Petrus Chrysologus, S. (125)

Petrus Chrysologus, S. (125)

125S. Petrus Chrysologus, Ep. Conf. Doct. Eccl. (4. al. 2. Dec.). Dieser hl. Petrus ist der latein. Chrysostomus, da sein Beiname dasselbe, nämlich »Goldredner«, (Chrysostomus bedeutet »Goldmund«) ausdrückt. Obgleich er aber bei Lebzeiten und nach dem Tode beim gläubigen Volke allzeit in den größten Ehren stand, ist doch sein Leben erst nach 400 Jahren beschrieben worden. Sein Geburtsort ist Imola (Forum Cornelii) am Santerno, wo auch sein Grabmal in der Kathedrale sich befindet. Er erblickte – von welchen Eltern ist unbekannt – um das Jahr 405 das Licht der Welt und wurde, wie er selbst erzählt, von dem damaligen Bischose Cornelius20 zum Dienste des Heiligthums vortrefflich erzogen und gebildet, so daß er schon nach Empfang des Diaconates durch seine Kenntnisse und sein tugendhaftes Leben die Augen Aller auf sich zog. Er war nicht allein theologisch gut gebildet, sondern auch mit den philosophischen Systemen, mit der Geschichte u. den Sitten der vorchristlichen Völker wohl bekannt. Um das Jahr 433 wurde er Bischof von Ravenna44, nach der Ueberlieferung der einundzwanzigste in der Reihenfolge. Diese hohe Würde bestimmte ihn, ein wo möglich noch strengeres und allen Uebungen der Frömmigkeit geweihtes Leben in Gemeinsamkeit mit der ihm unterstellten Priesterschaft zu führen, als bisher. Er wollte sein, was jeder Bischof sein soll: ein Vorbild der Heerde von ganzer Seele. Daher wuchs dieselbe unter seiner Leitung nicht bloß der Zahl, sondern auch dem Glauben und der Frömmigkeit nach. Es ist nicht bekannt, wie viele Kirchen er neu erbaut und eingerichtet hat, aber darin stimmen Alle überein, daß er Alles, was er war und vermochte, für die ihm anvertrauten Seelen verwendete. Seine Predigten, von welchen wir noch viele besitzen (die Sammlung enthält ihrer 170, die jedoch nicht alle von ihm herrühren), waren nicht künstlerisch angelegt, sondern ungeschmückt, einfach und kurz, aber kernig, inhaltsreich, voll von Geist und einschneidender Schärfe. Er behandelte meistens evangelische Texte, Erzählungen und Parabeln, aber auch die kirchlichen Gebräuche und Feste, das Leben und die Beispiele der Heiligen, namentlich das Lob und die Verehrung der reinsten und unbefleckten Gottesmutter, mit großer Klarheit und Deutlichkeit, weßhalb zahlreiche Zuhörer, selbst aus weiter Ferne herbeikamen, um ihn zu hören. Einzelne seiner Reden sind bloß für die ihm untergebene Geistlichkeit berechnet. Beredter und eindringlicher noch als seine Rede sprach das Beispiel seiner Tugenden, namentlich das seiner kindlichen Demuth. Heiden und Ketzer bekehrte er in großer Anzahl und unterrichtete sie im wahren Glauben. Oefter erstickte lautes Weinen seine kräftige Stimme. Mit aller Schärfe donnerte er gegen die noch herrschenden heidnischen Mißbräuche, z.B. den am Neujahrstag getriebenen Unfug, wo er (sermo 155) die bekannten Worte sprach: »Wer jetzt mit dem Teufel sich belustigen will, kann dereinst sich nicht mit Christus im Himmel erfreuen.« Zum Zwecke seiner eigenen Heiligung zog er sich manchmal in das von ihm gestiftete Kloster Classe zurück, um zu beten und zu betrachten. Hier ließ die Kaiserin Galla Placidia des Gründers Bildniß über der bischöflichen Kathedra anbringen, wie er eben die hl. Geheimnisse feiert; auf dem Altar sieht man die hl. Opfergaben; ein Engel nimmt die Gebete des Heiligen und trägt sie zum Himmel.45 Seine Liebe zu den leidenden Mitbrüdern zeigte er während der vandalischen Verheerungszüge, wo er unter Hinweisung auf die Glaubenslehre, daß alle Gläubigen der Welt nur den Einen Körper Christi ausmachen, zu dem einzig wirksamen Hilfsmittel der gegenseitigen, liebevollen Hilfeleistung, des Gebetes, des Fastens und der Buße ermahnte. Den Irrlehrer Eutyches von Konstantinopel suchte er zum Gehorsame gegen den römischen Papst zu bewegen: »Unterwirf dich Allem, was er geschrieben hat, weil durch ihn der hl. Petrus, der auf dem römischen Stuhle fortlebt und die Kirche regieret, denen, die ihn suchen (quaerentibus) den wahren Glauben gibt.« »Sind wir aufrichtig bemüht,« setzte er hinzu, »den kirchlichen Frieden und den wahren Glauben aufrecht zu erhalten, so können wir nur in Uebereinstimmung mit dem römischen Bischofe in den Angelegenheiten des Glaubens urtheilen.« (Nos vero amor pacis et fidei de talibus causis absque Romani Episcopi consensu judicare non permittit.) Mit diesen Worten hat er auch die altkatholische Secte unserer Tage verurtheilt. Ueberhaupt muß betont werden (vergl. Bonner Theolog. Lit.-Bl. 1868 Nr. 8), daß »dieser hochgerühmte Lehrer zu seiner Zeit in den vielen von ihm berührten Punkten überall das Nämliche lehrt, was heute in der römisch-katholischen Kirche gelehrt und geboten wird.« Wir finden ihn immer, so oft es Irrlehren, Laster, Mißbräuche zu bekämpfen gab, an seiner Stelle. Dem Pelagius gegenüber behauptete und vertheidigte er die katholische Lehre von der Nothwendigkeit der übernatürlichen Gnade zu jedem guten Werke; die unbefleckte Empfängniß der Mutter Gottes und alle andern Lehren der Kirche über sie finden die genaueste Begründung; es gibt keine wichtige Frage der Glaubens- und der Sittenlehre, die von ihm nicht in streng kirchlichem Sinne behandelt worden wäre; besonders aber dringt er auf Bethätigung des Glaubens durch Sonntagsheiligung, Reinigkeit des Lebens, Gebet, Fasten und Almosen. Der Kaiser Valentinian III. und dessen Mutter Galla Placidia standen ihm bei seinen Bemühungen freundlich zur Seite und gewährten denselben kräftige Unterstützung. Auf den Wunsch des Kaisers wurde die Kirche von Ravenna durch ein Decret des Papstes zur Metropolitankirche erhoben. Auch der Besuch des hl. Germanus25 von Aurerre und sein Tod zu Ravenna im Jahr 448 fällt in die Zeit dieses Heiligen. Als Andenken erbat und erhielt er für sich den Mantel und den Kelch des berühmten französischen Bischofs. Sein seliges Hinscheiden erfolgte i. J. 449 zu Imola, seiner Vaterstadt, wohin er kurz zuvor zu Ehren des hl. Cassianus reiche Weihegeschenke gebracht und auf dessen Altar niedergelegt hatte. Wie es scheint, starb er auch in derselben Kirche, die auch jetzt noch seine Reliquien bewahrt. Die Kirche von Ravenna bewahrt in einem kostbaren Reliquien-Schrein einen Arm dieses hl. Bischofs. Er wird von der kathol. Kirche als einer ihrer »Lehrer« verehrt. Die Patene und der Kelch des Heiligen wurden Kranken, die von wüthenden Hunden gebissen waren, zum Küssen oder Berühren gereicht. Sein Andenken fällt am 4., oder nach dem Mart. Rom. 2. December.



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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