Otto (6)

Otto (6)

6Otto (Otho), Ep. Frising. (22. al. 23. Sept.). Dieser weitberühmte Bischof, auch der »Große« genannt, war ein Sohn des hl. Leopold, Herzogs von Oesterreich, und seiner Gemahlin Agnes, und wurde am 5. Dec. 1109 geboren. Frühzeitig zum geistlichen Stande bestimmt, machte er gründliche Studien in Paris, und trat nach Beendigung derselben, obwohl er damals schon die Propstei von Klosterneuburg inne hatte, um der Welt völlig abzusterben und nur Gott allein zu leben, in das eben herrlich aufblühende Cistercienser-Kloster Morimund, wo er im J. 1127 die Gelübde ablegte. Hierauf folgten neue Studien auf der Hochschule zu Paris. Im Jahre 1131 mußte Stto die Leitung des Klosters Morimund übernehmen, welche er sechs Jahre lang inne hatte. Unterdessen hatte der heil. Leopold das weltliche Chorherrenstift Klosterneuburg in ein regulirtes umgewandelt und bewilligte seinem frommen Sohne auf dessen Bitte auch die Einführung des Cistercienser-Ordens in Oesterreich. So entstand im J. 1134 das Kloster Heiligenkreuz, für welches aus Morimund eilf Mönche unter dem Abte Gottschalk entsendet wurden. Der fromme Abt sollte aber bald noch höher gestellt werden. Als im Jahre 1137 der bischöfliche Stuhl von Freising erlediget wurde, befahl ihm Papst Innocenz II. die Führung der verwaisten Kirche zu übernehmen. Mit einem ungewöhnlichen Eifer, den tiefes und gründliches Wissen und eine ausgezeichnete Welt-und Menschenkenntniß unterstützten, unternahm er es, »das Zerstörte wieder herzustellen,« und »den Samen des göttlichen Wortes auszustreuen und zu hüten.« Mehrere Klöster und Kanonikate, z.B. Scheftlarn, Schlehdorf, Schliersee, Tegernsee, Weihenstephan, stellte er wieder her und gab ihnen würdige Vorsteher. Neustift übergab er im J. 1141 dem neugestifteten Orden der Vrämonstratenser. Knrz, er wurde »Retter des Bisthums in dessen großer Noth.« (W. W. K.-L. IV. 208.) Auch das Domstift wurde von ihm der Art reorganisirt, daß der Klerus der Freisingischen Kathedrale während seiner Regierung in Hinsicht der Pietät, der Freigebigkeit und Wissenschaft seines gleichen suchte. Er benutzte seinen Einfluß, um bei den Fürsten, wo es immer angezeigt war, für Kirchen, Wittwen und Waisen als Schützer und Fürsprecher zu erscheinen. Zugleich oblag er mit allem Eifer dem Studium und verfaßte schon in den ersten acht Jahren seiner Bisthums-Verwaltung, um die Macht und Weisheit Gottes im Gange der Weltgeschichte darzulegen, eine sorgfältig geschriebene Chronik (Chronicon) von Erschaffung der Welt bis zum J. 1146. Dazu wollte er die Geschichte seiner eigenen Zeit schreiben. Auch diesem würdigen Oberhirten fehlten die Leiden nicht. Abgesehen davon, was er auf seiner Kreuzfahrt nach Jerusalem erduldete, von welcher er im J. 1149 zurück kam, hatte er wegen treuer Vertheidigung der kirchlichen Rechte viele Schmähungen, sa sogar Mißhandlungen zu ertragen. Im J. 1158 begab er sich, sein Ende ahnend, nochmal nach Kloster Morimund, um der dort stattfindenden Capitel-Versammlung der Ordensbrüder beizuwohnen. Daselbst angekommen, empfing er die hl. Sterbsacramente, bat Alle um Verzeihung, die er etwa mündlich oder schriftlich beleidiget hätte, unterwarf seine Bücher der Prüfung und Verbesserung gelehrter Männer, und schloß sein äußerlich viel bewegtes, allzeit aber in Gott verborgenes Leben mit der Erklärung, daß er im Glauben der heiligen kathol. Kirche, welcher er allzeit mit kindlicher Liebe ergeben war, auch sterben wolle. Im Missale der Cistercienser wird er unter die »Heiligen« gezählt. (Jocham.)



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