Pulcheria, S.

Pulcheria, S.

S. Pulcheria, V. (10. Sept. al. 11. Juli). Die hl. Kaiserin Pulcheria mit dem Vornamen Aelia war die Tochter des Kaisers Arcadius und seiner Gemahlin Eudoxia. Das Jahr 396 oder 397 wird als ihr Geburtsjahr angenommen. Der Vater starb i. J. 409 mit Hinterlassung eines Sohnes Theodosius II., der 8 Jahre zählte, und dreier Töchter, von welchen Kindern die heil. Pulcheria die älteste war. Eine andere ältere Schwester war nämlich schon früher gestorben. Die Vormundschaft erhielt der Minister Anthinus. Um diese Zeit legte sie das Gelübde der jungfräulichen Keuschheit ab und opferte zum bleibenden Andenken desselben der Hauptkirche von Konstantinopel ein prachtvolles Antependium. Die heil. Pulcheria, deren Tugenden schon früh zu leuchten anfingen, wurde am 14. Juli d.J. 414 zur Augusta erhoben. Von da an betheiligte sie sich an der Vormundschaft über ihren Bruder, dem sie eine vortreffliche Erziehung gab und sorgte zugleich in mütterlicher Weise für ihre Schwestern. Sie bezog Alles auf Gott, und diente Ihm in Allem. Seine Gerechtigkeit, Weisheit und Liebe schien ihr das schönste Vorbild einer guten Regentin. Daher lebte sie in größter Eingezogenheit und Frömmigkeit, als ob sie im Kloster wäre, baute und beschenkte Kirchen und Altäre, gründete Spitäler für Arme und Kranke und Gottesäcker für verstorbene Pilger und Fremdlinge. Dadurch gewann sie ihre Unterthanen, mehrte ihren Wohlstand, sorgte für gute Sitten und brachte den römischen Namen überall zu hohen Ehren. Am 7. Juni 421 heirathete aber der Kaiser Theodosius II. und erhob zwei Jahre später seine Gemahlin Eudoxia (Athenais) zur Mitregentin. Jetzt gab's Neid, welchen der Eunuch Chrysaphius nährte und schürte. Im Jahre 431 nach dem Schlusse des Concils von Ephesus und der Verurtheilung des Nestorius erneuerten sich die Intriguen. Der heil. Flavian sollte ihr, was er nicht wollte, wider ihren Willen den Schleier geben. Dieß hatte sein und ihr Hauptgegner, der ränkevolle Chrysaphius, des Kaisers vertrautester Rath, angezettelt. Sie zog sich also, um dieses zu verhindern89, im J. 447 von den Staatsgeschäften zurück, und wohnte fortan in klösterlicher Einsamkeit bei der Kirche Hebdomon. Sie hatte vor, die Welt zu vergessen und sich von ihr vergessen zu lassen, um allein mit Gott zu verkehren und in seinem Gesetze zu betrachten Tag und Nacht. Hiedurch gerieth aber das Reich in Verwirrung und sichtlichen Verfall. Auf Anrathen des heil. Papstes Leo nahm sie sich der öffentlichen Angelegenheiten wieder an. Sie erlangte und erhielt eine Audienz bei ihrem Bruder, in Folge deren Chrysaphius entsetzt, auf eine Insel verbannt und daselbst ermordet wurde. Der Kaiser starb i. J. 450. Seine Gemahlin zog sich nach Palästina zurück und die hl. Pulcheria übernahm wieder die Reichsregierung, welche sie mit dem Illyrier Marcian, mit welchem sie eine jungfräuliche Ehe einging, theilte. Schon im folgenden Jahre verkündete das Concil von Chalcedon das Lob des Kaiserpaares. Dieses hinwiederum schützte und vertheidigte dessen Beschlüsse. Ob und welchen Einfluß die hl. Kaiserin auf die i. J. 451 erlassenen Gesetze gegen die Götzendiener hatte, wissen wir nicht. In Konstantinopel erbaute sie zu Ehren der Mutter Gottes drei große Kirchen. Die Reste des heil. Patriarchen Flavian wurden auf ihre Veranlassung nach Konstantinopel gebracht und in der Apostelkirche ehrenvoll beigesetzt. In der Kirche Hodegion ließ sie ein der Sage nach vom hl. Lucas gemaltes, ihr von der Kaiserin Eudoxia aus Jerusalem geschicktes Muttergottesbild aufstellen, bei welchem sich bald wunderbare Heilungen zutrugen. Die Reliquien der hhl. 40 Martyrer von Sebaste wurden auf ihre Veranlassung erhoben und ihre Uebertragung angeordnet. (Vgl. S. Proclus3.) Vor ihrem, am 10. Sept. des J. 453 erfolgten Tode machte sie nochmal der Kirche und den Armen reiche Geschenke, und bedachte dieselben außerdem in ihrem Testamente. Ihre hohe sittliche Tugend und Regentenweisheit, ihr Muth in Gefahren, ihre treue Anhänglichkeit an den katholischen Glauben und den apostolischen Stuhl zu Rom, ihre Frömmigkeit und Nächstenliebe, ihre innige Andacht zu der Mutter Gottes und den Heiligen sind von Freund und Feind bezeugt. Ihre Verehrung ist daher im Abend- und Morgenlande allgemein und begann sogleich nach ihrem seligen Hinscheiden. Man stellt sie dar als kaiserliche Jungfrau, also mit Scepter und Lilie.



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