Onuphrius, S. (1)

Onuphrius, S. (1)

1S. Onuphrius (Onophrius), Anachor. Conf. (12. Juni). Von diesem hl. Einsiedler sagt das Mart. Rom.: »In Aegypten das Andenken des hl. Einsiedlers Onuphrius, welcher 60 Jahre lang in einer Wildniß gottselig gelebt hat, und an Tugenden und Wundern glänzend zum Herrn gewandert ist. Seine hl. Thaten hat der Abt Paphnutius beschrieben.« Das griech. Martyrologium setzt Obigem hinzu, daß er zuerst Mönch zu Hermopolis gewesen, aber dann, um den Propheten Elias und den Vorläufer Jesu nachzuahmen, in die Wüste gegangen und bis zu seinem sel. Ende, als Paphnutius ihn fand, nie mehr eines Menschen ansichtig geworden sei. Mehr findet sich über ihn bei Simeon Methaphrastes, Surius und einigen Neueren. Wir haben die anspruchsvolle, aber gleichwohl werthlose »Legende« des Heiligen von Al. Hofmann, (München 1821) verglichen, wo das zu München am »Eiermarkte« von ihm vorhandene Bildniß copirt und beschrieben ist. Auch diese Legende bringt ihn mit dem hl. Paphnutius, welcher Vorsteher einer Eremiten-Verbrüderung in der thebäischen Wüste gewesen ist, in Verbindung. Doch sieht man auch hier, daß Legende und Geschichte zwei sehr verschiedene Dinge sind, da letztere von unserm Heiligen mehr nicht weiß, als daß er (vgl. Jan. II. 110) »der Lehrer des Einsiedlerlebens« gewesen ist. Sollte indessen, was ohne Zweifel im Plane der göttlichen Vorsehung gelegen war, sein wundervoll strenges Leben ein Vorbild und Beispiel für die dem sinnlichen und weltlichen Leben ergebenen Christen damaliger und späterer Zeiten werden, so konnte es nur auf solche Weise an's Tageslicht kommen. Der hl. Paphnutius begab sich eines Tages tiefer in die Wüste. Sich der göttlichen Vorsehung überlassend, wanderte er fort, ohne zu wissen wohin. Wenn es ihn hungerte, wurde er durch ein Wunder jedesmal so gestärkt, daß er Hunger und Durst vergaß. Doch lag er einmal zu Boden wie eine Leiche. Bei seinem weiteren Vordringen traf er den hl. Onuphrius, den ganzen Körper, welcher vollständig nackt war, und nur die Lenden mit Blättern umgürtet hatte, in struppige Haare gehüllt. Anfänglich eine teuflische Versuchung fürchtend, kniete der Einsiedler nieder und betete, bis Paphnutius ihn anredete, und um Nachtherberge bat. Nach freundlichem Empfang erzählte er ihm, daß er früher in einem Kloster zu Hermopolis in der Thebais gelebt, allein im Verlangen, das Leben des Propheten Elias und Johannes des Täufers nachzuahmen, habe er sein Kloster verlassen. Dieser geistliche Hochmuth wurde bestraft; er fiel in schwere Fleischessünden, aus welchen die göttliche Gnade ihn nach sechsmonatlicher Verirrung enblich wieder herausführte.5 Nun beschloß er, in wahrhaft uneihörter Weise Buße zu thun. Aus dieser Ursache, setzte er hinzu sei er in diese von Menschen verlassene Einöde gezogen, habe sein Leben nur von den Früchten einer Dattelpalme und dem Wasser einer nahen Quelle erhalten und lebe nun schon sechzig Jahre hier. Auf die Frage des Paphnutius an den heiligen Onuphrius, ob er viele Mühseligkeiten zu ertragen gehabt, bejahte es dieser, und erzählte ihm, daß er wie andere Einsiedler die heil. Eucharistie von einem Engel empfangen hätte. Darauf ging Paphnutius in die Hütte des hl. Onuphrius, und erquickte sich mit Speise. Tags darauf kündigte ihm dieser an, daß er zur ewigen Ruhe eingehen werde, und befahl ihm, nach Aegyptrn zurückzukehren und sein Ende den Brüdern zu melden. Nachdem er dann den Paphnutius gesegnet hatte, kniete er nieber und entschlief mit lächelndem Gesichte im Herrn. Nun gedachte Paphnutius sein Nachfolger zu werden. Er begrub also ehrerbietig den Leichnam des hl. Onuphrius und wollte eben zu seiner Hütte zurückkehren, als dieselbe zusammenbrach, die Dattelpalme aber sich zersplitterte, so daß er hierin einen Wink Gottes sah, nach Aegypten zurückzukehren. Unter Thränen schied er setzt von der heil. Stätte. Diese ganze Erzählung trägt das Gepräge der Erfindung, die anfänglich einem geistlichen Schauspiele zur Grundlage dienen mochte, so deutlich, daß sie nicht die geringste Glaubwürdigkeit ansprechen kann. Gleichwohl ist seine Verehrung gleich groß bei Griechen und Lateinern. Ein Arm und ein Fußbein des Heiligen wird (Piazza I. 502) zu Rom in seiner Kirche auf dem Monte Gianicolo verehrt. Eben dieser Umstand reizte offenbar, auch seine Lebensgeschichte zu kennen, und als sich eine solche nirgends fand, wurde eine solche erdichtet. Seinrich der Löwe soll im Oriente seine Birnschaale und sein Bildniß erhalten, und ihn zum besondern Beschützer erwählt haben, und seit jener Zeit soll auch seine Verehrung in München heimisch geworden, die genannte Reliquie aber von eniem »Bruder Martinus«, Mönch zu Scheftlarn im Jahre 1180, nach Braunschweig gebracht worden seyn. Die Lebenszeit und der Tod des hl. Onuphrius ist nicht zu bestimmen, obwohl ihn Einige beiläufig in das J. 400 setzen. (II. 519–533.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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