Paulus, S. (38)

Paulus, S. (38)

38S. Paulus (12. al. 4. März, 10. Oct.), erster Bischof von Langres in der Bretagne, welcher von einer angesehenen Familie aus Cornwall in Großbrittanien abstammte. Seine Jugendjahre brachte er zugleich mit dem heil. Gildas (cf. Jan. II. 958) unter der Leitung des hl. Iltut zu, dem man seine und seines Vetters, des hl. Samson (s.d. d.) Erziehung anvertraut hatte. Als der Knabe einst bemerkte, daß die Vögel schaarenweise herbeiflogen und die zum Einheimsen bereit liegenden Früchte auffraßen, sagte er sie, als ob sie nicht fliegen könnten, mit dem heil. Samson bis zum Oratorium des heil. Gildas, von dessen Thüre sie sich nicht wegzufliegen getrauten, bis derselbe ihnen die Erlaubniß hiezu gab. (Boll. l. c. 959.) In der Folge verließ er mit Beistimmung des heil. Iltut sein Kloster und zog sich in eine Wüste zurück, wo er die Lebensweise der ersten Einsiedler befolgte. Einige Zeit nachher setzte er als Priester nach Armorica oder Kleinbrittanien über. Dort ließ er sich auf der kleinen Insel Medonia nieder, welche von den Osismiern, einem noch abgöttischen Volke, bewohnt war, und führte, vor den Augen der Menschen verborgen, ein wahrhaft englisches Leben. Brod und Wasser waren seine gewöhnliche Nahrung; an den großen Festtagen gestattete er sich Fische. Gerührt über die bedauerungswürdige Blindheit der Osismier, predigte er ihnen den Glauben. Seine evangelischen Arbeiten hatten auch den glücklichsten Erfolg. Withur, welcher Graf oder Statthalter der Gegend war, schrieb hierüber an den König Childebert, und Paulus wurde zum Bischof geweiht. Der Heilige bot Alles auf, um diese Würde von sich abzulehnen, allein man nahm weder auf seine Gegenvorstellungen, noch auf seine Thränen Rücksicht. Als Bischof lag er mit heil. Würde seinem Amte ob, und Gott segnete seine Arbeiten so reichlich, daß er bald allen heidnischen Aberglauben ausrottete. Da ihm Withur ein Haus einräumte, bildete er daraus ein Kloster, welches er mit Mönchen besetzte, die ihm nach Armorica nachgefolgt waren. Der Heilige sehnte sich mit ganzer Seele nach der Einsamkeit und übertrug daher sein bischöfliches Amt einem seiner Schüler, um seine übrigen Tage in stiller Zurückgezogenheit zubringen zu können. Er starb am 12. März um das Jahr 573, in einem Alter von beinahe 100 Jahren. Seine Reliquien wurden während der Einfälle der Normannen nach Fleury oder St. Benoit-sur-Loire gebracht; allein in der Folge sind sie durch die Calvinisten zerstreut worden. Ein Wunder des Heiligen an einem dem Tode nahen Mönche, dem er erschien (Jan. II. 964), wird im Leben des heiligen Gildas erzählt. Zuerst nahm er seinen Sitz zu Leon, einer Stadt der Osismier, welche seinen Namen angenommen hat. Das alte Diöcesanbrevier gibt sein Fest auf den 10. October an, welches aber der Versetzungstag seiner Reliquien zu sein scheint, denn in dem alten Brevier von Nantes und den Brevieren mehrerer anderer Diöcesen ist es auf den 12. März verzeichnet. (II. 108–120.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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