Remedius, S. (5)

Remedius, S. (5)

5S. Remedius (Romedius), Conf. (1. Oct. al. 19. Jan.) Dieser hl. Remedius oder, wie man in seinem Heimatlande Tyrol gewöhnlich spricht und schreibt, Romedius ist ein Einsiedler, welcher im Bal di Non (Anania, Anaunia), Bisthums Trient im Beginn des 5. Jahrh. gestorben ist. Ein Schriftsteller aus Trient, Namens Bartolomäus, hat zuerst die über ihn umlaufenden Volkserzählungen gesammelt; diese Lebensbeschreibung haben die Boll. mit einer Einleitung von Suysken herausgegeben. Eine andere Schrift über diesen Heiligen mit dem Titel: Gloriosus S. Remedius (der glorreiche hl. Remedius) ist zu Prag i. J. 1699 mit Kupfern erschienen. Auch Raderus (Bav. S. I. 49) hat ihn behandelt. In neuester Zeit hat endlich Hr. Stadtpfarrer Peer in Sterzing eine »kurze Geschichte des heil. Romedius« zur Orientirung für seine Verehrer herausgegeben und mit schriftlichen Notizen uns zur Benützung mitgetheilt. Der Heilige stammte aus dem Geschlechte der Grafen zu Thaur, die mit den Grafen von Andechs, Dießen und Hohenwart nahe verwandt waren. Aus Liebe zu Jesus und den Armen verschenkte er sein ganzes Vermögen und wallfahrtete mit zwei frommen Jünglingen, Abram (Deodatus) und David genannt, zu den Gräbern der hl. Apostel und an andere Orte, welche durch den Besitz von Reliquien berühmt waren. Das fromme Alterthum hat uns noch ein Gebet überliefert, welches der hl. Remedius an diesen Stätten zu verrichten pflegte. Es lautet: »Herr Jesus von Nazaret, Sohn des lebendigen Gottes, durch die Fürbitte des lieben Heiligen, dessen Reliquien sich hier befinden, bitte ich Dich, Du wollest mich nicht verwerfen, sondern mich bewahren vor allen eiteln und gefährlichen Sorgen für diese Zeit, vor allem Betrug des geschwornen Seelenfeindes und vor Allem, was meinem Heile hinderlich ist.« Nach seiner Rückkehr von Rom verweilte er einige Zeit bei dem hl. Bischof Vigilius von Trient und erbaute sich dann im Bal di Non eine Klause, wo er mit seinen zwei Gefährten gottselig lebte. Sie befand sich unweit des Marktes Cles (Fcclesia; schon der Name »Kirche« verkündet die für die ganze Umgegend wohlthätige frühere Bedeutung des Ortes), wo ehedem ein Tempel des Saturn stand, welchen der Mann Gottes in eine christliche Kirche umgewandelt hat. Ein Bächlein in der Nähe führt jetzt noch den Namen: »Wasser des hl. Romedius.« Wie das Licht im Finstern, so leuchteten die drei Einsiedler im ganzen Thale durch Frömmigkeit und Tugend. Weitere Einzelnheiten sind nicht bekannt. Daß er mit dem heil. Vigilius bis zu seinem Tode in beständigem Verkehr stand, ist selbstverständlich. Eines Tags, als er wieder nach Trient reiten wollte, um den hl. Vigilius zu besuchen, fand sich's, wie die Sage erzählt, daß ein Bär sein Rößlein zerrissen und gefressen hatte. Da befahl der hl. Remedius seinem Gefährten David, dafür den Bären einzuzäumen, was dieser sich gefallen ließ, worauf der Heilige zum großen Erstaunen der Leute auf dem Bären nach Trient hin- und zurückritt. Daher wird er auf einem wie zahm liegenden Bären sitzend, nicht reitend, mit einem Pilgerstabe in der Hand dargestellt. Sein Todesjahr ist nicht bekannt. Papst Pius VI. hat i. J. 1795 gestattet, wie von jeher in der Trientner Diöcese, so auch im Bisthum Brixen das Fest des hl. Bekenners Remedius mit Tagzeiten und hl. Messe zu feiern. Auch seine Gefährten werden vom Volke als Heilige verehrt. Unter den auf den hl. Remedius bezüglichen alten Schriften im Kloster zu Viecht befindet sich ein Hymnus, dem wir aber Kürze halber nur die folgende Strophe entnehmen, weil darin die Uebel, gegen welche er angerufen wurde und wird, verzeichnet sind:


Aegrum corpus, angor mentis,

Febris, languor, furor dentis,

Ignis, grando abeant;

Fuge daemon, fuge saga

Et inundans cesset plaga

Vires aegria redeant.


Körperkrankheit, Angst im Herzen,

Fieber, Schwäche, Zähneschmerzen,

Feuer, Hagel, fort von hier!

Fliehet Teufel, weichet Druten

Sammt der Ueberschwemmung Fluten,

Kraft, o Schwacher, werde dir!


Dieses Vertrauen zu dem Heiligen ist uralt. Die Reliquien des hl. Einsiedlers sammt seinem Wanderstabe standen zu Cles allezeit in Verehrung. Im J. 1292 wurde hier ein (Benedictiner-) Priorat gestiftet. Unter der Kirche zeigt man die Höhle, wo der Heilige gewohnt und gebetet hat. Am 10. Jan. und in den Pfingstfeiertagen findet großer Concurs statt. Der Graf Remedius von Thun brachte einen Arm des Heiligen auf sein Schloß Choltiz in Böhmen. Auch hier befindet sich seitdem eine Remediuskirche. Aber besonders zu Thaur im Bisthum Brixen, der Geburtsstätte des hl. Einsiedlers, anderthalb Stunden von Innsbruck, steht seine Verehrung in großer Blüthe. Nicht weit von den Ruinen des Schlosses Thaur, nördlich vom Dorfe steht eine nach der Sage ursprünglich von dem Heiligen selbst erbaute Kirche. Auch hier befand sich ehedem eine Höhle, in welcher der Heilige nach der Ueberlieferung öfter gebetet hat. Die Kirche ist i. J. 1628 durch den Pfarrer Georg Meringer neu erbaut worden. Die gegenwärtige Schloßkirche wurde erst gegen Ende des vorigen Jahrhunderts erbaut und am 2. Nov. 1804 vom Erzbischof Carl Graf von Lodron eingeweiht. Auf dem Hochaltare befindet sich das Standbild des hl. Remedius auf einem Bären sitzend. Andere Reliquien befinden sich zu Hall in der Waldauf'schen Kapelle. Zahlreich sind die zu Thaur sich ereignenden Gebetserhörungen und wunderbaren Heilungen. Besondere Verehrung wurde dem hl. Remedius schon vor mehreren Jahrhunderten auf dem Georgenberg, oder vielmehr in dem auf diesem Berge vormals befindlichen Kloster, dessen Bewohner seit dem J. 1705 sich in Viecht niedergelassen haben, während auf dem Georgenberge nur eine Wohnung für einige Religiosen belassen wurde. Nach der Ueberlieferung hat Kaiser Heinrich IV. (in der gegenwärtigen Abschrift dieser Urkunde heißt es Heinrich III.) i. J. 1097 das hl. Haupt des Remedius der alten Abtei auf dem Georgenberg übergeben, welches er vom Bischof von Trient erhalten hatte. Die Orginalurkunde ist im Anfange des 17. Jahrh. verloren gegangen. Diese Reliquie befindet sich seit dem Jahr 1851 zu Thaur in der Schloßkirche. Im J. 1470 schenkte der Bischof Johannes von Trient dem Abte Kaspar auf dessen Bitten noch mehrere Reliquien des hl. Remedius, die bisher im Val di Non (Anania) verborgen waren. Mit dieser Schenkung wurde eine Urkunde desselben Bischofs ausgefertigt, die noch im Kloster aufbewahrt wird, in welcher der Wunsch ausgedrückt ist, es möchten die Bewohner des Innthales, in welchem einst der hl. Remedius gelebt, sich auf Erden an seinen heiligen Ueberresten erfreuen und ihn einst nach einem glückseligen Tod als Patron und Fürsprecher im Himmel finden (ut quem vallis Oeni in vita dum habuerat de ejus praesentia Reliquiarum gaudeat in terris, eundemque quoque post felicissimum transitum et Patronum habeat in coelis). Zugleich benennt die Urkunde die überschickten Reliquien, nemlich ein Schulterblatt, ein Armröhrbein, eine Rippe, einen Rückenwirbel, einen Fuß- und einen Handknöchel. Diese letzte Reliquien schenkte Abt Kaspar i. J. 1470 dem Frauenkloster Hohenwart in Bayern. Sämmtliche Reliquien, welche auf dem St. Georgenberg sich befanden, wurden bei dem großen Brande d. J. 1705 gerettet und in das Schloß des Freiherrn von Tannenberg und Herrn auf Rottenburg gebracht, wo sie von der frommen Freifrau und ihren Töchtern aufs Geschmackvollste in Gold und Seide gefaßt und i. J. 1729 in ein kunstvoll verfertigtes Behältniß gelegt und so feierlicher Prozession in die am Fuße des Georgenberges neuerbaute Klosterkirche übertragen wurde. (I. 36–56.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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