- Veronica, S. (2)
2S. Veronica, Matrona (4. al. 3., 15., 26., 27. Febr., 25. März). Ueber den Namen dieser heil. Veronica besagt eine autentische Erklärung durch Papst Nicolaus IV. vom 13. April des J. 1290, daß in der Basilica des Apostelfürsten zu Rom das Bildniß des kostbarsten Angesichts unsers Herrn, »welches die gemeinsame Stimme der Gläubigen Veronica nennt,« als Kennzeichen seiner besondern Liebe aufbewahrt werde (sui pretiosissimi vultus Imaginem, quam Veronicam fidelium vox communis appellat in singularis amoris insigne tribuit venerari). Daneben läuft folgende Tradition: die heil. Veronica war eine Schülerin Christi und Matrone zu Jerusalem, die auch Verenice, Veronica und Berenice genannt wird. Sie hat, als Christus mit dem Kreuze an ihrem Hause vorübergeführt wurde, ihm ihr Kopftuch zum Abtrocknen dargereicht, in welchem Er sein heiligstes Antlitz abgedruckt zurückließ.12 Dieses ihr Haus lag 550 Schritte vom Hause des Pilatus entfernt. Wenn man zur Grabeskirche geht, liegt es dem Pilger zur Linken. Ehedem soll es ein Eckhaus gewesen sein, während es setzt zwischen andere Häuser eingebaut ist. Die Frage, ob sie bei den weinenden Frauen (Luc. 23, 27) gewesen sei, welche Salmeron u. A. bejahen, während die Boll., auf die Ortstradition in Jerusalem gestützt, sie verneinen, läßt sich um so weniger beantworten, als nach dem Eingangs angeführten päpstlichen Schreiben selbst die Person der heil. Veronica nicht festgestellt ist. Doch erzählt die römische Tradition weiter, diese Frau habe das Schweißtuch selbst nach Rom gebracht, indem sie aus Gallien, wohin sie mit Lazarus, Martha, Magdalena etc. (s. d. d.) gekommen sei, hieher reiste13. Sie übergab, ehe sie starb, das heil. Bildniß dem heil. Clemens I. und dessen Nachfolgern zur Aufbewahrung. Alljährlich, bei besondern Gelegenheiten, z. B. Abends nach der Mette der letzten Tage der hl. Woche, am ersten Sonntage nach Epiphanie und am Feste Christi Himmelfahrt, wird diese Reliquie mit mehreren andern dem Volke gezeigt. Sie führt den Namen »Schweißtuch der Veronica« oder »hl. Angesicht.« Abdrücke, die an dem Bilde berührt sind, wurden und werden zu Tausenden verkauft. Daß Andere die hl. Veronica zum 20. März nennen, kommt daher, weil sie an diesem Tage, dem Todestage des Herrn, mit dieser heiligen Reliquie begnadiget wurde. Nach einer andern Tradition, welche zuerst sich im sg. Evg. Nicodemi findet, aber in der Kirche zu Mailand durch das Meß-Rituale und das Brevier (4. Febr.) bestätiget wird, wäre sie die durch den göttlichen Heiland vom Blutflusse geheilte Frau. (Marc. 5, 20. ff.) Siehe unten diesen Artikel. – Ehemals war in einigen Diöcesen an dem Festtage der Heiligen auch eine Sequenz üblich, welche bei den Boll. abgedruckt ist. Das derselben beigefügte Gebet enthält die Bitte, daß wir, wie hier auf Erden im Spiegel und im Räthsel, so dereinst im Himmel das wahre Angesicht des Herrn zu schauen gewürdiget werden mögen. In der großen siebenfachen St. Stephanskirche zu Bologna wird ein Theil der Reliquien der hl. Veronica verehrt. Was von der Ehe dieser heil. Matrone mit dem heil. Amator5 gesagt wird, ist dort bereits kurz angedeutet. Im Anschlusse hieran und an die Legende vom heil. Martialis fand sie unter dem Namen der heil. Venisa oder Venica zu Rouen, Valencienne, Tournay, ferner in neuester Zeit im Proprium des Bisthums Cahors unter dem Namen Veronica große Verehrung, besonders am 26. und 27. Febr. und zwar als Martyrin14. Sie wurde ehedem vom weiblichen Geschlechte in Geblütskrankheiten angerufen. Die Abbildungen der hl. Veronica sind bekannt. Im Mart. Rom. findet sich ihr Name nicht. (J. 449–457.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.