Urbanus, B. (25)

Urbanus, B. (25)

25B. Urbanus, V. Ep. Conf. (19. Dec.) Dieser Selige führt erst seit Pius IX., welcher am 10. März des J. 1870 seine Verehrung bestätigte, unbestritten diesen Titel; früher hieß er bald »heilig«, bald »selig«, bald »ehrwürdig«. Die Ursache dieser langen Zögerung ist unzweifelhaft darin zu suchen, daß er nach kurzer Zeit seinen Sitz zu Rom wieder verließ, um nach Avignon zurückzukehren. Er war zu Grisac, einem Schlosse im Bisthume Mende, um das J. 1310 geboren und hieß vor seiner Erhebung Wilhelm von Grimoard (Grimoald). Nachdem er zu Montpellier und Toulouse studirt hatte, trat er in das Benedictinerkloster St. Victor in Marseille, und wirkte an verschiedenen Orten als Lehrer der heil. Wissenschaften. Bald wurde er zum Abte erwählt und stieg von Jahr zu Jahr an Berühmtheit. Die Päpste Clemens VI. (vom J. 1342–1352) und Innocenz VI. (1352–1362) übertrugen ihm ehrenvolle und schwierige Sendungen nach Italien. Als er, obwohl dem Cardinalscollegium nicht angehörig, zum Papste erwählt wurde (28. Oct. 1362), befand er sich eben im Neapolitanischen. Am 6. Nov. empfing er die Bischofsweihe. Auch als Papst blieb er, soweit möglich, ein frommer, einfacher Ordensmann, und liebte die Armuth und die Armen. Aus diesem Grunde unterließ er an seinem Krönungstage den üblichen Umritt durch die Straßen der Stadt. Unter seinen Thaten nehmen die zahlreichen und demüthigen Liebeswerke, welche er an Armen und Nothleidenden vollzog, und die Wiederherstellung der Kirchen, Klöster und Lehranstalten den ersten Rang ein. Das längere Zeit unbesetzt gebliebene Bisthum Avignon verlieh er seinem Bruder, dem Regularkanoniker und Prior bei St. Peter zu Die. Seine nächste Unternehmung, einen Kreuzzug gegen die Türken zu bewirken, welche dem J. 1363 angehörte, hatte keinen Erfolg. Das Abendland war zu jener Zeit zu sehr verdorben und zerklüftet, als daß ein so großes Werk hätte in Angriff genommen werden können. Besonders die italienischen Länder seufzten unter beständigen blutigen Kämpfen. Der Tyrann von Mailand, Barnabo Visconti, wurde vom Papste excommunicirt, und der heilige Krieg gegen ihn beschlossen. Endlich unterwarf er sich im J. 1364, der Friedensvertrag wurde am 1. März unterzeichnet. Auch Kaiser Karl IV. von Deutschland trat mit dem Papste in freundschaftliche Verbindung und bot ihm für seine vorhabliche Rückkehr nach Rom militärische Hilfe an. Waldemar III. von Dänemark, welcher an dem Kreuzzuge in das Morgenland Theil zu nehmen versprochen hatte, erhielt von ihm die goldene Rose und zahlreiche Reliquien für die Kirchen seines Landes. Im folgenden Jahre am 3. Mai erließ der eifrige Oderhirte eine strenge Verordnung gegen die Pluralität der Beneficien, aus welcher die Verwahrlosung der Seelsorge, der Zerfall der Kirchengebäude, die Auflösung der Kirchenzucht und die Schädigung der Rechte und Güter der Kirche hervorgehe. Ebenso ordnete er die Feier von Provincialconcilien an, und hatte die Freude, daß noch im nämlichen Jahre ein solches zu Tours eröffnet wurde. Demselben folgte das Concil zu Vaure, auf welchem die Provinzen Narbonne, Toulouse und Auch vertreten waren. Nebstdem eiferte Urban V. gegen den Wucher, den Concubinat und die Simonie. Schon im ersten Jahre seines Pontificats gab er in einem vertraulichen Schreiben nach Rom die Absicht, dahin zurückzukehren, zu erkennen. Im J. 1366 ließ er zu Viterbo, wo er einige Zeit zu bleiben gedachte, und zu Rom die nöthigen Vorbereitungen für seine Ankunft treffen. Unter den berühmten Männern, welche ihm hiezu riethen, nimmt Petrarca eine vorzügliche Stelle ein. Er schrieb: »Freilich hat der Papst überall seinen rechtmäßigen Sitz; wo er sich aufhält, ist auch seine Braut, die Kirche. Aber ich din sehr weit entfernt, deine Sitze einengen zu wollen. Möchte doch deine Gewalt sich ausdehnen bis an die Grenzen der Erde! Wo immer der Name Christi geehrt wird, hast du, ich bekenne es, deinen Sitz. Aber kein Mensch wird leugnen. daß Rom dir ganz besonders zustehe, denn diese Kirche hat keinen andern Bräutigam, keinen andern Bischof. Du hast viele Bischöfe von deinem Hofe weggeschickt, um sie ihren Kirchen zurückzugeben, sollte nicht auch Rom durch dich den seinigen wieder bekommen?« Nachdem der Minorite Marcus von Viterbo als Friedensapostel den Kirchenstaat durchwandert, und der Cardinal Aegydius Albernoz in gleichem Sinne vorgearbeitet hatte, schiffte sich der Papst auf einem Venetianischen Dreiruderer unter zahlreicher Begleitung von andern großen Schiffen, welche die Königin Jahanna von Neapel, die Venetianer, Genuesen und Pisaner ausgerüstet hatten, auf denen sich, fünf ausgenommen, die sämmtlichen Cardinäle befanden, am 19. Mai des J. 1367 zu Marseile ein, und landete glücklich in Genua. Nach einem Aufenthalte von fünf Tagen ging die Reise über Porto Venere, wo drei Tage gerastet wurde, über Pisa und Piombino nach Corneto, von wo aus der Landweg nach Viterbo eingeschlagen wurde. Ueberall kam ihm das Volk, Oelzweige in den Händen tragend, jubelnd und beglückwünschend entgegen. Der Einzug in Rom am 16. Oct. war besonders großartig und feierlich. Der Papst nahm, nachdem er bei St. Peter gebetet hatte, seine Wohnung im Vatican. Eine seiner ersten Amtshandlungen war ein Erlaß an die Bischöfe und Aebte in Süditalien, in welchem er dieselben in allem Ernste an ihre Residenzpflicht mahnte. Im März des J. 1768 nahm er unter feierlicher Erhebung der Häupter der hhl. Petrus und Paulus von der Laterankirche, welche mittlerweile wieder in bessern Stand gesetzt worden war, Besitz. Die Kirche und das Kloster St. Paul hat er gleichfalls wieder hergestellt. Seinen Sommeraufenthalt nahm er in dem Bergstädtchen Montefiascone, von wo aus er gegen die öffentliche Verehrung von Heiligen, deren Leben und Wunder vom heil. Stuhle nicht geprüft seien, ein strenges Verbot ergehen ließ. Unterm 14. Juli schrieb er an den König Ludwig von Ungarn, er danke ihm für die Hilfe und Unterstützung, welche er den Franciscaner-Minoriten bei ihren Missionspredigten in Bulgarien, Rascien und Bosnien habe angedeihen lassen. Am 1. Nov. des nämlichen Jahres krönte er in der Vaticanischen Basilica die Gemahlin des bereits im J. 1355 gekrönten deutschen Kaisers Carl IV., welcher auf sein Ansuchen zur Unterwerfung der italienischen Großen, welche Kirchengüter geraubt hatten und nicht herausgeben wollten, nach Rom gekommen war. Montefiascone, wo er auch im Sommer des folgende Jahres sich aufhielt, erhob er zu einem Bischofssitze. Am 18. Oct. d.n.I. nahm er den Kaiser Johannes (nicht Joseph) Paläologus und seine Gemahlin Helena, welchen die Furcht vor der Uebermacht der Türken und die ihm vom Papste in Aussicht gestellte Hilfe, welche jedoch trotz aller seiner Bemühungen nicht zu Stande kam, angetrieben hatte, die Wiedervereinigung mit der römischen Kirche zu suchen, in die Kirchengemeinschaft auf. Am 13. Nov. trug er den Erzbischöfen von Ragusa und Spalato und ihren Suffraganen auf, daß sie nach Kräften jede Verbindung, auch die Handels-Verbindung, der Katholiken mit den Ketzern in Bosnien verhindern und strafen sollten. Ebenso ließ er sich die Belehrung der Walachei und Moldau angelegen sein, und zwar mit dem besten Erfolge. Die Anerkennung der römisch-katholischen Kirche drang immer weiter zu den Orientalen. Der Patriarch der Nestorianer non Mossul kam nach Rom, sich zu unterwerfen. Im J. 1370 sendete er neue evangelische Sendboten in die Tartarei und gab ihnen Empfehlungsbriefe an den Chan und an die übrigen Großen des Landes mit. Für Combalu (Peking) in China weihte er den ersten Erzbischof. Das Kloster Cassino erneuerte er und gab ihm zur Einführung der Reform den Camaldulenser Andreas von Favenza. Nicht lange hernach ging er von Rom nach Viterbo und Montefiascone, um nicht mehr in die ewige Stadt zurückzukehren. Zu Montefiascone unterzeichnete er noch die Bestätigung der Brigittinerregel und des neuentstandenen Büßerordens der Jesuaten. Er bezeugte vor seinem Abgange öffentlich, daß nicht Mangel an Treue, Gehorsam und Ehrfurcht von Seite der Römer, sondern lediglich das öffentliche Wohl, nicht allein das der Kirche, ihn bewege, seinen Aufenthalt wieder in Avignon zu nehmen. Er hoffte nämlich, in dieser Stadt das Friedenswerk zwischen Frankreich und England mit besserm Erfolge betreiben zu können. Umsonst suchte die hl. Brigitta ihn zurückzuhalten, indem sie ihm schriftlich, und auch in eigener Person, mittheilte, sie habe von der heil. Mutter Gottes die Offenbarung erhalten, es sei nicht der Wille Gottes, daß der Papst Italien verlasse; er werde nach Avignon nur zurückkehren, um sogleich dort zu sterben, und über sein Thun Rechenschaft abzulegen. Der Papst ließ sich aber nicht zurückhalten, und reiste im August nach Corneto, von wo er sich nach Marseille einschiffte. Am 24. Sept. kam er in Avignon an, und wurde freudig aufgenommen. Das Friedenswerk, dessen er sich sogleich annehmen wollte, konnte er nicht beginnen, denn er wurde bis auf den Tod krank; er dachte jetzt an nichts mehr, als an die Vorbereitung auf seinen Tod. Nachdem er die heil. Sacramente empfangen hatte, bekannte er nochmals laut den Glauben an die Lehre der kathol. Kirche, und verschied gottselig am 19. Dec. 1370. Sein Leichnam wurde anfänglich im Dome zu Avignon beigesetzt, dann aber nach seinem Willen nach St. Victor in Marseille übertragen. Bald entstand eine Wallfahrt zu seinem Grade, und zahlreiche Votivtafeln bestätigten die wunderbare Wirkung seiner Fürbitte.



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