Plato, S. (1)

Plato, S. (1)

1S. Plato, Abb. Conf. (4. April al. 19. März.). Dieser hl. Plato, früher Abt und später Recluse im Studitenkloster zu Konstantinopel, wird im Mart. Rom. zu den Bekennern gezählt, welche für die Verehrung und den Gebrauch der heiligen Bilder gestritten und gelitten haben. Die gleiche Bemerkung findet sich über ihn im Ordens-Martyrologium der Basilianer. Sein Mitbruder, der Abt Theodor Studita, gest. i. J. 826, hat an seinem Grabe die Trauerrede gehalten, welche die Hauptquelle der Nachrichten ist, die wir von ihm besitzen. Um d.J. 735 wurde er zu Konstantinopel von sehr vornehmen und reichen Eltern, Sergius und Euphemia, geboren. Er verlor dieselben im zehnten Jahre durch die Pest. Ein naher Verwandter, der kaiserlicher Großschatzmeister war, nahm sich des kleinen Waisen an und gab ihm eine Ausbildung, die ihn zur dereinstigen Uebernahme desselben Amtes befähigte. Daneben glänzte der Jüngling durch Talente und großen Reichthum, noch mehr aber durch reine Sitten, die er durch eifriges Gebet, strenge Selbstbewachung und öfteres Beichten sich zu erhalten suchte, Seine Liebe zum einsamen, in Gott verborgenen Leben bewog ihn in seinem 24sten Lebensjahre, der Welt gänzlich Lebewohl zu sagen. Zu Erben seiner Güter setzte er seine zwei Schwestern und die Armen ein, und zog, nachdem auf diese Weise die zeitlichen Angelegenheiten geordnet waren, im schwarzen Büßerkleide und mit geschorenem Haupte nach Bithynien, um sich dort der Leitung des Abtes Theoktistus, der einem Kloster auf dem Berg Olympus vorstand, zu unterstellen. Dieser nahm den vornehmen, zart gebauten Jüngling nur mit Widerstreben auf. Aber er brach allen Einwendungen die Spitze ab indem er sagte: »Bin ich auch nicht fähig, große Dinge zu wirken, so kann ich doch gehorsamen.« Wirklich bestand er mit Auszeichnung jede Probe. Nach seinen Vorstudien paßte Niemand besser zum Verwalter der Klostergüter als der hl. Plato, weßhalb ihm nach Vollendung eines strengen Noviziates dieses Amt übertragen wurde. Der demüthige Mann unterzog sich diesem und jedem andern Geschäfte, wozu der Gehorsam ihn rief, mit größter Bereitwilligkeit, und wurde i. J. 770 zum Abt erkoren. Mit Widerstreben nahm er die Wahl ansetzte aber auch als Abt sein frommes Büßerleben, in welchem Gebet und fromme Abtödtungen mit beständiger Arbeit, namentlich Bücherabschreiben, regelmäßig abwechselten, mit größter Beharrlichkeit fort. Jede Verbindung mit der Welt, auch seinen frühern Freunden und Verwandten, hatte er abgeschnitten, so daß Niemand von ihnen mehr wußte, ob er noch lebe. Um so größer war die Hochachtung, mit welcher er zu Konstantinopel wieder aufgenommen wurde, als er um d.J. 775 wieder dahin kam. Er hielt erbauliche Anreden an das Volk, um den gestörten Frieden herzustellen, die Sünden gegen das zweite Gebot aufzuheben und solche, die einem leichtsinnigen Leben fröhnten, zu bekehren. Um diese Zeit wollte ihm der Patriarch von Konstantinopel das Bisthum Nicomedia übertragen, aber er schlug diese Würde beharrlich aus, denn er suchte jetzt wie früher die Einsamkeit und das verborgene Leben. Im Jahr 782 übernahm er auch hier die Leitung eines von seinen Verwandten gestifteten Klosters, welche er nach der Regel des hl. Basilius zwölf Jahre lang führte, dann aber seinem Vetter Theodor überließ. Er wollte von jetzt an, selbst von den Brüdern geschieden, in einsamer Zelle, an deren Wand er sich den einen Fuß mit einer Kette anschmieden ließ, in Gebet und Handarbeit Gott dienen. Vorher wohnte er noch i. J. 786 einer Synode von Konstantinopel bei, wo er die Verehrung der hl. Bilder mit großem Eifer und Geschick vertheidigte und i. J. 787 dem zweiten Concil von Nicäa, dessen Beschlüsse gegen die Bilderfeinde er als Abt von Saccuda mitunterzeichnet hat. Zehn Jahre später ließ die Kaiserin Irene ihren Sohn Porphyrogenitus in demselben Saale, Porphyra genannt, in welchem er geboren war, tödten während er schlief. Mehr als seine Grausamkeit und seine Unfähigkeit hatte eine ärgerliche Ehescheidung und darauf folgende zweite Heirath mit einer Verwandten des hl. Plato ihm die Herzen des Volkes entfremdet. Es folgte ihm Nicephorus i. J. 802. Als nun der gleichnamige Patriarch Nicephorus i. J. 806 den von Tarasius entsetzten Priester Joseph, welcher die ehebrecherische Ehe des Kaisers Constantin mit Theodora eingesegnet hatte, wieder einsetzte und sogar das hl. Opfer feiern ließ, trennten sich der hl. Plato, der hl. Theodor Studita und Bischof Joseph von Thessalonich von seiner Gemeinschaft. Auf dem sog. »Ehebrecher-Concil« zu Konstantinopel, so geheißen, weil es sich für den abgesetzten Priester Joseph entschied und auf diese Weise indirect die zweite Ehe des Kaisers bei Lebzeiten seiner ersten, rechtmäßigen Gattin billigte, und auf Andringen des Kaisers Nicephorus erklärte, die Bischöfe könnten unterschiedslos von jeder Art Kirchengesetze dispensiren, wurde der heil. Plato mit dem Abte Theodor, weil sie kein Dispensationsrecht für diesen Fall anerkannten, excommunicirt und in die Verbannung geschickt, nachdem sie schon früher auf jede Weise verfolgt ins Gefängniß geworfen, und selbst beim päpstlichen Stuhle als ungehorsam verklagt worden waren. In seinem und des hl. Plato Namen hatte nämlich Theodor Studita brieflich erklärt: »Wir sind in allen Dingen orthodox. Wir verwerfen alle Ketzereien u. nehmen alle allgemeinen und auch die besondern approbirten Concilien und deren Beschlüsse an. Auch gesetzmäßige Disspensationen, von welchen heil. Männer nach den jeweiligen Umständen Gebrauch gemacht haben, erkennen wir an... Hier aber handelt es sich um einen Mann, der die hl. Verrichtungen wieder anfängt, nachdem er neun Jahre suspendirt gewesen... Die Menschen können allerdings ihre Gewalt mißbrauchen, aber dem Ansehen der Kirchengesetze sind sie, mit oder wider Willen, unterworfen.« Der hl. Plato leugnete also, daß der Patriarch einen deponirten Priester, nachdem das von ihm gegebene Aergerniß gesühnt war, wieder in sein Amt einsetzen könne. Mag er hierin Unrecht gehabt haben, so rechtfertiget dieß nicht von ferne die Grausamkeit, mit welcher der Kaiser gegen den ungefügigen Abt verfuhr. Man zerrte ihn aus seiner einsamen Zelle, warf ihn ins Gefängniß und schickte ihn in die Verbannung, wo er unstät vier Jahre lang von einem Ort an den andern wandern mußte. Hatte er sich doch schwer gegen die kaiserliche Oberhoheit in kirchlichen Dingen vergangen! Als aber Nicephorus i. J. 811 im Kampfe gegen die Bulgaren den Tod fand, und sein Verwandter, Michael I., zugenannt Rhangabe, ein gerechter und friedliebender Fürst, den Thron bestieg, durfte der heil. Plato nach Konstantinopel zurückkehren, und seine Zelle wieder beziehen, von welcher ihn nur der Tod mehr trennen sollte. Er war 77 Jahre alt. Nach zwei Jahren nahm aber die körperliche Schwäche so überhand, daß der allzeit bereitwillige Geist nichts mehr von ihr erwarten durfte. Sein Auge verstattete ihm nicht mehr zu lesen, die Füße wankten bei jedem Schritte, Knieen oder Stehen war ihm unmöglich. Gleichwohl hatte er noch die Zunge zur Verfügung mit welcher er die Gebete und Psalmen, die er auswendig wußte, hersagte und die Brüder ermahnte, belehrte und tröstete. Jede Dienstleistung that ihm wehe, weil er gewohnt war, sich selbst zu bedienen; er dankte mit gerührtem und demüthigem Herzen denjenigen, die ihm Speise oder Trank, Wasser zur Reinigung und Erfrischung die Glieder oder sonst etwas Nöthiges darreichten. Als er endlich schwer erkrankte, wollte kein Mönch, wie sonst gewöhnlich, das Kloster verlassen, um sich in die Einsamkeit zu begeben. Selbst der Patriarch Nicephorus und seine Geistlichen besuchten ihn, empfahlen sich in sein Gebet, und umarmten ihn. Der Heilige hatte seinen Feinden Alles verziehen, damit Gott auch ihm verzeihe. Als der Abt ihn fragte, ob er nicht eine letztwillige Anordnung zu treffen hätte, hob er sein Kleid in die Höhe und sprach: »Mehr als dies hab' ich nicht, alles Andere habe ich euch gegeben.« Am Samstag vor dem Palmsonntag, an welchem die griechische Kirche die Auferweckung des Lazarus feiert, verschied er, um den Auferstehungs-Hymnus, den er eben angefangen hatte, im Himmel zu vollenden. Von seinen 79 Lebensjahren hatte er 55 in der klösterlichen Einsamkeit zugebracht. Am darauf folgenden 4. April d.J. 813 wurde er begraben. Der Patriarch selbst vollzog die Ceremonien, während welcher Abt Theodor die Leichenrede hielt. Die Volksmenge war so groß, daß es fast nicht möglich war, die geliebte Leiche zu bestatten. Seine Verehrung pflanzte sich fort von Geschlecht zu Geschlecht durch alle Jahrhunderte. Sein Todestag soll nach Einigen den 19. März gewesen sein. (I. 364–376.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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