- Montanus, S.S. (2)
2S. S. Montanus et Soc. M. M. (24. Febr.). Die hhl. Montanus, Lucius13, Flavianus6, Julianus31, Victorius (Victorinus), Primolus, Venus und Donatianus2 waren sämmtlich vom hl. Cyprian12, Bischof von Carthago, gebildet und für den Glauben an den Erlöser so begeistert worden, daß sie den Tod für nichts achteten, und wie er »bereit waren für unsterblichen und himmlischen Ruhm das Leben zu opfern.« Sie litten ungefähr im J. 259 oder 260. Zwei von ihnen wurden erst im Gefängnisse getauft: Donatianus und Primolus, sie waren bis dahin nur Katechumenen gewesen. Gott kürzte die Dauer und Schwere ihres Kampfes ab, denn beide starben bald nach der Taufe. Die übrigen sollten, nach dem Beschlusse des Statthalters Solon, verbrannt werden. Sie riefen aber in flehentlichem Gebete zu Gott, der die drei Jünglinge im Feuerofen gerettet hatte, und fanden Erhörung. Da die bereits angezündeten Flammen durch göttliche Fügung wieder erloschen, mußten sie in ein finsteres Gefängniß wandern. Sie erschracken keineswegs, denn in ihrem Innern war es heller Tag, sie stiegen in die dunkle Tiefe als ob sie in den Himmel aufwärts stiegen. Daß es schaudervoll war, hier Tag und Nacht zu weilen, gestanden sie unverholen; aber sie verloren den Muth nicht: »denn«, heißt es in den Acten, »je stärker die Versuchung, desto größer ist der, welcher sie in uns besiegt; es war nicht einmal ein Kampf, denn der Sieg, unter dem Schutze des Herrn, war schon vor dem Kampfe gewiß, und für Diener Gottes ist sogar die Tödtung eine leichte Sache. Denn der Tod ist nichts, da der Herr seinen Stachel zerbrach und seine Schrecken minderte, indem Er über ihn durch das Siegeszeichen des Kreuzes triumphirte.« Nach wenigen Tagen trafen schon Besuche von Seite der Brüder ein, welche sie erquickten. Renus hatte ein Traumgesicht. Er sah die Gefangenen aus dem Gefängnisse gehen, jedem der Herausgehenden ging eine Laterne voran, wem aber keine voranging, der ging auch selbst nicht heraus. Und da alle herausgegangen waren, erwachte er. Diese Erzählung freute die hhl. Martyrer, denn sie vertrauten fest, daß sie mit Christus wandelten, der »eine Leuchte ist unsern Füßen.« Da diese Nacht vorüber war, kam ein freudenvoller Tag. Sie wurden vor den Procurator geführt, der nach Ruinart Hilarianus hieß. Nach kurzem Verhör brachte man sie ins Gefängniß zurück, wo sie fünf Tage (nach anderer Lesart Monate) lang mit Hunger und Durst gequält wurden. Dießmal tröstete sie der Priester Victorius durch die Erzählung eines ihm zu Theil gewordenen Gesichtes, welches ihnen den baldigen Besitz der Freiheit im Genusse des Paradieses, zu dem sie auf der Leiter Jacobs hinansteigen würden, verhieß. Als Victorius den himmlischen Knaben, der ihm diese Versicherung gab, fragte, wo das Paradies sei, antwortete derselbe: »Es ist außerhalb dieser Welt.« Auf die Bitte, es ihm zu zeigen, entgegnete er: »Wo wird aber dann der Glaube sein?« Auch eine Frau, Namens Quartillosia hatte ein Gesicht, in welchem sie den Gefangenen Erquickung mit frischer Milch bieten sah. Am andern Tage erschien der Subdiakon Herenianus und der Katechumenus Januarius und brachte ihnen »die nicht ausgehende Nahrung«, wodurch Alle, auch die Kranken und Schwachen, wundersam gestärkt wurden. Bald hernach sah Montanus die ganze Gesellschaft im Gesichte, von den Centurionen geführt, einen weiten Weg machen, auf dem ihnen die hhl. Cyprian und Leucius (Lucius) begegneten. Sie kamen an einen lichten Ort, wo auch ihre Kleider ganz licht und ihr Fleisch verändert, lichter noch als die Kleider wurden. Ihr Leib wurde so durchsichtig helle daß dem Auge der Blick ins Innerste des Herzens offen stand. »Und da ich«, erzählte er selbst, »in mein Herz hineinsah, bemerkte ich einige Flecken und erwachte.« Er gab einer kurzen Uneinigkeit, in welcher er mit Julian über die Aufnahme einer Frau in die christliche Gemeinde gerathen war, die Schuld. Er erkannte seinen Fehler und bekannte ihn offen dem Mitgefangenen Lucius (Lucianus). Die Verfasser der Acten sagen bei diesem Anlasse: »Lasset uns, geliebteste Brüder, die Eintracht, den Frieden, die einträchtige Gesinnung mit aller Kraft festhalten. Befleißigen wir uns, hienieden zu sein was wir dort sein werden. Wenn uns die Belohnungen anlocken, welche den Gerechten verheißen sind, und die den Ungerechten angedrohte Strafe uns erschreckt; wenn wir mit Christus zu sein und zu herrschen wünschen, so müssen wir thun was zu Christus und zur Herrlichkeit führt.« Endlich kam der Tag, an welchem die hhl. Martyrer, Flavian ausgenommen, die Siegeskrone erlangen sollten. Man verurtheilte die hhl. Montanus, Lucius, Julianus und Victorius zum Tode. Heiden und Christen eilten in großer Menge herbei, ihre Hinrichtung zu sehen. Da sah man die Zeugen Christi, deren fröhliches Angesicht das Glück, das sie genossen, verkündete, selbst wenn sie geschwiegen härten. Aber auch das laute Bekenntniß fehlte nicht. Sie stärkten durch ihre Zusprüche das Volk Gottes. Den Lucius ließ man, weil er sehr krank und schwach war, seinen Genossen vorangehen. Aber auch er schwieg nicht, sondern belehrte noch, so gut er konnte, die bei ihm waren. Als die Brüder ihn baten, er möge ihrer gedenken, sagte er: »Gedenket ihr meiner.« Auch in der Herrlichkeit des Martyrthums, bemerken hier die Acten, bewahrte er die Demuth. Nach ihm betraten Julianus und Victorius, nachdem sie die Brüder lange Zeit zum Frieden ermahnt und ihnen die Pflege der vom Hunger gequälten Kleriker empfohlen hatten, die Richtstätte freudig ohne alle Zaghaftigkeit. Der geistig und körperlich Stärkste war Montanus Sein Eifer schwoll zu einer vorher nicht gesehenen Größe an. Obwohl er zu jeder Zeit ein unerschrockener Zeuge der Wahrheit, ohne Rücksicht auf die Person gewesen war, sprach er nun, gleich einem Propheten, die kräftigsten Worte gegen den Götzendienst: »Wer den Göttern opfert, und nicht dem Herrn allein, wird ausgerottet werden.« Die Irrgläubigen ermahnte er, sie möchten wenigstens aus der Menge der Martyrer die Wahrheit der Kirche erkennen und zu ihr wieder zurückkehren. Die Gefallenen rief er zur Buße auf: man dürfe, sagte er, mit ihrer Wiederaufnahme nicht eilen, sondern die Aufrichtigkeit ihrer Bekehrung müsse auf strenge Probe gestellt werden. Weiterhin sprach er auch den Reinen zu, ihre Reinheit zu bewahren: »Stehet muthig, Brüder, kämpfet standhaft. Nehmet euch die Guten zum Beispiele: die Treulosigkeit der Gefallenen sei euch kein Anlaß zum Sturze, unsere Standhaftigkeit erbaue euch mehr und mehr bis zur Erlangung der Krone.« Dann wendete er sich zu den Jungfrauen, daß sie ihre Unversehrtheit schützen möchten. Alle überhaupt ermahnte er, den Vorgesetzten Ehre zu erweisen, die Vorgesetzten aber forderte er auf, die Einigkeit und den Frieden unter sich zu bewahren, weil sonst das Volk weder zur Feier des Gottesdienstes noch zur Uebung der Liebeswerke mit Erfolg gebracht werden könne. Ehe er enthauptet wurde, gedachte er noch ihres Genossen Flavianus und bat den Herrn, er möge ihn bald, schon am dritten Tage der gleichen Krone würdigen. Dann riß er das Tuch, mit welchem ihm die Augen verbunden wurden, in der Mitte auseinander, behielt die eine Hälfte für sich, die andere ließ er dem Flavian übergeben und bat schließlich noch um die Vergünstigung, daß man ihn nach seinem Tode zu seiner Seite bestatten möge. In der That kam schon zwei Tage hernach die Reihe an Flavian. Seine Mutter war bei ihm und wich nicht von seiner Seite. Sie war selbst eine eifrige Christin, die den Sohn in seinem Glaubensmuthe kräftig bestärkte. »Du weißt«, sprach zu ihr Flavian, »vielgeliebte Mutter, daß ich immer darnach gestrebt habe, wenn ich den Glauben bekennen müßte, als Martyrer zu sterben; wenn nun eintritt was ich wünschte, so muß man sich nicht betrüben, sondern vielmehr darüber frohlocken.« Nun wurde er aus dem Gefängnisse geführt. Als Diakon hatte er viele Schüler und Freunde, die sein Leben erhalten wollten. Einige brachten ihm ein Zeugniß zu Stande, worin bezeugt war, er sei nicht Diakon, also nicht der Strenge des Gesetzes verfallen; Andere riethen ihm, er solle einmal opfern, nachher könne er immer wieder nach seiner Ueberzeugung leben. Beides war dem heiligen Manne, dem die Thüren des Kerkers sich zu langsam geöffnet hatten, gänzlich zuwider. Er erinnerte diese falschen Freunde unter Christen und Heiden, daß wir leben auch wenn wir getödtet werden, daß nicht wir durch den Tod, sondern der Tod durch uns besiegt werde, daß auch sie selbst, wenn sie zur Erkenntniß der Wahrheit gelangen wollten, Christen werden müßten. Jenem falschen Zeugnisse aber widersprach er mit aller Kraft, so daß sogar das Volk, welches ihm bisher geneigt gewesen war, jetzt seine Peinigung verlangte. Der Richter ging hierauf nicht ein, sondern sprach sogleich das Todesurtheil. Nun ging in Erfüllung was er vor einiger Zeit in der Vision gesehen hatte. Als er einst von einer schweren Krankheit wieder genas, sah er den Martyrer Successus zu sich kommen; er erkannte ihn nur schwer, denn seine Augen glänzten wie die eines Verklärten, sein Angesicht und seine Haltung war glorreich. Der Heilige sprach zu ihm: »Ich bin zu dir gesendet, um dir anzukünden, daß du leiden wirft.« Sogleich kamen zwei Soldaten, die ihn abführten. An dem Orte, wo er hingebracht wurde, sah er viele Christen versammelt. Der Präses war da und rief ihn zum Verhöre auf, die Mutter aber rief: »ich lobe dich, ich lobe dich, denn du führst dein Martyrium wie kein anderer!« Die Acten setzen bei, daß er mit dem Martyrium auch die Buße und die Nächtenliebe übte, indem er, obwohl selbst hungernd, die wenige Speise, die man ihm gab, nicht genoß, sondern an seine hungrigen Mitgefangenen vertheilte. Er war tief betrübt, daß seine Mitbrüder das Opfer ihres Lebens bringen durften, während er zurückbleiben mußte. Da erschien ihm ein Mann, der ihn also anredete: »Du bist traurig? Schon zweimal bist du Bekenner, das dritte Mal wirst du Märtyrer sein durch das Schwert.« So geschah es. Auch er beschloß sein Zeugniß für den Herrn unter dringender Ermahnung zur kirchlichen Eintracht. Dann bestieg er den Richtplatz, ließ sich mit dem Tuche, das Montanus ihm hinterlassen, die Augen verbinden, kniete sich nieder zum Gebete und vollendete betend sein Leiden. – Die Namen dieser Heiligen stehen am 24. Febr. im Mart. Rom. und in den meisten andern.
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.