Odilo, S. (1)

Odilo, S. (1)

1S. Odilo, Abb. Conf. (1. al. 2. Jan., 21. Juni). Diesem hl. Abte dankt die kathol. Kirche die allgemeine Einführung des Allerseelentages, welchen er zuerst in den ihm untergebenen Klöstern auf den 2. November festsetzte. Er war zu Clermont in Auvergne von angesehenen und reichen Eltern geboren. Sein Vater hieß Beraldus, dessen einsachen Worten man mehr vertraute, als dem Eide Anderer, seine Mutter Girberga. Sie wurde nach dem Tode ihres Mannes Nonne in Autun (Augustodunum). Unter seinen Geschwisterten ist vorzüglich die Abtissin Blismondis zu nennen, die fast hundert Jahre und – was mehr ist – eine ungewöhnliche Stufe christlicher Vollkommenheit erreichte. Der hl. Odilo zeigte schon als Knabe seine künftige Größe; demüthiger, kindlich reiner Sinn und ein vorherrschender Zug mitleidsvoller Liebe gegen alle Unglücklichen zeichneten ihn aus. Als die Zeit der Berufswahl kam, fügte es die göttliche Vorsehung, daß er den hl. Abt Majolus (s.d.) von Clugny kennen lernte und ihre Seelenverwandtschaft sie gegenseitig anzog. Bald darauf erschien der hl. Odilo im Stifte Clugny, bat um Aufnahme und erhielt sie. Hier sah man ihn, der alle Werke am vollkommensten übte, stets die geringsten, von Andern gemiedenen Geschäfte mit Vorliebe aufsuchen. Er besorgte das Herrichten der Lampen, die Reinigung des Fußbodens, die Beaufsichtigung der Kinder. Aber diese Demuth konnte nicht verhindern, daß seine Tüchtigkeit erkannt wurde, und so kam es, daß ihn der hl. Majolus unter Zustimmung des ganzen Convents zu seinem Nachfolger einsetzte. Als Abt zeigte er, daß er nicht umsonst den Gehorsam und die Demuth zu Lehrmeistern seines Thuns gewählt hatte. Zwar konnte sein Aeußeres schon Ehrfurcht einflößen: sein Angesicht strahlte den zweifachen Glanz des Ansehens und der Güte aus; er erschien den Guten heiter und mild, den Schlimmen fast unausstehlich und schrecklich. Abgemagert vom Fasten, diente ihm seine Blässe und der Schnee der Haare zur Zierde. Seine Augen glänzten oft zugleich in den Thränen der Buße und im Ausdruck seiner Würde. Seine Rede war allzeit gewählt, männlich ernst und anziehend zugleich. Man fand in ihm nichts Angekünsteltes und Angelerntes – wie er redete und that, wie er sich zeigte, so war er auch. Immer beschäftigt, ließ er das Eine Nothwendige, worauf er Alles bezog, nicht aus dem Auge. Nie war er ohne irgend ein Buch, worin er – einer emsigen Biene ähnlich – stets neuen Honig für sich und seine Untergebenen suchte. Seine Weisheit und Frömmigkeit brachten ihn bald in solches Ansehen, daß König Robert von Frankreich, die Kaiser Otto III., Konrad d. Salier und Heinrich II. u. III., König Stephan von Ungarn und viele andere Große jener Zeit mit ihm in mündlichen und schriftlichen Verkehr traten. Auch bei den Päpsten Sylvester II., Benedikt VIII. und IX., Johann XVIII. u. XIX. und Clemens II. stand er in hoher Achtung. Gegen sich selbst strenge, übte er sich durch Beten, Fasten und Casteiungen, gegen Andere war er ungemein gütig und ein vorzüglicher Wohlthäter und Freund der Armen. Zur Zeit einer schweren Hungersnoth und Pest im Jahre 1030 veräußerte er zu diesem Ende selbst kostbare Kirchengefäße, auch die Krone, die er von Heinrich II. erhalten hatte. Besonders aber ließ er sich die Erbauung und Reparatur von Clugny und anderer Klöster angelegen sein. Vieles, was er darin aus Holz angetroffen, hinterließ er aus Marmor. Gott hatte ihm auch die Gabe der Wunder verliehen. Er gab einem Blinden das Augenlicht und mehreren Fieberkranken die Gesundheit, ebenso heilte er einen Epileptischen etc. Ein sehr kostbares, von Alexandria herstammendes Glas, welches die Mönche hatten fallen lassen, machte er wieder ganz. Als er eines Tages aus Abtödtung Wasser trinken wollte, wurde dasselbe, so oft er es zur Hand nahm, jedesmal zu Wein. Als er einmal auf der Reise nach Pavia an einem Flusse anlangte, und keinen Kahn zum Uebersetzen fand, befahl er im festen Vertrauen auf Gott einem seiner Diener voranzureiten; er selbst ritt mit seinem Gefolge nach, und Alle kamen glücklich hin über. Daß er die Anordnung traf, daß in allen seinen Klöstern am Tage nach Allerheiligen der Gedächtnißtag aller verstorbenen Christgläubigen gefeiert werde, haben wir Eingangs erwähnt. Unter den auf seine Fürbitte erlösten Seelen befand sich auch, nach allgemeiner Annahme, jene des Papstes Benedict VIII. Der hl. Odilo hat auch verschiedene Reden und Briefe verfaßt, die zu Clugny aufbewahrt werden. Noch in seinem spätern Alter, bereits kränklich, ging er nochmal nach Rom, wo er wieder, wie gewöhnlich, im Kloster bei St. Paul außerhalb der Mauern Wohnung nahm, um dort zu sterben, wurde aber durch die Fürbitte der hhl. Apostelfürsten wieder gesund, und kehrte nach Clugny zurück, wo er noch ein Jahr lebte und seine Kloster-Visitationen auf's Neue anfing, zumeist aber der Vorbereitung auf den Tod seine Zeit widmete. Zu Sauvigny (Silviniacum) erkrankte er auf's Neue und empfing in der Nacht vor der Beschneidung des Herrn die hl. Wegzehrung und übergab sohin am Morgen des 1. Jan. 1049 oder am letzten Tage des J. 1048 seinen Geist in die Hände des Schöpfers. Ehe er starb, sah er an seinem Bette den Teufel, dem er aber im Namen des göttlichen Richters zu weichen befahl. Auch nach seinem Tode geschahen auf seine Fürbitte viele Wunder. Besonders verdient noch seine kindliche Andacht zur hl. Jungfrau und Gottesmutter angeführt zu werden. In seinem ganzen Leben vergaß er nicht, daß er durch sie, in einer ihr geweihten Kirche, als Kind von einem unheilbaren Uebel geheilt worden war. Oefter sah man ihn bei den Worten: »Du hast, um den Menschen zu befreien, die Natur des Menschen angenommen und den Leib der Jungfrau nicht gefürchtet,« vor Andacht auf den Boden niedersinken. Rührend sind die Worte seiner Widmung an die hl. Jungfrau: »O gütigste Jungfrau und Mutter des Erlösers aller Zeiten, du sollst mich heute und fortan in deinem Dienste haben; sei auch du mir in allen meinen Angelegenheiten als barmherzigste Mittlerin stets zur Seite. Nach Gott will ich von setzt an dir nichts vorziehen und übergebe ich mich freiwillig für alle Zeit dir als Diener zum beständigen Eigenthum!« Zu Clugny und andern Orten wurde sein Andenken (wegen des Neujahrfestes) am 2. Jan. begangen. Im Jahre 1345 den 21. Juni wurden seine Reliquien unter Zustimmung des Erzbischofes Roger zu Bourges und mit päpstlicher Erlaubniß erhoben. Auf Abbildungen findet er sich als Benediktiner mit Krummstab, als äbtlichem Zeichen; in der Nähe das Fegfeuer, aus welchem Engel arme Seelen erlösen.



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