- Margarita (107)
107Margarita de S. Sacramento (8. Oct.), eine Ursulinerin zu Poitiers, war von ehrsamen Eltern zu Angres geboren und zeigte schon in zarter Jugend große geistige Anlagen und eine sehnsuchtsvolle Neigung zum klösterlichen Leben. Als nach dem Tode ihrer Mutter ihr Vater zu einer zweiten Ehe schritt, ging er darauf ein, seine zwölfjährige Margarita der ehrwürdigen Mutter vom heiligen Kreuz, die damals das Ursulinerinnen-Kloster zu Angers eingerichtet hatte, zu übergeben. Von dieser ward sie nach Poitiers mitgenommen, wo sie nach einigem Aufenthalt ins Noviziat aufgenommen wurde. Gleich anfangs legte sie Proben ihrer zukünftigen Heiligkeit ab. Nach abgelegter Profeß wurde ihr, obschon sie erst 17 Jahre alt war, die Sorge für die Kostkinder anvertraut. Durch ihr liebevolles Betragen zog sie die Herzen Aller an sich. Sie war sehr geschickt in der Musik, besonders im Chorgesang. Als sie 24 Jahre alt war, ward sie als Oberin nach Niort geschickt, worüber sich die Klosterfrauen von Poitiers sehr betrübten. Zu Niort aber wurde die junge Nonne anfangs mit scheelen Augen angesehen, doch bald gewann sie auch hier die Liebe Aller und ward nach Abfluß der ersten drei Jahre auf's Neue zur Oberin erwählt. Der Ruf ihrer Tugenden verbreitete sich nach allen Seiten hin. Auch der Commandant von de la Port, ein naher Verwandter des Cardinals Richelieu, hörte von der frommen, beredsamen Oberin, und bezeugte, als er sie gesehen und gehört, er habe weit mehr Lobwürdiges an ihr gefunden, als ihm von ihr berichtet worden; er bot ihr auch verschiedene Gnaden an, wovon sie aber nur solche annahm, welche die christliche Liebe forderte, so z.B. die Loslassung des gefangenen Vaters einer ihrer Ordensschwestern. Für sich selbst verlangte sie von keinem Menschen etwas, sondern Alles nur von Gott, denn sie wollte die Sklavin keines Geschöpfes seyn. Sie brachte auch mit Unterstützung wohlhabender Leute die Errichtung eines neuen Ordenshauses zu Lyon zu Stande und schickte dahin mehrere ihrer Ordensfrauen. Nach St. Johann de Angelis reiste sie selbst und errichtete dort mit großen Beschwerden ein neues Kloster. Als die Leute die guten Früchte des Institutes kennen lernten, schickten sie zahlreich ihre Kinder in die Schule desselben. Mit großem Fleiß unterrichtete unsere Oberin die Jugend und brachte es durch die Zöglinge dahin, daß mehrere ihrer ketzerischen Verwandten sich zur katholischen Kirche bekehrten. Die Liebe Margaritens erstreckte sich nicht bloß auf ihre Ordensgenossen und Zöglinge, sondern auch auf die Kranken und Hausarmen, für deren Verpflegung sie Almosen sammelte. Bei aller ihrer Thätigkeit hatte sie viele körperliche Leiden auszustehen. Achtzehn Jahre lang litt sie an einem Apostem, ohne sich dadurch in der Erfüllung ihres Berufes beschränken zu lassen. Vierzehn Jahre lang beichtete sie täglich und jedesmal so, als ob dieses die letzte Beicht ihres Lebens wäre. Sie starb, ganz in Gottes Willen ergeben, am 8. Oct. 1660. (Tagb. II. 511).
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.