- Thomas Mettamus (98)
98Thomas Mettamus (Juni), ein Priester der Gesellschaft Jesu, welcher aus vornehmem Geschlechte in England geboren war. Er hatte sich verschiedene und tiefe Kenntnisse erworben, den Grad eines Doctors der Philosophie und eines Licentiaten der Theologie erhalten, und stand bei den Katholiken in hoher Achtung. Deßhalb hatte er sich aber den Haß der Ketzer zugezogen. Um seine in den Schulen erworbene Gelehrsamkeit, sowie sein Leben und Blut zum Wohle seines Vaterlandes zum Opfer zu bringen, kehrte er sogleich nach empfangener Priesterweihe wieder dahin zurück. Kaum war er dort angekommen, so wurde er alsbald in Fesseln gelegt und in's Gefängniß geworfen. Vier Jahre lang brachte er in einem abscheulichen Kerker des Towers zu, und erst als man in Folge dieses Aufenthaltes sein Lebensende befürchtete, wurde er in ein anderes Gefängniß gebracht und mit weniger Grausamkeit behandelt, nicht um sein Leben zu verlängern, sondern um ihn langsamer sterben zu sehen. Hier erholte er sich und es entstand in ihm der sehnliche Wunsch, Aufnahme in der Gesellschaft Jesu zu finden. Es gelang ihm, Briefe an den P. Thomas Darbiscir nach Paris schicken zu können, der sich für ihn bei dem Ordensgeneral Mercurianus zu Rom verwendete. Dieser nahm ihn nun am 4. Mai 1579, im 5. Jahre seiner Gefangenschaft nicht nur in die Gesellschaft auf, sondern schickte auch ein Trost- und Ermuthigungsschreiben an ihn. So oft die Wächter eines Gefängnisses durch die Sanftmuth und Geduld ihres Gefangenen sich zur schonungsvollen Behandlung desselben bestimmen ließen, wurde er wieder in ein anderes gebracht, was ihm aber nicht unlieb war, da sich ihm Gelegenheit darbot, einerseits durch ihm unbekannte Wächter mehr für Christus Leiden und Mißhandlungen ertragen zu dürfen, und andererseits immer wieder neue Menschen anzutreffen, auf welche er durch seine Belehrung solchen Eindruck machte, daß sie sich zu Christus bekehrten. Als die Diener des Königs dieses gewahrten, beschloßen sie, ihn nimmer länger in London bleiben zu lassen; man brachte ihn daher nach Wisleach, ein ungefähr 50,000 Schritte von London entferntes, zerfallenes Schloß, das ehedem der Bischof von Eli bewohnt hatte. Dort befanden sich mehrere Priester, gleichsam in einer Schule der Schmerzen und der Geduld, welches Gebäude Elisabeth zur Grabstätte der Katholiken und zumal der Priester bestimmt hatte. Bei seiner Ankunft befanden sich in jener Ruine 35 Gefangene, die Einen in ihrem Kerker allein, die Andern wieder mit Mehreren zusammen. Nur bei Tische kamen sie Alle zusammen, wo aber auch Ketzer als Zeugen ihrer Unterredung sich einfanden. Der Aufseher des Gefängnisses, Gray mit Namen, war ein grausamer Mensch und Todfeind der Katholiken, der in seinem Hasse sich äußerte, er würde, wenn es auch gewiß wäre, daß nur bei den Vapisten allein Gnade und Heil zu finden wäre, doch lieber verdammt werden. Dieser Wunsch ward ihm auch gewährt; denn er nahm ein schauderhaftes Ende, was aber seine Töchter veranlaßte, sich zur katholischen Kirche zu bekehren. – Nur heimlich konnten die Priester manchmal die heiligen Geheimnisse feiern. Jedoch nach einem 6jährigen Aufenthalt unsers Thomas gestattete man ihnen etwas freiere Bewegung, was die Väter Weston, Mettanus und Pondui dazu benützten, eine gleichsam klösterliche Ordnung in ihrem Gefängnisse einzuführen, und die Stunden für Betrachtung, Gewissenserforschung, Lesung und Studium der heiligen Schriften und Abhaltung des Gottesdienstes einzuhalten. Man fand sogar Zeit, auch Vorlesungen über die heilige Schrift, über lateinische, griechische und hebräische Sprache, über Dogmatik und Moral, sowie Ermahnungen zur Tugend und Vollkommenheit zu halten. Bald verbreitete sich der Ruf von Wisleach Castle nicht allein unter den Katholiken, sondern auch bei den Ketzern, und man hielt den Ort nicht mehr für einen Kerker, sondern für eine Akademie der gelehrtesten Männer und die Schule aller Tugenden. Thomas hatte zuerst 7 Jahre in den Gefängnissen Londons und 10 Jahre in Wisleach Castle zugebracht. Endlich rief ihn der Herr ab zum Empfang der ewigen Krone. Er entschlief, ohne von einer besondern Krankheit heimgesucht zu werden, im Monat Juni (der Tag ist unbekannt) 1592 im 60. Jahre seines Lebens. (Tann. 20.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.