Martina, S. (1)

Martina, S. (1)

1S. Martina, V. M. (1. al. 15. et 30. Jan., 26. Febr., 25. Oct., 28. Nov.) Die hl. Jungfrau und Martyrin Martina wird in allen abendländischen Martyrologien zum 1. Jan. genannt, obwohl der Tag ihrer Verehrung ehedem im Röm. Brevier (Jan. I. 993) auf den 15. Jan. gesetzt war, und gegenwärtig der 30. dieses Monats ist. Auch Piazza führt sie deßhalb zum 30. Jan. auf (I. 112). Ihre »Acten« sind wenig zuverlässig. Sie litt unter dem Römischen Kaiser Alexander Severus (v. I. 222–235), der sie durch seinen Präfecten Domitius (andere: Justinus) Ulpianus, nach der gewöhnlichen Annahme im J. 226, auf die grausamste Art zum Tode bringen ließ. Damals galt es, den Cult der »Galiläer«, wie man die Christen nannte, zu zerstören. Als Rathgeber in diesem Werke dienten dem Kaiser ein gewisser Comes Vitalis, der Haushofmeister Bassus unddergeheime Rath Cajus. Unter den ersten Christen, die sie aufspürten, war die hl. Martina, eine vornehme Römische Jungfrau, deren Vater dreimal Consul gewesen war. Sie war Diaconissin, reich an Gnaden und Tugenden jeder Art. Vor den Kaiser gerufen, um nach seinem Befehle dem Apollo zu opfern, stärkte sie sich für den bevorstehenden Kampf durch vertrauensvolles Gebet. Der Aufforderung, das verlangte Opfer zu bringen, entgegnete sie mit männlicher Festigkeit einzig dem unbefleckten Gott pflege sie ohne Darbringung von Blut zu opfern. Auf ihr Gebet entstand ein heftiges Erdbeben, die Statue des Apollo und ein Theil des Tempels stürzte zusammen. Darauf wurde sie ins Angesicht geschlagen, aber vor weitern Qualen durch einen Engel wunderbar beschützt. Eine himmlische Stimme ermuthigte die Dulderin, und bekehrte einen Theil der Henker, die sogleich enthauptet wurden. Am andern Tag ließ der Kaiser die »Zauberin« wieder vor sich kommen, und erneuerte seinen Befehl und seine Drohungen; Martina ihrerseits erklärte, auf alle Qualen gefaßt zu seyn, welche sie nicht fürchte, da sie dem dreieinigen Gott sich anempfohlen habe. In der That konnte keine Folter ihre Standhaftigkeit erschüttern; überirdische Kraft schien den zarten Leib zu durchdringen, himmlisches Licht erleuchtete den finstern Kerker; süßer Wohlgeruch verband sich mit den Lobgesängen, die sie mit den Chören der Engel Gott darbrachte. Die Jungfrau blieb standhaft wie ein Fels; so schmerzlich die Peinen ihre zarten Glieder durchzuckten, blieb sie bei dem Bekenntnisse: »Ich besitze Christum der mich stärkt; ich opfere nicht den häßlichen Götzen; ich achte in der Kraft meines Herrn Jesus Christus, der sich meiner erbarmt hat, keine Qualen.« Die Folter wurde aber so lange fortgesetzt bis die Heilige zu sterben schien. Halbtodt wurde sie ins Gefängniß zurückgetragen, aber am andern Morgen war sie wieder gesund. Die Wächter sagten aus, das Gefängniß sei die ganze Nacht hindurch hell gewesen, und die Martyrin habe ununterbrochen gebetet und gesungen. Jetzt verurtheilte sie der Kaiser zu den wilden Thieren. Ein großer Löwe, den man drei Tage lang hatte hungern lassen, wurde losgelassen. In unerschütterlichem Gottvertrauen sah Martina das Thier auf sich losstürzen, aber siehe, der Löwe legte sich schmeichelnd zu ihren Füßen nieder. Nach zweitägigem Gefängniß ließ sie der Kaiser aufs Neue foltern und dann dem Feuer übergeben. Auf das Gebet der Heiligen fiel aber plötzlich ein starker Regen und löschte die Flammen. Auf dieses neue Wunder folgte endlich der Tod durchs Schwert. Unter Danksagungen hörte sie das Urtheil, das sogleich vollzogen wurde. Ihr Leichnam lag einige Tage unbeerdiget, und wurde von zwei Adlern beschützt. Man bestattete ihn heimlich an einem Orte vor der Stadt (Piazza sagt im Cömeterium des Callistus). Der hl. Anterus übertrug ihn in eine ihr geweihte Kirche. Zur Zeit des hl. Gregor d. Gr. nahm ihre Verehrung großen Aufschwung. Im J. 1256 weihte der Papst Alexander IV. ihr zu Ehren eine Kirche. Im J. 1634 am 25. October wurden ihre Reliquien zufällig aufgefunden, aus der alten fast gänzlich verfallenen Krypta weggenommen und in die neue von Urban VIII. erbaute Basilica übergetragen. Eben dieser Papst bestimmte den 28. November zu ihrem Festtag, der Benedictiner-Orden ehrt sie am 26. Febr. Gegenwärtig ehrt man sie wieder am 30. Jan. Sie gehört zu den Schutzheiligen Roms. Man ruft sie vorzüglich in der eben genannten, mit ihrer »Confession« prachtvoll ausgestatteten Kirche beim Triumphbogen des Severus an. Ihre Reliquien befinden sich hier in einem Gefäße von Alabaster. Auf Bildern trägt oder empfängt sie meistens das Symbol der jungfräulichen Reinigkeit, die Lilie, mit den eisernen Nägeln, Zangen, Hacken und andern Martyrwerkzeugen, sie ist meist von den Henkern umgeben, für welche sie betet und welche sie wegen ihrer Geduld und Standhaftigkeit bewundern. Auch ihre Enthauptung ist öfter dargestellt. Im Hintergrunde sieht man den Tempel des Apollo, welchen der Blitz zerstört und den angezündeten Scheiterhaufen vom Regen ausgelöscht. (I. 11–19).



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