- Romula, SS. (1)
1SS. Romula, Redempta et Herundo, V. V. (23. Juli). Von diesen hhl. Jungfrauen schreibt Papst Gregorius (dial. IV. 15.) »Zur Zeit, als ich ins Kloster ging, lebte eine alte Frau, Redempta mit Namen, als Klosterfrau gekleidet in der Stadt bei der Kirche der sel. und unbefleckten Jungfrau Maria.« Sie war eine Schülerin jener Herundo gewesen, welche in großer Heiligkeit auf den Bergen bei Präneste (Palestrina) als Einsiedlerin gelebt haben soll. Diese Redempta hatte zwei gleich ihr gekleidete Schülerinnen; die Eine hieß Romula, den Namen der Andern weiß ich nicht, obschon ich sie von Angesicht kenne. Diese drei wohnten in einem Häuschen beisamen und führten ein an zeitlichen Gütern armes, an Tugenden aber reiches Leben. Die eben genannte Romula übertraf ihre Mitschülerin weit an Verdiensten. Sie war überaus geduldig und gehorsam, beobachtete das strengste Stillschweigen und betete ohne Unterlaß. Aber sie, die man nach menschlicher Ansicht schon für vollkommen hielt, etwa so, wie wir Bildhauer- oder Prägearbeiten, wenn wir sie mit unserm ungeübten Augen ansehen, bereits für vollendet halten, während der Künstler noch immer daran feilt und hämmert, sollte nach dem Rathschlusse noch mehr geläutert werden. Sie ward von einer auszehrenden Krankheit befallen und mußte viele Jahre im Bette zubringen, ohne den geringsten Gebrauch von ihren Gliedern machen zu können. Darüber zeigte sie sich nie im Mindesten ungeduldig, sondern wurde um so kräftiger in der Uebung der Tugenden, betete um so eifriger, je mehr ihre Körperschwäche zunahm, je weniger sie eine andere Arbeit verrichten konnte. Einst hörte Redempta sie bei der Nacht rufen: »Mutter komn', Mutter komm'!« Redempta und die andere Schülerin standen auf, so wie sie mir beide berichteten, und ich selbst mit vielen Andern es damals erfuhr. Als sie bei dem Bette der Kranken standen, erfüllte plötzlich ein himmlisches Licht den ganzen Raum der Zelle und es erglänzte ein so heller Schimmer, daß die Umstehenden innerlich zitterten und vor Schrecken ihr ganzer Leib erstarrte. Sie hörten zahlreiche Fußtritte, als ob viele Leute in die Zelle gingen, sie vernahmen das Knarren der Thüre, die von der Menge gedrückt wurde und fühlten das Drängen der Hereingekommenen, konnten sie aber aus Furcht und vor dem Glanz des Lichtes nicht sehen. Darauf folgte ein so wunderbarer Wohlgeruch, daß ihr über den Glanz erschrockenes Gemüth durch die Annehmlichkeit des Geruches wieder auflebte. Da sie aber gleichwohl die große Helle nicht ertragen konnten, fing Romula an, ihre Meisterin Redempta zu trösten und sagte mit zarter Stimme: »Mutter! fürchte dich nicht; ich werde noch nicht sterben.« Dieses wiederholte sie oft. Allmählich verschwand das Licht, aber der Wohlgeruch blieb bis in den zweiten und dritten Tag. In der vierten Nacht aber rief Romula wieder ihre Meisterin, bat um die Wegzehrung und erhielt sie. Noch waren Redempta und die andere Schülerin nicht vom Krankenlager weggegangen, als plötzlich auf der Gasse vor der Zelle zwei Chöre von Sängern standen; man konnte, wie sie sagten, die männlichen und weiblichen Stimmen gut unterscheiden; jene singen die Psalmen an und diese antworteten. Während so vor der Zelle die himmlischen Exequien gefeiert wurden, löste sich die heilige Seele von ihrem Leibe, und je höher sie zum Himmel stieg, um so höher stiegen die Chöre der Sänger und um so sanfter drang der Gesang in die Ohren, bis endlich Gesang und Wohlgeruch aufhörten. Die Leiber der hhl. Romula und Redempta ruhen in St. Maria Maggiore (Piazza. II. 73); einige Reliquien sollen nach Tivoli gekommen sein. Auf Bildnissen findet sich ihr oben beschriebenes seliges Hinscheiden dargestellt. (V. 482–484.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.