Magdalena Albricia, B. (4)

Magdalena Albricia, B. (4)

4B. Magdalena Albricia, Abb. (13. Mai). Diese Selige war aus dem vornehmen Geschlechte der Albrizzi zu Como geboren. Ihr Vater war Livius Albrizzi, ihre Mutter hieß Margarita. Beide Eltern bewunderten die tiefe Frömmigkeit ihrer noch in Kindesjahren befindlichen Tochter. Häufig empfing sie die hl. Sacramente und fand ihr einziges Vergnügen am Anhören des göttlichen Wortes; sie floh alle gewöhnlichen Unterhaltungen des jugendlichen Alters, und schauderte zusammen, wenn irgend etwas nicht ganz Anständiges von ihr wahrgenommen wurde. Allen Befehlen ihrer Eltern gehorchte sie pünktlich und erwarb sich die Liebe Aller. Außer andern Tugenden besaß sie eine bewunderungswürdige Liebe gegen Arme und Unglückliche, wovon schon aus ihrer zarten Jugend ein Beispiel aufgezeichnet ist. Als nämlich im J. 1409 zu Como große Theurung herrschte und die ausgehungerten Armen schaarenweise in Schmutz und Lumpen gehüllt die Stadt durchzogen, rief Magdalena eine große Anzahl derselben, da ihr Vater soeben erst ausgegangen war, in ihr Haus und ließ diese Bettler eine große Kiste voll Bohnen ausleeren, damit sie hiemit ihren Hunger stillen möchten. Als bald darauf ihr Vater wieder nach Hause kam und erzählte, daß er die Bohnen um einen hohen Preis verkauft habe und der Käufer sie demnächst abholen werde, erschrack Mag dalena und fürchtete einen Zornausbruch ihres Vaters. Sie empfahl die Sache Gott und bat, er möge sie nicht dem väterlichen Zorn überlassen. Der Vater hörte das Flehen Magdalenas, und als er gleich darauf die Kiste öffnete, fand er sie bis an den Rand mit Bohnen gefüllt. Nach dem Tode ihrer Eltern beschloß sie mit Zustimmung ihrer drei Brüder in das außerhalb der Stadt gelegene Kloster zur hl. Margarita einzutreten, welches zwei fromme edle Frauen, Liberata und Faustina1, errichtet hatten. Als sie schon sich auf den Weg machte, um in diesem Kloster um die Aufnahme zu bitten, hörte sie dreimal nach einander eine Stimme, die ihr zurief: »Magdalena, lenke deine Schritte nach Brunate, dort wird dein Aufenthalt seyn.« Dieses Brunate ist ein unansehnlicher, auf einem östlich von Como gelegenen Berge befindlicher Ort, welchen jedoch die Bürger der Stadt in Ehren hielten, weil man glaubt, daß der hl. Eusebius18 und der hl. Bischof Eutychius16 sich dahin zurückgezogen haben, um frei von Hirtensorgen Gott zu dienen. Mitten auf diesem Berge liegt der Ort Brunate. Dorthin nun begab sich die sel. Magdalena mit Zustimmung ihres Beichtvaters in ein bereits vor 100 Jahren errichtetes Kloster zu St. Andreas, wo einige Frauen nach der Regel des hl. Augustinus lebten. Bald schlossen sich an die sel. Magdalena als Oberin mehrere tugendhafte Jungfrauen an. Mit Hilfe der Herzogin Blanca von Mailand gelang es der Seligen, ihr Kloster den Eremiten des hl. Augustinus zu unterordnen und im J. 1448 die Bestätigung durch eine Bulle des Papstes Nikolaus IV. zu erhalten. Das Kloster zu St. Andreas war sehr arm, so daß die Schwestern genöthigt waren. Almosen zu sammeln. Bei schlechtem Wetter mußten sie dann, wenn sie nicht mehr nach Brunate heimkehren konnten, in andern Häusern übernachten. Der sel. Magdalena gelang es, diesen Uebelstand zu beseitigen. Es wurde ein Filialkloster von Brunate in der Stadt Como errichtet, wohin ein Theil der Frauen von St. Andreas übersiedelte. Magdalena blieb mit den andern in Brunate zurück. – Die Selige hatte ein unbegrenztes Gottvertrauen, welches der Herr durch Wunder belohnte. Einst war im Kloster auch nicht der geringste Vorrath an Speise vorhanden, es nahte die Zeit zum Mittagsmahle und ängstlich meldete die Speisemeisterin den gänzlichen Mangel. »Laß uns nur auf Gottes Fürsorge hoffen«, sprach Magdalena, »und rufe die Schwestern zu Tische.« Kaum hatten sie sich niedergesetzt, als die Portnerin einen großen Korb voll des besten Brodes hereinbrachte, meldend, soeben habe man an der Porte geklopft, und als sie geöffnet, habe sie Niemanden gesehen, dieser Korb aber sei vor der Thüre gestanden. Ein anderes Mal war eine furchtbare Hitze, alle Brunnen ganz vertrocknet, die Bäume ganz verdorrt und die Jungfrauen jämmerlich vom Durste gequält. Eine derselben kam zu Magdalena und klagte über ihren brennenden Durst. Magdalena tröstete sie und nahm sie mit sich in den Hausgarten. Dort fiel sie auf die Kniee nieder und betete, der himmlische Vater möchte doch den vor Durst verschmachtenden Jungfrauen Hilfe senden, und siehe, auf der Stelle waren die verdorrten und blätterlosen Bäume mit zahllosen Kirschen behängt, deren Saft den Durst Beider löschte. Der Herr hatte der sel. Magdalena die Kraft ertheilt, Wunder aller Art zu wirken. Einst besuchte sie ein adeliger Verwandter; von Gottes Geist erleuchtet, wußte sie, daß er mit verbrecherischen Gedanken umgehe und empfing ihn mit Thränen. Als er sie um die Ursache ihres Weinens fragte, erwiderte die Selige: »Ich beweine deinen Tod«. »Ach«, sprach dieser, »ich bin ganz gesund und bemerke gar keine Krankheit als Vorläuferin des Todes, außerdem stehe ich noch in der Blüthe des Lebens; weißt du aber, daß Feinde mir Nachstellungen bereitet haben, so zeige es mir an, und ich werde bald machen, daß sie dieses bereuen.« Mit tiefem Seufzer gab Magdalena ihre Herzensangst zu erkennen und sagte ihm, daß sie vom ewigen Tode gesprochen habe, und entdeckte dem Manne alle seine bösen Entschlüsse und Vorsätze. Hierüber erstaunt und überzeugt, daß Magdalena sein Vorhaben nur von Gott habe erfahren können, gerieth er in Furcht, legte eine reumüthige Beicht ab und fing ein christliches Leben an. – Ein Bauersmann hatte im Zorne wegen unbedeutender Ursache nach seiner Tochter, die er sonst sehr liebte, mit einem Beile geschlagen und sie am Kopfe schwer verwundet. Die Mutter trägt die fast leblose Tochter zu Magdalena, legt sie ihr zu Füßen und fleht um Hilfe. Magdalena verrichtet ein kurzes Gebet, bindet das mit dem Kreuze bezeichnete Haupt mit einem Schleier ein und augenblicklich ist die Wunde geheilt. Ebenso heilte sie mit dem Kreuzzeichen e. arme Frau, die Halsgeschwüre hatte, u. mehrere von Fiebern u. andern Krankheiten. – Sie beschloß ihr tugendhaftes Leben nach geduldiger Ertragung einer längern Krankheit wahrscheinlich am 15. Mai 1465. Ihr Leib wurde in der Kirche des hl. Andreas zu Brunate begraben. Bei ihrem Grabe ereigneten sich sehr viele Wunder und Magdalena ward bald zu Brunate als Selige verehrt. Ihr Leib blieb bei St. Andreas, bis die Nonnen dieses Kloster verlassen mußten und in das Kloster zu St. Julian zogen, was im J. 1692 geschah. Im folgenden Jahre wurde dann auch der Leib der Seligen bei St. Andreas erhoben und in die Kirche zu St. Julian übertragen. Sie ist sowohl in dieser Kirche als in andern mit Lichtstrahlen um das Haupt abgebildet, in der Rechten einen mit Lilien gezierten Christus, in der Linken ein Buch über der Brust haltend. (III. 252).



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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