Meletius, S. (1)

Meletius, S. (1)

1S. Meletius, Ep. Conf. (12. al. 14. Febr., 10. Juni, 4. Dec.). Dieser hl. Meletius war nach dem Zeugnisse eines jüngern Zeitgenossen, des strengen Epiphanius3, »wegen seiner großen Unbescholtenheit, die allerwärts bis in den Himmel erhoben wurde, ein Liebling des Volkes«. Der Geschichtschreiber Theodoret nennt ihn einen »göttlichen Mann« und setzt bei, daß ihm wegen seiner »gefunden« d.h. reinen Lehre, seines vollkommenen Lebens und seiner Tugendfülle Alle, die an den Apostolischen Dogmen festhielten, mit hoher Verehrung zugethan waren. Sozomenus rühmt außerdem noch seine Fertigkeit in der Rede und seine Kraft zu überzeugen. Dieser große Mann (bei den Griechen führt er den Beinamen »der Große«), zu Melitene in Klein-Armenien aus einer vornehmen Familie entsprossen, war um die Mitte des vierten Jahrhunderts Bischof von Sebaste, kam von da, nach dem durch Baronius bezweifelten Bericht einiger Schriftsteller nach Beröa, und stand um diese Zeit im Rufe eines Begünstigers der Arianer. Es gab aber viele Rechtgläubige, welche an der Reinheit seiner Gesinnung nicht zweifelten, und so kam es daß, als ihn Acacius von Cäsarea nach der Entsetzung des Arianers Eudoxius im J. 360 zum Bischofe von Antiochia weihte, beide Theile, sowohl Katholiken als Arianer, sich den Sieg zuschrieben. In der That scheint er einige Zeit zwischen den Bekenntnissen von Antiochia und Seleucia geschwankt zu haben, aber in Antiochia ließ schon die offene, deutliche Sprache seiner Antrittspredigt keine andere als die Nicänische Auslegung zu, weßhalb er schon nach dreißig Tagen, als eben Kaiser Constantius, ein Begünstiger der Arianer, sich in Antiochia aufhielt, nach Klein-Armenien ins Exil zu gehen genöthiget war. Zwar wurde anfänglich sein Streben, die Einheit und den Frieden der Kirche wieder herzustellen, von Allen anerkannt. Er suchte die aufgeregten Gemüther zu beruhigen, den gegenseitigen Haß, die allgemein verbreitete Streit- und Verketzerungssucht zu vermindern. Aber als er eines Tags wieder die Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater als die eine und ächte Lehre verkündete, entstand ein Tumult, und sein arianisch gesinnter Archidiakon wagte es sogar ihm die Hand vor den Mund zu legen, so daß er nicht mehr sprechen konnte. Da hob Meletius zuerst drei Finger in die Höhe, bog dann zwei davon ein und zeigte den dritten, und als der Archidiakon, um diese Zeichenpredigt zu verhindern, ihm jetzt die Hand hielt, sagte er: »Drei sind, die (im Glauben) verstanden werden, aber wir reden von ihnen als von Einem.« Da riefen die Arianer, er sei der Ketzerei des Sabellius ergeben, und ließen ihn zur Nachtzeit aus der Stadt bringen. An seine Stelle setzten sie den Euzojus, einen bekannten Arianer, welchen der Patriarch Alexander von Alexandria zugleich mit Arius abgesetzt hatte. Weil übrigens der hl. Meletius, wie schon bemerkt, nach dem zarten Ausdrucke des hl. Gregor von Nazianz, »ein klein wenig von fremder (Arianischer) Hand bestohlen worden war,« hatten sich doch auch die strengern Katholiken, welche von ihrem frühern Bischofe Eustathius eine Zeit lang Eustathianer genannt wurden, mit ihm nicht befreunden können, und der Bischof Lucifer1 von Cagliari (s.d.) weihte nun gegen einen zur Wiederherstellung der Einheit auf einer unter dem Vorsitze des hl. Athanasius8 gefaßten Beschluß einer Synode zu Alexandria (im J. 362) den eifrigen, vom hl. Hieronymus gepriesenen Paulinus als rechtgläubigen Bischof von Antiochia. Dadurch wurde die Spaltung vergrößert, indem jetzt drei Bischöfe, zwei Rechtgläubige und ein Arianer, auf die Kirche von Antiochia Anspruch machten. Solche Spaltungen waren dem christenthumsseindlichen Kaiser Julian dem Abtrünnigen sehr erwünscht; er gestattete daher, um sie zu vergrößern, auch dem verbannten hl. Meletius die freie Rückkehr. Dieselbe sollte, wie Ammianus Marcellinus unverblümt erzählt, »die Uneinigkeiten vermehren,« damit der Kaiser den in sich getheilten Christen gegenüber mit seiner heidnischen Propaganda leichteres Spiel hätte. Der hl. Meletius hatte eine Kirche außerhalb, der hl. Paulinus innerhalb der Stadt. Als aber der hl. Meletius den Sohn eines heidnischen Priesters zum Glauben bekehrte, verwandelte sich die bis dahin »schmeichelnde« Verfolgung Julians in offene Feindseligkeit. Der hl. Meletius mußte zum zweiten Male in die Verbannung. Kaiser Jovianus (vom J. 363–364) begünstigte den hl. Meletius, und es gelang demselben, viele Arianer für den katholischen Glauben zu gewinnen. Aber unter dem Arianer Valens wurde er (im J. 370 oder 372) neuerdings verbannt. Aber so sehr hatte er unterdessen die allgemeine Liebe des Volkes sich zu erwerben gewußt, daß der ihn abführende Beamte nur dadurch gegen die Volkswuth beschützt werden konnte, daß der hl. Meletius ihn mit seinem Mantel bedeckte. Auch dieses Mal ging er nach Klein-Armenien, wo er unsern von Nikopolis ein Landgut, Namens Getase, besaß. Erst seit der Thronbesteigung Gratians (im J. 379) konnte er, von dieser Seite ungestört, seines Amtes walten. Er hatte viele und angesehene Schüler und Freunde, von welchen Einige zu den Heiligen gezählt werden, Andere zu großer Berühmtheit gelangten, wieder Andere aber, ungeachtet ihrer unbestrittenen Gelehrsamkeit, ihrem Lehrer Unehre machten, z.B. Diodor von Tarsus, Elpidius von Laodicea, Acacius, nachmals Bischof von Beröa, Theodor von Mopsueste und Vitalis, die später ihre Namen mit Häresie befleckten u. A. Besonders lag dem Heiligen die Beilegung der Luciferianischen Spaltung (so genannt von ihrem Urheber; bei Hefele u. A. heißt sie constant die Meletianische; sie dauerte vom J. 361 –413) am Herzen, aber er konnte mit den Vorschlägen, die er deßhalb dem Paulinus machte, nicht durchdringen. Eine seiner letzten Amtshandlungen war die Einsetzung des hl. Gregor19 von Nazianz zum Bischofe von Constantinopel. In der großen Synode des J. 381, welche daselbst gehalten wurde, führte er den Vorsitz, starb aber bald nach ihrer Eröffnung. Er wurde noch im Tode mit ungemeinen Ehren überhäuft, und schon Gregor12 von Nysssa behandelte ihn in seiner Trauerrede (deren viele auf ihn gehalten wurden) wie einen Heiligen. Sein Tod erfolgte nach der gewöhnlichen Annahme am 12. oder 14. Febr. 381. An ersterm Tage nennt ihn das Mart. Rom. Wurde aber die Synode von Constantinopel erst im Mai d.J. eröffnet (vgl. Hefele, Concil-Gesch. II. 3 ff.), so wird er wahrscheinlich im Juni gestorben sein. Einige Verzeichnisse nennen wirklich den 10. Juni als seinen Todestag, während noch andere seinen Namen am 4. Dec. aufführen. Auf Bildnissen erscheint er als griechischer Bischof ohne besondere Attribute. (III. 585–602).



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