Philippus Jeningen (47)

Philippus Jeningen (47)

47Philippus Jeningen (9. Febr.). Der gottselige Philipp Jeningen, Profeß-Priester der Gesellschaft Jesu, genannt der Rieser-Apostel, war am 5. Jan. 1642 zu Eichstädt geboren und gab schon im frühesten Alter deutliche Kennzeichen seiner spätern Heiligkeit. Im Jahre 1663 trat er nach Ueberwindung vieler Hindernisse zu Landsberg ins Noviziat, wurde Priester, und wirkte als solcher in demüthigem Gehorsam und glühendem Liebeseifer, wo immer Gott ihm durch seine Obern ein Feld zu Wirksamkeit anwies. Namentlich zu Dillingen und im nahe gelegenen Dörflein Echenbrunn hat er durch Wort und Beispiel viel Gutes gestiftet. Die längste Zeit seines Lebens, nämlich vom Jahre 1681 bis zu seinem im Jahre 1704 erfolgten seligen Tode, weilte er in Ellwangen, wo der Propst Christoph auf sein Zureden das Marianische Gotteshaus auf dem Schönenberg erbaute. In den Städten der Umgegend und auf dem Lande hielt er Missionen, um dieselbe Liebe zu Jesus, seiner gebenedeiten Mutter und den Heiligen, von welcher er durchglüht war, überallhin zu verbreiten. Es ist unmöglich, zu beschreiben, wie viele Seelen er dem Himmel gewann. Gott war mit ihm und bekräftigte seine Worte nicht selten durch auffallende Wunder. Er schien ein Mensch zu sein ohne Speise, ohne Trank, ohne Schlaf, ohne Ruhe, mehr den Engeln gleich, die Tag und Nacht mit dem Lobe Gottes beschäftiget sind, und schwamm so zu sagen unter den bittersten Verfolgungen im süßen Meere der himmlischen Tröstungen. Jesus selbst war ihm einmal erschienen und hatte zu ihm gesagt: »Ich werde ein Feind deiner Feinde sein.« Viele Sünder hat er bekehrt, vielen Sterbenden den Himmel geöffnet, vielen armen Seelen im Fegfeuer hat er durch sein Gebet, besonders beim hl. Meßopfer, Hilfe in ihren Leiden gebracht. Obwohl er sichtlich ein Werkzeug der göttlichen Erbauungen war und in beständigem Verkehr mit Jesus und den Heiligen stand, so daß er oft von übernatürlicher Süßigkeit überwältiget ausrief: »Genug, o Jesus! genug; o heiliger Weg, o süßer Weg, o wie liebreich, wie wundersam ist Jesus!« war er doch so demüthig, daß er sich öfter nur einen schäbigen Hund, eine aufgeblasene, schlechte Gartenkröte nannte. Niemals war er deßhalb mit seinen Arbeiten und ihren Erfolgen zufrieden, und der Drang, für das Reich Gottes zu arbeiten, wuchs in ihm mit jedem Jahre. Er zählte schon sechzig Jahre, als er nochmal nach Indien zu gehen verlangte, um an der Bekehrung der Heiden zu arbeiten. Aber die Vorsehung hatte ihn für die Bisthümer Augsburg, Constanz, Würzburg und Eichstädt bestimmt. Seine Tagesordnung bei den Missionen war diese: Im hohen Sommer begab er sich oft schon um 2 Uhr in den Beichtstuhl, und blieb 6 Stunden ohne Unterbrechung in demselben. Um 8 Uhr bestieg er die Kanzel, dann las er die hl. Messe und nach der Danksagung hörte er wieder Beichte, bis die Mahnung der Pfarrer ihn nöthigte, sich von den geliebten Büßern zu trennen. Um 1 Uhr hielt er schon wieder die Christenlehre, die oft über eine Stunde dauerte. Darauf folgte eine Betstunde, um von der Mutter Gottes den Sündern die Gnade der Bekehrung, den Büßenden Kraft zur Beharrlichkeit zu erflehen. Wenn dieß Alles vorbei war, besuchte er die Kranken des Ortes. Dann kehrte er in die Pfarrwohnung zurück, verrichtete seine Gebete, unterließ auch jetzt seine strengen Geißlungen nicht, besuchte dann neuerdings die Kirche, und hielt bis in die späte Nacht im Beichtstuhl aus. Das Nachtessen, welches er zu sich nahm, war eher geeignet, den Appetit zu reizen, als zu stillen, worauf er wieder betete, um dann seine müden Glieder endlich auf hartem Lager ein wenig ruhen zu lassen. Daher kam es, daß die Leute gewöhnlich, wenn er kam, zu sagen pflegten: Der »Heilige ist wieder da.« Sein Grab im Kreuzgang der Stiftskirche zu Ellwangen war immer besucht und geehrt; bis in die neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde vor seinen irdischen Ueberresten ein brennendes Aempelchen unterhalten. Behufs seiner Seligsprechung sind längst die Beweismittel gesammelt. (Piscalar)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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