Arsenius, S. (4)

Arsenius, S. (4)

4S. Arsenius, Anachoreta, (19. Juli, al. 8. Mai, 21. Juli). Der hl. Arsenius (nach Einigen auch Arsenes), von Geburt ein Römer, war aus einer sehr vornehmen Familie entsprossen und wurde um das Jahr 354 geboren. Von Kindheit an bewies er glühenden Eifer für jede Tugendübung und erwarb sich vielseitige Kenntniß in der griechischen und lateinischen Literatur. Nach dem Mart. Rom. soll er »Diakon der römischen Kirche« gewesen seyn; allein die Bollandisten weisen historisch nach, daß weder die Lebensbeschreibung des Heiligen von Theodor Studita (759–826), noch die alten Martyrologien und das Leben der Altväter eine Andeutung darüber enthalten. Der Kaiser Theodosius der Große suchte zur selben Zeit einen Mann, dem er die Erziehung seiner Kinder anvertrauen konnte, und da er von dem hl. Arsenius hörte, daß er alle Eigenschaften eine Erziehers habe, so ließ er ihn nach Konstantinopel kommen und übergab ihm seine Söhne Arkadius und Honorius. Nach Butler soll der Kaiser Theodosius in dieser Angelegenheit an den Kaiser Gratian nach Rom geschrieben und ihn gebeten haben, sich über die von ihm zu treffende Wahl mit dem römischen Bischofe (nach Einigen mit Papst Damasus) zu besprechen; worauf dann dieser auf unsern Heiligen als den geeignetsten aufmerksam gemacht habe; allein die Bollandisten halten dieß darum nicht für richtig, weil zu derselben Zeit der Kaiser Gratian nicht mehr am Leben gewesen. Nach Theodor Studita, dem Verfasser der Vita, fiel der Kaiser dadurch auf die Wahl des hl. Arsenius, weil der Ruf seiner Tugend und Gelehrsamkeit zu ihm gedrungen war (ἐξηκούσϑη τὰ περὶ αύτοῠ). Nach dem Metaphrastes und Andern empfing ihn der Kaiser mit den größten Ehrenbezeugungen. Er erhob ihn zur Senatorwürde und befahl, ihn als Vater seiner Kinder zu ehren. Nach eben diesem Metaphrastes sei Arsenius während des Unterrichts gestanden und seine Schüler gesessen, bis der Kaiser es erfahren und es abgeändert habe; dann habe er einst den Arkadius wegen einer Nachlässigkeit strenge gezüchtigt und dieser deßhalb gegen ihn einen Groll gefaßt, der Ursache gewesen, warum der Heilige heimlich den kaiserlichen Hof verlassen habe; nach Andern habe der Kaiser Theodosius befohlen, daß sein Sohn Arkadius, der schon zum Augustus erklärt worden, von dem hl. Manne nicht anders als stehend den Unterricht empfangen. Dieses habe Arkadius für eine schimpfliche Erniedrigung gehalten und schon daran gedacht, den lästigen und strengen Lehrer ermorden zu lassen, und dieses habe dann den hl. Arsenius, davon in Kenntniß gesetzt, bewogen, sich zu entfernen. Allein diese und ähnliche Erzählungen entbehren nach unsern Gewährsmännern alles historischen Grundes, und ist namentlich die Ursache seiner Entfernung vom kaiserlichen Hofe in etwas ganz Anderem zu suchen. Als nämlich einst der hl. Arsenius, der schon von Natur einen unwiderstehlichen Hang zur Abgeschiedenheit hatte, im inbrünstigen Gebete lag und die Stimme vom Himmel hörte: »Arsenius! fliehe die Gesellschaft der Menschen und du wirst leben,« verließ er sogleich heimlich den Palast und fuhr in einem eben bereit liegenden Schiffe nach Alexandria, nachdem er 11 Jahre (383–394) am Hofe gewesen und in einem Alter von 40 Jahren stand. In der Wüste Skethin (Butler Scete) in Lybien (nach dem Mart. Rom. »apud Scetim, aegypti montem«), wohin er von Alexandria aus gegangen war, angekommen, stellte er sich den Mönchen vor und bat um Aufnahme in ihre Genossenschaft. Die Brüder hielten Rath, wessen Leitung sie ihn übergeben sollten und schickten ihn dann zum Abte Johannes, welcher wegen seiner kleinen Gestalt κολοβός = der Kleine, Zwerg genannt wurde. Nach glücklich überstandener Prüfung nahm ihn dieser in seine Genossenschaft auf, und hier war es zum zweiten Male, wo er eine Stimme hörte, die sprach: »Arsenius! fliehe, schweige, ruhe; dieß sind die Grundlagen des Heils.« Der Heilige, der von nun an allein eine Zelle bewohnte, kam getreu diesen Worten nach. 40 Jahre lebte er in der größten Abgeschiedenheit und der strengsten Abtödtung dem Gebete, den Nachtwachen, in harter Arbeit, fortwährend Thränen über seinen frühern Wandel vergießend. Er besaß die Gabe der Thränen in so hohem Grade, daß er stets ein Tuch auf seinem Schooße hatte, um die Thränen, die beständig seinen Augen entflossen, abzuwischen. Gleich im Beginn seines Einsiedlerlebens hatten die Brüder in der skethischen Wüste von den Einfällen der Maziken, eines wilden Volkes in Lybien, viel zu dulden und mußten sich vor ihnen flüchten; der hl. Arsenius aber blieb damals von aller Gefahr unangefochten in seiner Zelle; als sich aber im J. 434 oder 435 diese Einfälle wieder erneuerten, begab er sich auf den Felsen Troe, auch Petra genannt, unweit Memphis und 10 Jahre später nach Canope bei Alexandria; da er aber die Zerstreuungen, welche ihm die Nähe dieser großen Stadt verursachte, nicht ertragen konnte, kehrte er nach 3 Jahren wieder nach Troe zurück, wo er noch 2 Jahre lebte und endlich im Frieden des Herrn starb in einem Alter von 95, oder nach Andern von 120 Jahren. Als ihn der Priester der Gemeinschaft (ποιμήν) sterben sah, rief er mit bethränten Augen aus: »Glücklicher Arsenius! daß du, so lange du auf Erden warst, über dich weintest! Die hier nicht weinen, werden ewig weinen drüben im andern Leben.« Sein Name steht im allgemeinen Mart. Rom. am 19. Juli, in dem für den Orden des hl. Basilius am 21. desselben Monats, und wird bemerkt, daß er dem Orden des hl. Basilius angehört habe. Die Griechen verehren ihn am 8. Mai.



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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