- Renildis (2)
2Renildis, V. (30. Mai). Diese gottselige Jungfrau war von Landleuten im Dorfe Knüppenhaus, der Pfarrei Wester-Kappel, in Westphalen geboren und dort unter ländlichen Beschäftigungen erzogen, lernte aber mit dem Hauswesen zugleich auch die christliche Frömmigkeit. Sie starb, wie aus ihrer Grabschrift hervorgeht, als Opfer des Geizes ihres Stiefvaters. Die später entstandene Legende beweist ihr große Frömmigkeit. Im Volksmunde läuft nämlich die folgende Erzählung um: Sie ging so gerne zur Kirche, daß sie selbst an Werktagen der heil. Messe beizuwohnen sich zur Pflicht machte. Wenn sie auf Befehl ihrer Eltern ackern mußte und während der Arbeit die Glocke zur Messe rief, ließ sie Pferde und Pflug stehen und eilte zur Kirche, um den eucharistischen Jesus anzubeten. Mittlerweile blieb ihre Arbeit nicht ungeschehen; denn wenn sie nach Beendigung des hl. Geheimnisses zurückkam, fand sie, daß so viele Furchen gezogen waren, als sie selbst, wenn sie ununterbrochen gearbeitet hätte, würde haben ziehen können, indem himmlische Geister die auferlegte Arbeit vollbringen halfen. Darüber erdrosselte die von dem Stiefvater aufgereizte wüthende Mutter mit barbarischer Hand ihre Tochter und warf sie in einen Brunnen, damit ihre Frevelthat nicht ans Licht käme. Renildis jedoch saß bald darauf lebend auf der Einfassung des Brunnens und erzählte, daß sie wunderbar durch die Hand eines Engels aus dem Wasser gezogen worden sei. Die Mutter ergreift abermals die Tochter, erwürgt sie mit grausamer Hand und vergräbt sie in einer im Ochsenstalle gemachten Grube. Doch Gott wollte den unmenschlichen Kindsmord nicht verborgen lassen. Ein wunderbares Licht ließ sich vom Himmel auf den Stall hernieder, und die von ungewöhnlichem Feuer bei Tag und Nacht entzündete Luft zeigte den Nachbarn die Unthat an. Man sucht den Leib der Jungfrau, findet ihn auf und gräbt ihn aus zu der Zeit, wo der unglückliche Stiefvater der Ermordeten auf einer Rückkehr von Osnabrück vom Pferde stürzt und das Genick bricht. Man wollte nun den Leib der seligen Jungfrau zugleich mit dem Leichnam ihres Stiefvaters in einer Grabstätte auf dem Kirchhofe zu Kappel begraben. Vergebens; die dreimal eingegrabenen Ueberreste der Jungfrau wurden jedesmal am andern Morgen außerhalb des Grabes gefunden. Deßhalb wurden dieselben auf den Rath frommer Leute auf einen Wagen gelegt und zwei junge Stiere davor gespannt, die sie hinführen sollten, wohin es Gott gefiele. Als der Wagen durch Ippenbüren kam, läuteten alle Glocken freiwillig. Endlich blieben die Stiere stehen und der Leib der Jungfrau wurde vom Wagen herabgenommen und dort beerdigt, wo er jetzt noch liegt. Daselbst war ein unbebautes Land, nur fanden sich dort mehrere Gesträuche, die in der Landessprache Riesenbeeren genannt werden. In der Folge siedelten sich an dem Orte, durch den Ruf vieler dort geschehener Wunder angezogen, Leute an, und es wurde daselbst eine Pfarrkirche erbaut, die man Risenbeck nannte, sowohl wegen der Gesträuche, als wegen der dortigen Bäche. In der Kirche erblickt man das Grab der sel. Renildis, das aus massivem Stein ziemlich hoch aufgeführt ist. Den obern Stein ziert das Bildniß der Jungfrau mit gefalteten Händen, offener Stirne und niedergeschlagenen Augen. Nebenan steht ein Engel, der ihre Seele in den Himmel trägt. Die dabei befindliche Inschrift lautet: »Leichnam der Renildis.« Und: »Jeder bete für die Jungfrau, die Erbin ihres verstorbenen Vaters, welche die eigene Mutter auf Antrieb ihres zweiten Gatten ermordet hat; es sind ihr, der frommen Miterbin Christi, die himmlischen Sitze zu Theil geworden.« Die Boll. haben sie unter den Uebergangenen aufgeführt. (Westph. S. I. 212–214.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.