter ihnen, in so großer Achtung stand, daß sie nach dem Tode ihres Bruders aus Jerusalem kamen, um sie zu trösten. Es ist ferner auffallend, daß der hl. Lucas, der sonst nicht vergißt, zur Unterscheidung der Maria Magdalena von andern ihres Namens ihren Beinamen hinzuzusetzen: »die Schwester des Lazarus«, nur Maria nennt, doch wohl nur, um damit anzudeuten, daß er nicht die Magdalenerin meine. Wie diese, obwohl Galiläerin, einen festen Wohnsitz in Judäa und zwar in Bethanien gehabt haben könne, ist gleichfalls von denen, welche die Identität beider anerkennen, nicht hinreichend erklärt, vielmehr spricht auch dieser Umstand für die Verschiedenheit. In eine Kritik dieser Gründe lassen wir uns nicht ein, sondern führen nur an, daß auch die Verfechter der Identität sich auf die Berichte der Evangelisten berufen, nur mit dem Unterschiede, daß sie zu vereinigen und in Zusammenhang zu bringen suchen, was ihre Gegner auseinanderhalten. Sie argumentiren wesentlich so: Daß Maria, die Schwester des Lazarus u. der Martha, mit unserer hl. Magdalena eine und dieselbe Person sei, erklärt der hl. Johannes (11,2) mit deutlichen Worten: »Die Maria aber, deren Bruder Lazarus krank war, war dieselbe, welche den Herrn gesalbt und seine Füße mit ihren Haaren abgetrocknet hatte.« Die Salbung in Bethanien kann hier nicht gemeint seyn (denn es ist von einer längst geschehenen, im Aor. ἀλειψώσα, der die Bedeutung quae unxerat hat, die Rede), also muß jene erste, von der Frau, die eine »öffentliche Sünderin« gewesen ist, vollzogene Salbung gemeint seyn. Die zweite Salbung kurz vor seinem Leiden »wie zum Begräbnisse« geschah aber durch dieselbe Maria, denn das zweite Mal ist sie genannt (Joh. 12,3). Drei Salbungen anzunehmen, ist nicht nöthig. Vielmehr deutet Alles darauf hin, daß Matthäus (Cap. 26) u. Johannes (Cap. 12) dieselbe Geschichte erzählen, wenn sie auch in Nebenumständen, auf welche wir nicht eingehen können, von einander abzuweichen scheinen. Der Ort ist der nämliche: Bethanien; die Salbe: »kostbares Nardenöl«, ist die nämliche; die Zeit – unmittelbar vor seinem Leiden – ist wenigstens so gefaßt, die nämliche; das Murren des Judas und der Jünger und die Zurechtweisung derselben durch den Herrn ist das nämliche. Nur die nähere Zeitbestimmung scheint nicht zuzutreffen. Johannes schreibt: »sechs Tage vor dem Osterfeste«, während Matthäus und Marcus sagen: »zwei Tage vor Ostern«. Aber schon Augustinus und Beda haben entgegnet: die »zwei Tage«, von welchen Matthäus und Marcus reden, seien nicht auf die Salbung, sondern auf die Bestellung der Ostermahlzeit zu beziehen, die Geschichte der Salbung aber sei als eine Einschaltung anzusehen, durch welche die beiden Evangelisten erkären wollten, wie es gekommen, daß Judas den Gedanken, Jesus zu verrathen, ausgeführt habe. Eben deßhalb unterließen sie es auch, anzuführen, daß das Weib nicht bloß das Haupt, wie sie sagen, sondern auch die Füße Jesu, wie Johannes berichtet, gesalbt habe. Diesem war es zu thun, die Liebe und Anhänglichkeit Maria's an den Herrn darzustellen, darum beschreibt er den ganzen Hergang so genau, während jene den Geiz des Judas als Veranlassung des Verrathes darstellen wollten, wozu die Erwähnung der Kostbarkeit der Salbe und der sich an die Salbung anschließenden Aeußerungen zunächst gehörte. Gleichwohl haben alle diese Gründe selbst einen Estius nicht vermocht, die Identität dieser Maria mit Maria Magdalena oder der »öffentlichen Sünderin« anzuerkennen. Dagegen haben die Boll. festgestellt, daß es allgemeine Meinung in der lat. Kirche, wenigstens seit Papst Gregor I. sei, daß die Verfechter der Identität das Richtige getroffen hätten. Dieser Traditionsbeweis für eben diese Ansicht wird auch in dem oben angezogenen Buche von Clarus sehr ausführlich, und mit Benutzung der besten und neuesten Ausgaben der griechischen und lateinischen Väter, geführt. Zuerst werden zwei Thesen aufgestellt: 1) Maria von Bethanien und die Sünderin beim hl. Lucas sind eine Person; 2) Maria von Bethanien, die Sünderin, von welcher St. Lucas erzählt, und Maria Magdalena sind eine und dieselbe Person. Die exegetische Frage ist aber, soweit nicht die angeführten Väterstellen von ihr handeln, gänzlich bei Seite geschoben. Unserm Plane liegt die Behandlung derselben ferne, und müssen wir uns auf die oben schon gemachten Andeutungen in dieser Hinsicht beschränken. Von großem Gewichte für die Einheit der Maria von Bethanien, der Sünderin bei St. Lucas und der hl. Maria Magdalena ist der bei Clarus geführte Nachweis, daß vor Origenes kein Kirchenvater sich gegen dieselbe erklärt hatte. Theophilus von Antiochia, welcher zu Gunsten der Unterscheidung angeführt wurde, hat nicht geschrieben was ihm in dieser Beziehung beigelegt worden ist, und der hl. Irenäus ist undeutlich. Dagegen sind die Zeugnisse für die Identität, wie sie Clemens von Alexandria, vorzüglich aber Tertullian geben, durchaus unzweideutig. Origenes schwankt in seinen Angaben; er bearbeitete seine exegetischen Werke weniger sachgemäß und traditionell – indem er selbst bekennt, daß »viele Ausleger«, seine Vorgänger, anderer Meinung gewesen – als wie es ihm im Streite gegen Heiden, Juden und Ketzer zweckdienlich und zeitgemäß schien. Seit seiner Zeit, und noch mehr seit dem hl. Chrysostomus trat aber in der Exegese der orientalischen Kirchen ein Wendepunkt ein: die Unterscheidung zweier oder dreier Marien und salbenden Frauen ist beinahe allgemein. In den griechischen Menäen sind für die Sünderin, Magdalena und Maria drei verschiedene Festtage, für die erste der 21. März, für die zweite der 22. Juli, für die dritte der 18. März, bestimmt. Der hl. Ephrem der Syrer folgt hingegen noch der alten Tradition. Die abendländischen Väter und Kirchenschriftsteller aber sind derselben beinahe ohne Ausnahme treu geblieben. Dazu kam für das Mittelalter und die spätere Zeit die in der Provence sich allmählich festsetzende Meinung, die hl. Maria Magdalena habe hier ihre letzten Lebenstage zugebracht. Es wird nämlich erzählt, die hhl. Lazarus und Maximinus, die hl. Maria Magdalena und deren Schwester Martha, ferner Maria Jacobi und Salome seien beiläufig ums J. 62 unter himmlischem Schutze über's Meer an die Mündung der Rhone gekommen und hätten in der Provence sich niedergelassen; dort seien Lazarus zu Marseille und Maximinus zu Aix Bischöfe geworden, die hl. Maria Magdalena habe in einer Grotte bei Beaume (Palma, Balma) in beständiger Beschaulichkeit gelebt, während Maria Jacobi und Salome sich nach Arles begaben und dort wohnten14. Das römische Brevier und Missale ist für diese Tradition. Im Brevier wird nämlich gleichfalls erzählt, die genannten Apostel der Provence seien gewaltthätiger Weise in eine Barke ohne Segel und Steuerruder gesetzt und auf diese Weise einem gewissen Tode auf dem Meere preisgegeben, wunderbarer Weise aber unverletzt an die gallische Küste geführt worden. Der Ursprung dieser Sage fällt jedoch in eine ziemlich späte Zeit, denn sie findet sich weder im Leben der hl. Magdalena von Rhabanus Maurus, welcher der ursprünglichen Tradition sicherlich genau nachgeforscht hat, noch auch in den alten, im fünften oder sechsten Jahrh. geschriebenen Acten des hl. Maximin. Nicht ohne Wahrscheinlichkeit ist die bei Carus (a.a.O. S. 207) ausgesprochene Vermuthung, daß ungenaue bildliche Darstellungen zu dieser Sage den Anlaß gegeben haben. Sie fügt noch bei, daß die hl. Maria Magdalena und die hl. Martha zu Zeiten das Evangelium verkündigten und der Herr ihr Wort mit Wundern verherrlichte. Dabei beobachtete Maria Magdalena nach dem Zeugnisse des Rhabanus ein so strenges Fasten, daß man glaubte, sie sei täglich von den Engeln emporgetragen und mit himmlischer Speise genährt worden. Als der Tod nahte und sie das Abendmahl zu empfangen wünschte, trugen sie die Engel nach Aix zum hl. Maximinus. Nachdem sie knieend den Leib des Herrn von ihm empfangen, starb sie. (Vgl. Menzel, Symb. II. 59.) Ihr Grab und ihre Reliquien blieben bis ungefähr zum J. 710 ein Gegenstand andächtiger Verehrung. Um diese Zeit, als die Saracenen ihre barbarischen Verwüstungen in diesen Gegenden anrichteten, verbarg man den hl. Leib an einem sichern Orte. Erst unter dem frommen Fürsten Carl von Salern im J. 1279 wurde derselbe wieder aufgefunden und feierlich erhoben. Er errichtete ein Kloster der Predigerbrüder und übergab ihnen die uralte Abteikirche St. Maximin sammt den Ueberresten der hl. Magdalena15. Im J. 1780 wurden dieselben wieder besichtiget. Während der französischen Revolution wurde die Kirche sammt den Reliquien einem Priester, der den s.g. Bürgereid geschworen hatte, übergeben. Derselbe war ein säcularisirter Capuciner, Namens Giraud. Durch das Conventmitglied Barras wurde Alles verwüstet. Vorher war es einem alten Sacristan, Joseph Bastide, geglückt, einige Reliquien der hl. Magdalena, worunter die kostbarste, das Haupt16, in Sicherheit zu bringen. Die Kirche St. Maximin wurde profanirt und in ein Magazin umgewandelt. Hiedurch wurden gleichwohl größere Verwüstungen gehindert; die Ueberschrift an der Thüre: fournitures militaires (militärisches Vorrathslager) schreckte vor brutalem Eindringen ab. Man schreibt dieß dem damaligen Chef der Magazinverwaltung, Lucian Bonaparte, als Verdienst zu. Nachdem ruhigere Zeiten eingetreten waren, gab Bastide die geretteten Reliquien zurück. Am 17. Mai 1804 wurden dieselben zum ersten Male wieder zur öffentlichen Verehrung ausgestellt. Jetzt befindet sich daselbst wieder ein Kloster der Dominicaner, welches P. Lacordaire, der berühmte Prediger und Wiederhersteller des Dominicaner-Ordens in Frankreich eingerichtet hat. Seitdem hat der Cult der hl. Magdalena in dieser Gegend wieder zugenommen. Auch St. Beaume, d.i. die Grotte, in welcher die Heilige dreißig Jahre lang, wie die Tradition erzählt, gelebt und gebüßt hat, ist wieder ein stark besuchter Wallfahrtsort. Im J. 1822, als sie neu geweiht wurde, zählte man 40,000 Pilger. Dagegen liest man bei griechischen Schriftstellern, Maria Magdalena, welche sie Jungfrau nennen, sei zu Ephesus gemartert worden. Andere wieder behaupten, die Maria, die Schwester des Lazarus und der Martha, liege mit dieser ihrer Schwester zu Jerusalem begraben. Wirklich zeigte man im zehnten Jahrhundert zu Ephesus das Grab der hl. Maria Magdalena Der Kaiser Leo, der Philosoph, ließ die Reliquien der dort verehrten Magdalena von Ephesus nach Constantinopel übertragen und sie in der Kirche des hl. Lazarus um das J. 890 beisetzen. Auch zu Vezelai in Burgund (Diöcese Autun) sollen sich Reliquien von ihr befinden. Die Boll. aber bemerken zu allem diesem: »Da bisher durch keine irgend wahrscheinliche Gründe hat bewiesen werden können, daß die kostbaren Ueberbleibsel unserer Heiligen anderswo sich befinden, so muß man folgerichtig annehmen, daß die Kirche St. Maximin in Aix in ihrem Besitze verbleibe.« Zu Rom verehrt man (Piazza, II. 67) einen Finger der hl. Büßerin in der Kirche St. Cäcilia, ferner Reliquien in St. Pietro in Vincoli, einen Fuß in der Collegiatkirche St. Celsus und Julianus etc. Auch in Bayern sind an versch. Orten Reliquien der hl. Maria Magdalena vorhanden, namentlich in Andechs (ein Backenzahn, ein Theil des Unterkiefers etc.) und in Scheyern (Finger). Das Fest der Bekehrung der hl. Maria Magdalena wird in vielen Kirchen, auch im Bisthum Augsburg, am 10. März begangen. Uebereinstimmend mit der im Abendlande herrschenden Tradition ist ihre bildliche Darstellung. Man sieht sie, abgesehen von jenen Bildern, die dem Evangelium entnommen sind, überall als Büßerin, gewöhnlich in einer Höhle, dargestellt. Neben ihr liegt meistens ein Todtenkopf, öfter auch eine Geißel und andere Bußinstrumente. Attribut der Heiligen ist das Salbgefäß. Man sieht sie auch, wie sie von den Engeln gespeist und in den Himmel getragen wird. So zeigt sie auch im Bilde das Beispiel und den Segen der Buße, und sich selbst als Patronin der Büßenden. Daher sind gewöhnlich die Beichtstühle, die Beicht- und Bußcapellen mit ihrem Bildnisse geziert. Leider hat die Kunst bei ihrer Darstellung nicht selten das Gegentheil der Buße in Bild und Beschauer hervorgebracht. Es ist wie Menzel (l.c. S. 67) sagt: »Ihre eigentliche Absicht war, schönes Fleisch zu malen und sich deßhalb bewundern zu lassen. Das widerspricht aber dem keuschen Sinn des Christenthums überhaupt und dem Magdalenentypus insbesondere. Denn nur die sündige Magdalena konnte verführen, nicht die reuige und büßende.« Indessen streift Menzel selbst bei Behandlung der hl. Magdalena manchmal an das Unanständige. Am besten haben wohl jene Künstler ihre Darstellung verstanden, die sie im Bußkleide (schwarz, Rubens und Corello, oder violett, Correggio, manchmal auch roth etc.) malten. In dem Regen, der nicht selten an ihrem Festtage auftrifft, erinnert sich das gläubige Volk an ihre Bußthränen: »Maria weint um ihren Herrn, drum regnet's an ihrem Tage gern.« (Hack, S. 86.) Unter der Anrufung der hl. Magdalena, als Patronin aller büßenden Seelen, entstand (W.W.K.-L. VI. 729) zuerst in Deutschland17 und zwar schon im Anfange des 13. Jahrh. der Orden der Magdalenerinnen, von ihrer weißen Kleidung später »weiße Frauen« genannt. Sie standen unter der Regel des hl. Augustinus. Als dieselben nur unbescholtene Mädchen aufzunehmen anfingen, entstanden in Frankreich die Magdalenetten zur Aufnahme und Besserung solcher Personen, die sich prostituirt hatten. Dieselben wurden im J. 1629 dem Orden von der Heimsuchung Mariä (Salesianerinnen), nachmals den Ursulinerinnen und endlich den Spitalfrauen von der Barmherzigkeit Jesu übergeben. In unsern Tagen ist der Frauenorden vom guten Hirten demselben Zwecke bestimmt. Auch zu Rom errichtete Papst Leo Χ. unter dem Namen der hl. Maria Magdalena ein Kloster, in welches solche Mädchen aufgenommen wurden, welche die Verirrungen eines ausschweifenden Lebens beweinen und Buße thun wollten. Wie endlich die hl. Magdalena in älterer und neuerer Zeit von der Dichtkunst verherrlicht wurde, ist bei Menzel (l.c. S. 60. ff.) übersichtlich dargestellt. (V. 187–225).



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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