- Michael, B. (14)
14B. Michael (30. April). Dieser selige Michael von Barga, einem nördlich der Stadt Lucca gelegenen Flecken, meldete sich als Jüngling zur Aufnahme in den Minoriten-Orden von der Observanz, welche er durch den seligen Herculanus8 noch in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erhielt. Den frei gewählten, innig geliebten Beruf hielt er mit gewissenhafter Treue sein ganzes Leben lang fest und suchte ihn täglich vollkommener zu erfüllen. Man sah ihn oft mit unnachsichtlicher Strenge die kleinen Fehler, die er beging, an sich selbst bestrafen und bewunderte zugleich seine liebevolle Nachsicht mit den Fehlern Anderer. Dabei brannte er von ungewöhnlichem Seeleneifer und nahm sich vorzüglich jener an, die aus Armuth oder wegen ihres entfernten Wohnortes selten zur Kirche kamen. Er ging zu ihnen hinaus, und sprach von der Liebe Jesu und von dem Glücke Ihm zu dienen, hörte ihre Beichten an und lehrte sie, wie man mitten in zeitlicher Bedrängniß das Herz dem Herrn weihen solle. Besonders groß zeigte sich der Bruder Michael als die Pest in jenen Gegenden wüthete. Die Furcht der Ansteckung kannte er nicht, aber er fürchtete den Untergang vieler Seelen, die ohne Reue und Buße sterben müßten, wenn sie nicht die nöthige geistliche Hilfe fänden, und deßhalb kannte er weder Rast noch Ruhe so lang das Uebel dauerte. Er predigte oft gegen Tänze und sinnliche Vergnügungen. Einen Spötter, der auf einem ganz grünen, schattigen Baume sitzend, sich über ihn lustig machte, widerlegte Gott selbst dadurch, daß der Baum plötzlich die Blätter verlor und abdorrte. Solche Zeichen gaben seinem Worte größern Nachdruck, und er bewirkte zahlreiche Bekehrungen. Vorzügliche Freude machte es ihm, wenn Feinde sich versöhnten. Sogar einen Todten soll er erweckt haben. Er starb im J. 1479 in seinem achtzigsten Lebensjahre. An seinem Grabe geschahen viele Wunder. Seine Reliquien ruhen zu Lucca, ein Arm von ihm befindet sich in Pisa. (II. 980 et 981).
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.