- Porphyrius, S. (3)
3S. Porphyrius Ep. Conf. (26. Febr. al. 2. März). Dieser hl. Bischof von Gaza war zu Thessalonich in Macedonien um d.J. 353 geboren. Seine Eltern waren sehr angesehene, mit zeitlichen Gütern reich gesegnete Bürgersleute. Die göttliche Liebe bewog ihn, das einsame Leben aufzusuchen. Er ging, etwa 25 Jahre alt, also um d.J. 378, nach Aegypten in die Wüste Scete. Hier brachte er in heiligen Uebungen und Bußwerken fünf Jahre zu. Eine Wallfahrt an die hl. Stätten Palästinas brachte ihn an den Jordan, wo er schwer erkrankte. Hiedurch wurde er genöthiget, nach Jerusalem zurückzukehren. Doch setzte er, so gut er konnte, sein Gebets- und Bußleben fort. Auf einen Stock gestützt, besuchte er alle Tage, obgleich von beständigem Schmerz an der Leber und an den Eingeweiden geplagt, die heiligen Orte. Besonders war die Auferstehungskirche sein Lieblingsaufenthalt. Hier hörte er die göttliche Lehre und nahm Theil am geheimnißvollen Mahle unseres Herrn. Eines Tages wurde er aber auf wunderbare Weise gesund. Er war an dem Orte der Kreuzigung des Herrn in Betrachtung versunken und sah im Geiste den Gekreuzigten und neben Ihm den geretteten Schächer. Da faßte er Vertrauen und flehte wie dieser: »Herr, gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst.« Da hörte er den Herrn zum Schächer sagen: »Steige herab vom Kreuze und rette den Unglücklichen, wie auch du gerettet wurdest.« Er sah dann, wie der Schächer das Kreuz verließ, zu ihm hintrat, ihn umarmte und küßte, ihm die Hand gab und sprach: »Komm' zum Erlöser!« Er stand auf und lief zu ihm din, sah Ihn aber gleichfalls vom Kreuze herabgestiegen und hörte Ihn sprechen: »Nimm dieses Holz und bewahre es wohl!« Er nahm und trug es fort. Als er wies der zu sich kam, war er vollständig geheilt. Sein Freund Marcus, welchen er mit den gehörigen Vollmachten in seine Vaterstadt geschickt hatte, um sein Erbgut in Empfang zu nehmen, traf ihn auf diese Weise vollkommen gesund. Das ererbte große Vermögen theilte der Heilige mit den Armen, Kirchen und Klöstern, besonders denen in Aegypten, die oft am Nothwendigsten Mangel litten. Er behielt für sich Nichts mehr, denn er hatte sich vorgenommen, in freiwilliger Armuth Jesus nachzufolgen. Was er bedurfte, verdiente er sich durch Schuhmacher- und Lederer-Arbeit (nicht Zeltweberei), die er betrieb, um nicht betteln zu dürfen. Die Bitte des Marcus, mit ihm ein gemeinsames Leben zu führen, schlug er ab, weil es heiße: »Wer nicht arbeitet, soll nicht essen.« Nebenbei betrieb er die Lesung und Erklärung der hl. Schrift, in welcher er seltene Kenntnisse besaß, die er gerne auch Andern mittheilte. Allen Leidenschaften abgestorben, gerieth er nur gegen die Feinde des Glaubens in Zorn. Diese Lebensweise bewirkte, daß er auf das ungestümme Drängen des Priesters und nachmaligen Bischofs Praulius gegen seinen Willen die Priesterweihe und das besondere Amt der Bewahrung der Reliquien des heil. Kreuzes erhielt. Auf solche Weise ging die Weisung in Erfüllung, die er in der Ekstase von Jesus empfangen hatte. Aber als Priester fuhr er fort, wie die Einsiedler in der Wüste, in äußerster Enthaltsamkeit zu leben. Zurückgezogenheit und Gebet, Betrachtung, Lesung der hl. Schriften, Wohlthätigkeit gegen die Armen, Belehrung der Unwissenden in den Kirchen und bei sonstigen Anlässen sind die hervorragenden Spuren, die sein priesterliches Leben bezeichnen und ihn unbewußt auf die würdige Führung des bischöflichen Amtes vorbereiteten. Als nämlich i. J. 396 der hl. Bischof Irenion (16. Dec.) von Gaza gestorben war, erhielt er gegen sein Wissen und Wollen vom Herrn selbst die Offenbarung, daß er mit einer zwar armen und verachteten, aber guten und gesitteten Braut vermählt werden solle, die er zu schmücken berufen sei, so daß sie ihrer frühern Armuth vergesse. In der That war der Metropolit Johannes von Cäsarea auf die Tugenden dieses gottesfürchtigen Priesters aufmerksam geworden, weßhalb er beschloß, ihn zu prüfen und behufs Erforschung seiner Schriftkenntnisse zu sich kommen zu lassen. Auf die erste Begrüßung erkannte er ihn für tauglich zur bischöflichen Würde und ertheilte ihm, obwohl er sich für durchaus unwürdig erklärte, die bischöfliche Weihe. Er empfing sie gegen seinen Willen unter einem Strom von Thränen. Tags darauf feierte er zum ersten Male als Bischof die heiligen Geheimnisse, verweilte am folgenden Tage noch in Cäsarea und reiste hierauf über Diospolis (Lidda) nach Gaza. Schon auf dem Wege erfuhr er, daß dort schwere Kämpfe auf ihn warteten. In den vor der Stadt gelegenen Dörfern lagen Dornen und Unrath auf der Strasse; die dort noch zahlreichen Heiden hatten ihm diesen Empfang bereitet. Auch die Stadt selbst war noch großentheils dem heidnischen Götterdienste, (vorab dem sehr ausschweifenden des kretischen Jupiter), welcher hier den Namen Marnas (Marnius) führte, ergeben. Doch befanden sich außer der Kathedrale, welche der hl. Irene geweiht war, auch mehrere christliche Kirchen in Gaza, zu welchen er bald nach seiner Ankunft eine große Bitt-Procession veranstaltete, um Regen zu erflehen. Sie hatte den besten Erfolg, während die Heiden vorher umsonst zu ihren Götzen um die nämliche Gunst gebetet hatten. In Folge dieser außerordentlichen Gebetserhörung bekehrten sich 127 Götzendiener, denen bald 105 andere nachfolgten. Als nicht lange darauf kaiserliche Edicte neuerdings die Schließung der Götzentempel befahlen und deren Besuch verboten, fand er für seinen Eifer noch größern Spielraum. Er erwirkte sogar i. J. 401 bei seiner Anwesenheit in Konstantinopel noch weitere kaiserliche Befehle welche die vollständige Schleifung der Tempel und die Vernichtung der Götzenbilder anordneten. Auch der Tempel des Marnus wurde zerstört und an seine Stelle eine große christliche Kirche erbaut. Um so höher stieg jetzt die Erbitterung und der Haß der Heiden gegen den hl. Porphyrius und die Christen. Sie erregten einen Aufstand, in welchem sieben Menschen getödtet wurden, und stürmten die bischöfliche Wohnung. Da sie den Heiligen, welcher über die Dächer dinweg die Flucht ergriffen hatte, nicht fanden, zertrümmerten sie Alles im Hause, was ihnen unter die Hände fiel. Nicht lange nachdem die Verfolgung ausgetobt hatte, wohnte er i. J. 415 der Synode von Diospolis bei, wo der ketzerische Pelagius die versammelten Väter durch ein scheinbar rechtgläubiges Bekenntniß täuschte, denn er behielt im Herzen, wie der heil. Augustinus sagt, was er mit dem Munde leugnete. In seinem Testamente gedachte er besonders der Armen. Er entschlief selig im Herrn am 26. Febr. d.J. 421. Sein Name steht in den Martyrologien der Griechen und der Lateiner unter großen Lobsprüchen. Der Verfasser seiner Biographie schließt dieselbe mit den Worten: »Nun ist er im Paradiese der Wonne und bittet für uns mit allen Heiligen, auf deren Gebete der dreieinige Gott sich unser erbarmen wird.« In einem griechischen Menologium steht er zum 2. März. Abbildungen zeigen ihn als Bischof mit einem geschlossenen Buche in der Hand, oder wie er, den Mantel mit griechischen Kreuzen bedeckt, vor dem Christusbilde betet. (III. 643–661.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.