Petrus Telonarius, S. (13)

Petrus Telonarius, S. (13)

13S. Petrus Telonarius (20. Jan.). Unter der Regierung des Kaisers Iustinianus, der im Jahre 534 nach Ueberwindung des Vandalen-Königs Gilimer Africa unterwarf, kam der Patricier Petrus als Zolleinnehmer in diese Provinz. Die Legende erzählt von ihm, daß er Anfangs hart und unbarmherzig gegen die Armen gewesen sey, weßhalb man ihn als Geizhals (φειδωλός) bezeichnete. Gott rief ihn aber wunderbar zurück. Einst warf er einem Bettler vor Aerger frischgebackenes Brod in's Gesicht. Nach zwei Tagen wurde Petrus schwer krank und sah im Schlafe, den das böse Gewissen fortwährend beunruhigte, daß er von allen seinen Handlungen Rechenschaft ablegen solle. Zugleich erblickte er die Wage, auf der dieselben abgewogen wurden. Bei der linken Wagschale sah er einen Haufen Mohren stehen, welche viele schlechte Handlungen in die Schale legten; bei der rechten Schale aber weiße und ernsthaft aussehende Männer, die nichts fanden, um es einzulegen, als jenes Brod, welches er im Zorn auf den Bettler geworfen hatte. Sobald sich Petrus von der Krankheit erholt hatte, vertheilte er sein ganzes Vermögen unter die Armen, ja er schenkte einem Schiffbrüchigen sein Kleid vom Leibe, womit er hernach, wie der hl. Martinus, Christum bekleidet sah. Hierauf bot er sich einem Goldarbeiter, dessen Handwerk er verstand, selbst zur Knechtschaft feil, schenkte aber die dreißig Münzen, die der Unterhändler für ihn erhalten, einem Armen. In dem Bewußtseyn, auch die dreißig Münzen dem göttlichen Heiland gegeben zu haben, fand er sich außerordentlich getröstet. Einst kamen Freude aus seiner Heimath. Fürchtend, von ihnen erkannt und verrathen zu werden, suchte er zu entfliehen. An der verschlossenen Thüre stand ein taubstummer Wächter. Diesen rief er an: »Ich sage dir im Namen Christi!« Jener hörte ihn sogleich und sprach: »Herr!« Petrus fuhr fort: »Oeffne!« Der Taubstumme sprach wieder: »Ja, Herr!« stand auf und öffnete die Thüre. Als nun Petrus weggegangen war und seine bisherigen Hausgenossen von dem Wunder hörten, das geschehen war, bereuten sie es tief, daß sie diesen Mann nicht ehrerbietiger behandelt hatten. Sie wollten ihn aufsuchen, fanden ihn aber nicht mehr. Der hl. Petrus war nach Jerusalem und von dort nach Konstantinopel entflohen, wo er im Herrn entschlief. Diese erbauliche Legende wird freilich auch anders erzählt. Es heißt z.B., er sei erst in Jerusalem auf die angegebene Weise verkauft und erkannt worden; doch wird die Sache selbst hiedurch wenig geändert. (II. 328.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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